Loecher, noch und noecher
freilich“, sagt der Biermösel.
Dabei hat der Biermösel aus den Adleraugenwinkeln heraus den Kontoauszug von ihrem neu eingerichteten Konto auf dem Küchentisch liegen gesehen, und da hat er sofort kapiert, dass nicht nur die wirklich gelungene Überraschung von ihren Töchtern der Grund für ihre Tränen war. Wenn sie nämlich das Geld, das er ihr im Spätherbst gegeben hat, irgendwann auf das Konto gelegt hat, dann ist es jetzt ganz sicher nicht mehr drauf, dafür ist das Minus nämlich zu dick, das davor steht.
Bin ich froh, denkt sich der Biermösel jetzt bei diesem Anblick, bin ich wirklich froh, dass ich den Jackpot Charlie noch mit Blei extra betankt habe. Und wenn sich jetzt draußen die Schneeberge nicht minütlich immer noch weiter auftürmen täten, dann täte er jetzt sogar zum Unfallort zurückkehren und mit der Doppelläufigen noch ein paar Schäuferl nachlegen.
Aber da streckt ihm die Anni wieder ihre Hände entgegen, damit er sie verhaften soll, und sie erklärt sich wieder bereit, dass sie noch einen Kredit („noch einen!“) bei der Ackerbau- und Viehzuchtbank aufnehmen wird, damit sie den Schaden beheben kann, den ihre Zwillinge schon wieder angerichtet haben, „ich tu alles für dich, Biermösel, wenn ihr die zwei nur in ein gutes Heim bringt, sie sind ja im Grunde keine schlechten Menschen, wie ich immer sage, sie leben nur in einer schlechten Welt.“
„So ist es“, sagt der Biermösel, und auch der Doktor Krisper nickt zustimmend.
„Jenny, Manu, kommt her und kniet euch nieder!“, sagt die Anni. „Und jetzt wascht dem Biermösel bitte die Füße, damit er sieht, wie gut ihr seid.“
Da mischt sich wieder der Doktor Krisper ein und lacht: „Falsches Fest, Anni, komplett falsches Fest!“
„Na und?“, denkt sich der Biermösel beleidigt, „wenn sie mir justament die Füße waschen wollen!“
Wie die beiden dann schon bei der Tür stehen und sich verabschieden wollen, da dreht die Anni Radio Schmalz auf, wegen der vorweihnachtlichen Stimmung, und sie hören den Weihnachtssuperhit vom Shubidu Jack aus dem Jahre Schnee, „Schleim, Schleim, Schleim, it‘s christmas time“. Und dann fragt die Anni den Biermösel mit treuherzigem Blick, ob sie nicht nach Weihnachten wieder zu ihm kommen und ihm das Scheißhaus putzen darf, jetzt wird sie das Geld nämlich dringender brauchen denn je.
„Aber freilich“, sagt der Biermösel und umfasst den Duftbaum, den er tief in seinem Wetterfleck mit sich herumträgt. „Und wenn der Wollatz doch noch einmal auftaucht aus seiner Verschellung, dann kannst du ab nächstem Jahr bei mir einen wirklich einmaligen Musentempel herauswischen, das wäre dann mein Weihnachtsgeschenk an dich, sozusagen.“
Da verpasst ihm der Doktor Krisper doch noch den Tritt in die Kniekehle, den er schon so lange anbringen wollte, und er erinnert ihn mit der gewissen Handbewegung daran, dass sie ja noch jede Menge Bares für die Anni im Silbertannenwald gesammelt haben, das hätte der Biermösel jetzt fast vergessen, so verliebt schaut er sie an.
Der Biermösel drückt der Anni also die 10.000 Euro in die Hand und noch ein bisserl mehr dazu. Dann schaut er ihr tief in die Augen und umschließt ihre vom vielen Putzen geröteten und aufgerauten Finger mit seinen riesigen Pratzen, was ihr nach den manikürten Kugelschreiberhänden vom Jackpot Charlie einen wohligen Schauer der Geborgenheit und Sicherheit über den Rücken jagt.
„Kauf dir ein paar Honigwachskerzen darum“, sagt er, „drüben am Weihnachtsmarkt in Ischl.“
Da ist die Anni so beschämt, weil sie den Biermösel immer wieder so verkennt und falsch einschätzt, und mit einer Träne im Auge fragt sie ihn, ob er nicht überhaupt mit ihr und den Zwillingen morgen Weihnachten feiern will, „die Jenny hat weiß Gott genug Zwiebel geschält, sodass sich ein Zwiebelrostbraten für vier locker ausgeht, wenn auch vielleicht mit mehr Zwiebeln als mit Rostbraten.“
„Mhhm!“, läuft dem Biermösel augenblicklich das Wasser im Mund zusammen, und fast ist er schon versucht, die Einladung anzunehmen, er hat dann wirklich schon sehr lange nichts mehr gegessen. Aber soviel weiß auch einer wie er über die Liebe, dass man nicht gleich in die hinterlassenen Hauspatschen vom Nebenbuhler hineinschlüpfen darf, kaum dass sie ungenützt im Vorzimmer herum stehen, schon gar nicht, wenn man die eigenen Schuhe schon ein paar Tage nicht mehr ausgezogen hat, das ist das eine Problem. Das andere ist – und das tut dann
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