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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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einmalig!
    Andererseits steht er mit jeder blauen Tablette wieder sicherer in den Schuhen, langsam füllt sich der leere Speicher wieder, und die Verweichlichung fließt ab wie das Überwasser aus dem Stausee in Kaprun, oder anders herum ausgedrückt: Der schlafende Riese streckt die Glieder weit von sich und gähnt schon wieder, bald ist er wach.
    Wie der Doktor Kripser dann endlich auftaucht, mit seiner trockenen Zunge weit unten bei den Knien, mit ein paar wirklich schönen Blutblasen an den Füßen in seinen genagelten Schuhen und einem zerrissenen Hosenbein nach einer unfreundlichen Begegnung mit einer streunenden Kampfhundmaschine von irgendeinem depperten Staatsschauspieler, da lässt der Biermösel aber noch immer keine Gnade walten und ihn aufsitzen.
    Stattdessen lässt er ihn über eine Strecke von gut drei Kilometer neben sich herlaufen, damit sein Kreislauf nicht allzu abrupt absackt und damit er auch wirklich versteht, dass man einen Gendarmen nicht falsch medikamentiert, „nie und unter keinen Umständen, verstehst?“
    „Verstehe.“
    Wenn er jetzt ein Lasso dabei hätte, täte er es sogar machen wie der Indianer mit dem Ponydieb und den Doktor Krisper hinter sich herschleifen, bis ihm die Haut abfällt. Aber weil er gerade keins dabei hat und auch keinen Marterpfahl, an den er ihn mit dem Lasso fesseln und an dem er ihn anschließend mit der Husqvarna skalpieren könnte, gibt er ihm halt noch einen Arschtritt und erteilt er ihm halt nach einem weiteren schmerzhaften Negerbussi auf die Schenkerl doch die Absolution, allerdings nicht, ohne dass er ihm vorher mit zwei gestreckten Fingern in seinen Augen die Zusicherung abringt, dass er ihn lebenslänglich mit den blauen Tabletten versorgen wird, wenn er nicht den ganzen Kreuzweg noch einmal mit ihm gehen will. Und falls sich das mit der Anni doch noch irgendwann in Richtung Romantik pur einrenken sollte, dann will er auch die roten Tabletten für den Vati, damit Mutti wieder quietscht, „hast du mich verstanden, Krisper, und kannst du mir das versprechen?“
    „Verstanden und versprochen.“
    Nach all den Wochen ohne Aerodynamik, in denen sich der Biermösel vorgekommen ist wie der Lawinentote unter der Lawine, gleitet er jetzt mit dem Doktor Krisper am Sozius endlich wieder vergleichsweise leicht dahin wie die Nussschale über den stürmischen Ozean. Sie fliegen hinüber in Richtung Anni, auf der insgeheim natürlich immer noch seine ganzen Hoffnungen auf einen erfüllten Heiligen Abend zu zweit ruhen wie die sanften Finger von der Franzi Kubelik auf der geschuppten Haut vom Lindbichler, der noch immer nicht räumt.
    Wie sie aber das kleine Haus von der Anni erreichen und sich durch den hohen Schnee bis hin zur Haustür vorkämpfen, da hören sie von drinnen ein wirklich einmalig falsches „Stille Nacht, heilige Nacht“, und dann fragt die Jenny die Mama, ob sie die zweite und dritte Strophe auch noch singen sollen, also Frage an Doktor Krisper: „Was ist denn da drinnen los?“
    „Bitte nicht die zweite und die dritte auch noch!“, sind sich der Biermösel und der Krisper ausnahmsweise einig, und auch von der Anni hören sie dazu ein deutliches „Gnäd, please!“, eine Putzfrau muss heutzutage auch Englisch können.
    Die Anni sitzt weinend mit der Goldhaube von der Seebachwirtin auf ihrem Schädel in der engen Küche, und auf dem kleinen Tisch vor ihr liegt lieblos aufgetürmt der ganze Haufen Kleingeld aus dem Opferstock, mit einer kleinen Masche oben drauf, als Sahnehäubchen.
    Nicht ausgeschlossen, dass sich die Anni über die zwei Geschenke irgendwann gefreut hätte, sind sich der Biermösel und der Doktor Krisper auch darin einig, morgen zum Beispiel, wenn der richtige Tag dafür gewesen wäre. Aber die Zwillinge haben sich komplett im Datum geirrt und stehen jetzt wie der Ochs und der Esel im Stall vor der Krippe bei ihrer Mama und sind so eingejointelt, dass sie gar nicht sagen könnten, ob sie die Anni jetzt einen Tag zu früh überrascht haben oder 364 zu spät, je nachdem, ob man positiv denkt oder negativ.
    „Hört auf zu singen, ihr habt mir eh schon genug angetan“, hören sie die Anni verzweifelt jammern, „Holt mir lieber den Biermösel und sagt ihm, dass er den Jackpot Charlie erschießen soll, auf den ich hineingefallen bin wie ein Teenager, und dann soll er bitte mich gleich dazu erschießen, ich bin einfach zu blöd zum Leben.“
    „Bin schon da“, meldet sich der Biermösel überraschend für die Anni und ihre

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