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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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gestreiften Schlafanzug mit nackten Füßen und erhobenem Zeigefinger. Ich höre, wie er den Hundebesitzer lautstark beschimpft, ziehe die Beifahrertür von innen zu und manövriere den Mini auf den Bürgersteig. Ein paar Sekunden lang tue ich gar nichts und sitze einfach nur da. Es ist sehr ruhig in meiner kleinen Kiste. Mein Herz schlägt schnell, und ich weiß nicht, ob ich aussteigen oder besser hier im Auto warten soll. Ich will mich nicht aufdrängen. Nach einer Weile entscheide ich mich doch fürs Aussteigen.
    Es ist so dunkel, dass ich gar nicht so recht erkennen kann, was auf der anderen Straßenseite vor sich geht. Es sieht aus, als würden David und der alte Mann im Schlafanzug, sein Opa, nehme ich an, kämpfen. Als ich näher komme, sehe ich, dass tatsächlich eine Rangelei im Gange ist, der alte Herr schreit mit aufgewühlter Stimme: »Lassen Sie mich los ! Lassen Sie mich sofort los !«, und fuchtelt hektisch mit den Armen, während David versucht seine Handgelenke zu fassen und dabei behutsam auf ihn einredet. Der Hundebesitzer steht in ausreichendem Sicherheitsabstand von den beiden entfernt, sein Hund bellt und zieht an der Leine. Davids Opa hat Blut im Gesicht, auf Stirn und Nase, und sein gestreifter Pyjama ist dreckig. So lebendig wie er hier herumspringt, scheint es allerdings schlimmer auszusehen, als es ist.
    »Ich gehe nirgendwo mit Ihnen hin !«, schreit er, und es sieht aus, als wäre er drauf und dran, David eine Ohrfeige zu verpassen. Er zittert vor Wut, und seine weißen Haare, die ganz schön lang für Opahaare sind, fallen ihm in die Augen.
    Dann sieht er mich unter der Straßenlaterne stehen. Er lässt die Arme sinken und sagt mit erstaunlich ruhiger, wie ausgewechselter Stimme: »Oh, wen haben wir denn da ? Das ist doch …« Er kommt auf mich zu und mustert mich einige Sekunden lang. »Ein Engel.«
    Ich weiß gar nicht, was ich tun oder sagen soll. Ich suche Davids Blick, aber er steht im Dunkeln, sodass ich nicht viel mehr als seine Umrisse erkenne.
    Sein Opa nimmt meine Hand. »So schön«, flüstert er. Seine Stimme klingt mit einem Mal ganz weich. Mit der anderen Hand streicht er mir in einer liebevollen Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er schaut mir in die Augen, als könne er darin etwas lesen. »Ich suche mein Zuhause. Bringst du mich da hin ?«
    »Ich … na ja … also«, stottere ich, »ja, natürlich.«
    Er hakt sich bei mir unter, und wir spazieren ein paar Schritte die Straße entlang, sein Blick ist auf einen fernen Punkt gerichtet. Wir laufen einfach so durch die Gegend, machen eine Kehrtwende und laufen wieder ein Stück zurück, und es ist gar nicht so unangenehm am Arm dieses alten Herrn. Unauffällig inspiziere ich im Gehen die Wunde, die sich mitten auf seiner Stirn befindet. Das Blut ist bereits getrocknet, also keine Gefahr, dass er verblutet. Aber seine nackten Füße, das muss doch wehtun auf dem kalten Asphalt !
    »Ist Ihnen … ist dir nicht kalt ?«
    »Nein, mein Engel, mir ist ganz warm.« Er lächelt mich selig an.
    Arm in Arm überqueren wir die Fahrbahn. Seine Schritte sind leichtfüßig, und obwohl wir nebeneinandergehen, ist es ein bisschen so, als würden wir tanzen. Er ist ein guter Tänzer. Ich werfe einen Blick über die Schulter zurück zu David, der mir kaum erkennbar zunickt, dann lasse ich mich weiter von seinem Opa führen. Unsere Köpfe sind ungefähr auf einer Höhe, als er mich ansieht und flüstert: »Weißt du, ich möchte gerne nach Hause.«
    »Ja«, sage ich. »Mach dir keine Sorgen, wir fahren nach Hause.«
    Er sieht erleichtert aus und drückt meinen Arm.
    Als wir an meinem Wagen ankommen, ist er erstaunt, aber nicht unwillig. Er klopft ein paarmal aufs Dach. Dann steigt er ein und zittert wie Espenlaub, kaum dass er sich gesetzt hat. Ich krame eine alte Wolldecke aus dem Kofferraum, lege sie ihm über und verpacke seine Füße gut darin.
    »Lieber Gott, ich danke dir«, sagt er und blinzelt mir zu. Er wirkt sehr klein unter der Decke.
    Unauffällig drücke ich den Knopf und verriegle von innen die Türen. Puh, das wäre schon mal geschafft. Und jetzt ? Ich meine, ich kann doch nicht … alleine mit ihm. Und wohin überhaupt ?
    Als David neben dem Auto auftaucht, verdunkelt sich das Gesicht seines Opas schlagartig, und er zischt mir zu: »Los, fahren wir. Dieser Verbrecher !« In seinem Blick liegen Ärger und Angst.
    »Aber«, ich lasse mein Fenster ein Stück runterfahren und sage laut: »Das ist doch dein Enkel,

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