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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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David.«
    »Unsinn !«, herrscht er mich an. »Ich habe keinen Enkel.« Er befreit sich aus der Decke und beginnt am Türgriff herumzunesteln. Ich spüre, wie Panik in mir aufsteigt, doch bevor ich etwas tun kann, flüstert Davids Stimme nah an meinem Ohr durch den Fensterspalt: »Okay, fahrt ihr zu zweit. Das Altenheim ist gleich um die Ecke, in der Tarpenbekstraße. Wir treffen uns dort.«
    Ich bemühe mich, so ruhig wie möglich zu klingen, als ich zu seinem Opa sage: »Du hast recht. Lass uns schnell losfahren, damit er uns nicht nach Hause folgt.«
    Der alte Mann sieht mich misstrauisch an, aber als ich den Motor anlasse und Gas gebe, lehnt er sich zufrieden zurück, und auf seinem Gesicht zeichnet sich ein feines Lächeln ab.
    Es ist warm unter Davids Decke. Mmmh. Und ich hatte schon Sorge, ich würde nie mehr auftauen. Denn als mir sein Opa, Richard, vom Fenster seines Heimzimmers ein letztes Mal zuwinkte und David und ich in den Mini stiegen, überkam mich ein Frösteln, das während der ganzen Rückfahrt nicht aufhören wollte. Richard war erstaunlich guter Dinge, als ich ihn ablieferte. Er bot mir sogar etwas zu trinken an, »etwas Richtiges«, wie er mit einem Zwinkern betonte, rückte mir einen Stuhl zurecht und schaute mich ununterbrochen an. Er nannte mich Lenchen, und in seine Stimme mischte sich ein zärtlicher Ton. Unseren Abschied nahm er gelassen, ich musste ihm aber versprechen, dass wir bald wieder zusammen eine Spritztour unternehmen würden. Ob ich auch ein Cabrio hätte ?
    Irgendwie war es klar, dass ich nicht mehr nach Hause fahren würde, David und ich mussten gar nicht groß darüber sprechen. Er reichte mir eine karierte Boxershorts, die mich an ein Geschirrtuch erinnerte, und ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Abi 2006«, und ich verschwand damit im Bad.
    Als ich mich auszog und vor dem Badezimmerspiegel, in dem ich selbst auf Zehenspitzen nicht viel mehr als meine Nase sehen konnte, abwägte, ob ich mich abschminken sollte oder nicht, kam die Aufregung zurück. Was für eine absurde Situation ! Wir sollten übereinander herfallen, uns die Klamotten vom Leib reißen, wir sollten angetrunken sein und uns den ganzen Abend über schmachtende Blicke zuwerfen. Die Luft sollte vor Spannung vibrieren, wenn er mir den Spitzentanga mit den Zähnen über die Schenkel zieht, die durch das warme Kerzenlicht weich, also ich meine, fest und straff gezeichnet sind. Stattdessen stand ich allein unter einer nackten Glühbirne und blickte hinab auf Orangenhaut in Geschirrtuchboxershorts.
    Ich schminkte mich nicht ab, tapste über das wellige Laminat, ignorierte das Schnarchen aus Maltes Zimmer und traf David in ähnlichen Shorts an – meine waren blau-weiß kariert, seine grün-weiß – und mit Hurricane-Festival-Shirt, ebenfalls von 2006. Er stieg gerade auf zwei übereinandergestapelte Bierkästen, um sich von dort aufs Hochbett zu schwingen. Danach war ich an der Reihe. Die Bierkästen schaffte ich gerade noch, doch dann benötigte ich Davids Hand, die mich mit überraschend viel Kraft hinaufzog wie jemanden, der schwer am Vorsprung einer Klippe hängt – und dabei fast seine Shorts verliert !
    Die Bettwäsche fühlt sich rau an, und es gibt nur eine einzige Decke. Wir liegen beide auf dem Rücken, ich zum Glück an der Wandseite, sonst würde mir schwindelig. Auch so ist mir ein bisschen mulmig zumute. Was, wenn der Lattenrost unser Gewicht nicht aushält und wir in die Tiefe stürzen ? Ich würde mich gerne irgendwo festhalten, am liebsten an David, aber leider bin ich von einer ungeahnten Schüchternheit befallen. Unsere Arme berühren sich sehr, sehr leicht, was mir sehr, sehr bewusst ist. Wohlgemerkt haben wir uns bis dato weder berührt, geschweige denn geküsst, geschweige denn andere Dinge miteinander getan. Auch wenn ich mir das alles schon hundert Mal in allen nur denkbaren Varianten vorgestellt habe und aufpassen muss, dass ich das nicht mit der Realität verwechsle. Ich habe David noch nicht einmal in Ruhe betrachten können, denn ruhig war ich weder auf der Messe noch heute Abend, und das Foto aus dem Internet zählt nicht. Das habe ich zwar schon gründlich studiert, aber ich würde ihm wirklich gerne mal in natura in seine schönen blauen Augen schauen, und seinen Körper, den würde ich auch gerne mal inspizieren. Er ist groß und schlank, und er hat Kraft. Viel mehr weiß ich nicht. Er ist kein Muskelpaket, das mag ich eh nicht, trotzdem wüsste ich gerne, was sich da unterm

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