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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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darauf machen, warum irgendjemand mich gerade jetzt toll finden könnte.
    »Wie du den Laden gerockt hast. Das war super !«
    Die Kerze auf dem Brett neben dem Bett flackert, als ich mich bewege.
    »Fandest du das nicht … peinlich ?«, frage ich und schiebe Davids Hand von meinem Bauch weg wieder ein Stück nach oben. Seine Hand umschließt automatisch meine linke Brust. »Ich hab mich doch total zum Affen gemacht. Und nicht erst, als ich hingefallen bin. Ich weiß echt nicht, was mich da geritten hat.«
    Tief in mir weiß ich es schon, kann das aber nicht so recht in Worte fassen. Da ist so ein Kribbeln, das sich von meinen Beinen ausgehend im ganzen Körper ausbreitet, wenn die richtige Musik kommt. Ich bin ja froh, dass nichts von Wolfgang Petry oder Marianne Rosenberg lief, denn ob ich will oder nicht, auch dann fängt es manchmal an zu kribbeln.
    »Das war überhaupt nicht peinlich«, sagt David im Brustton der Überzeugung. »So tanzt heute keiner mehr ! Das ist total retro.«
    Hm, retro also, das soll offenbar ein Kompliment sein. Und wie David es ausspricht, klingt es auch wirklich eher wie sexy als wie alt und schrapnellig. Ich sollte wohl besser für mich behalten, dass das die einzige Art ist, auf die ich überhaupt tanzen kann. Ich kuschle mich an Davids Oberkörper und strecke meinen oben liegenden Arm nach hinten, um seinen Po anzufassen, und ziehe uns dichter zusammen.
    »Du warst wirklich cool. Kein bisschen unsicher.« David beißt mir leicht ins Ohrläppchen.
    »Unsicher ?« Was soll das denn heißen ? »Ich bin nie unsicher !« Ich ramme meinen Po entschlossen nach hinten.
    »Au ! Na warte, du Luder !« Er zwickt mir in den Bauch.
    Ich versuche mich aus der Löffelchenstellung zu befreien, klammere mich mit Händen und Füßen an das Brett neben seinem Bett und ziehe, aber David hält mich fest. Scheint ihn überhaupt keine Kraft zu kosten. Er küsst mich auf die Schulter und drückt sich noch ein bisschen enger an mich, sodass ich seinen Herzschlag an meinem Rücken spüre. Winde mich der Form halber weiter.
    »Gib auf, Kleines. Du hast keine Chance«, raunt er mir ins Ohr.
    Und während er mich an sich zieht, so dicht, dass wir fast eins sind, zieht er mir beiläufig den Slip herunter. Einfach so.
    Und einfach so weckt er mich auch am nächsten Mittag mit einem Frühstück, zu dem mir nichts mehr einfällt. Außer: Wow ! Meine Mutter würde das jetzt wohl Spätstück nennen und ausgiebig schnauben: »Da haben andere Leute schon das Mittagessen hinter sich.«
    Manchmal frage ich mich, womit ich diesen großartigen Mann alias Sexgott Kohen eigentlich verdient habe. Das ist doch ein handfestes Wunder, dass er in mich und ich in ihn verliebt bin und wir an einem Sonntagmittag in aller Harmonie ein opulentes Hochbettfrühstück genießen. Ich öffne kurz das Fenster, damit das schwarze Bettlaken, das David in Ermangelung eines Vorhangs dahinter eingeklemmt hat, herunterfällt. Was für ein schöner, sonniger Tag. Das ist beinahe mehr, als ich verkraften kann, besonders nach der letzten Nacht.
    Woher kennt mich dieser Mann so gut ? Woher weiß er, dass ich manchmal unsicher bin ? Ich hatte geglaubt, das könnte ich besser vertuschen. Denn manchmal, wenn ich jemandem unbedingt gefallen will, wie zum Beispiel David, seinen Freunden oder auch einem Geschäftspartner, verbiege ich mich so sehr, dass ich völlig vergesse, wer ich selbst eigentlich bin. Dann kommt es mir so vor, als wäre ich alles und nichts, gerade so, wie mich mein Gegenüber am liebsten hätte.
    Das zeigt sich übrigens auch an meinem Kleiderschrank, mit dessen Inhalt ich mich in null Komma nichts von der seriösen Journalistin im Business-Outfit in die brave Schwiegertochter mit Wollrock und dunkelblauen Halbschuhen verwandeln kann. Und von dort in die beflissene Operngängerin, die hippe Ich-mach-was-mit-Medien-Frau, mit ein paar weiteren Handgriffen in die Projektionsfläche für alle möglichen Männerfantasien und jetzt auch noch in eine Studentin. Wobei die Studentin offenbar nicht meine glaubwürdigste Maskerade darstellt. Habe für die verschiedenen Rollen sogar unterschiedliche Brillenmodelle mit Fensterglas. Die fürchterlich eulenartige Schwiegertochterbrille müsste ich eigentlich mal wegschmeißen.
    Wenn ich dann so verkleidet dastehe und überhaupt nicht mehr weiß, was eigentlich mein eigener Stil ist, und die Angst aufzufliegen auch noch hinzukommt, werde ich ganz wirr im Kopf, ärgere mich über mich selbst und, ja,

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