Löffelchenliebe (German Edition)
ich mich zu sagen und fühle mich extrem unter Zugzwang. »Nur manchmal erscheint mir das alles so abstrakt. Dann weiß ich zwar theoretisch, dass ich ganz sicher Kinder will, aber praktisch kann ich mir das alles überhaupt nicht vorstellen. Dann fühlt sich der Wunsch wie losgelöst von mir an.«
Rosalie nickt. Ina schnaubt.
»Manchmal denke ich sogar, dass ich eigentlich auch noch warten könnte, wenn nicht alle um mich herum Kinder bekämen. Und wenn ich jünger wäre. Und was David anbelangt«, füge ich schnell hinzu, bevor Ina mich unterbrechen kann, »da warte ich noch auf den richtigen Augenblick, um die Sache anzusprechen.«
»Den richtigen Augenblick !«, wiederholt Ina, und ihre Stimme überschlägt sich fast. »Der kommt nie !«
Hätte ich doch bloß nicht mit dem Thema angefangen. Ich hätte wissen müssen, wie Ina reagiert, schließlich haben Rosalie, Ina und ich schon gefühlte hundert Mal übers Kinderkriegen gesprochen. Da kennt man die Standpunkte seiner Pappenheimer.
Inas biologische Uhr hat zum Beispiel schon sehr früh angefangen zu ticken. Mit dreiundzwanzig war sie bereits überreif und stellte jedem Mann, der auch nur in ihre Nähe kam, die Gretchenfrage: Und, wie stehst du zum Thema Kinder ? Sie gab sich gar keine Mühe, die Frage zu tarnen. In einem besonders verzweifelten Moment hat sie einen fremden Tankwart, der gerade aus der Tankstellentoilette kam und noch seine Hose zuknöpfte, gefragt, ob er ein Kind von ihr wolle. Und am allertiefsten Tiefpunkt hat sie sogar Weint angebaggert, was sie heute vehement abstreitet. Zum Glück hat er nicht reagiert damals, nur gebrummt und den Rest des Abends am Etikett seiner Bierflasche herumgeknibbelt.
Rosalie hingegen weiß noch nicht, ob sie überhaupt mal Kinder will, dabei ist sie schon siebenunddreißig und Peter schon über vierzig. Rosalies Baby ist ihre Bar, und das Rosalies braucht Zeit. Da bleibt einfach keine Energie, auch noch an ein richtiges Baby zu denken.
Und ich ? Ich will ein winzigkleines, süßes Baby, und zwar mit dem Mann, den ich liebe. Ich habe es also doppelt schwer, denn einen Mann mit Kinderwunsch und halbwegs guten Genen zu finden ist ja schon ein haariges Unterfangen, aber dass ich diesen Mann dann auch noch liebe und dieser Mann zufällig auch mich liebt, scheint mir Inas Anspruch noch zu verschärfen. Zumal ich das Pferd ihrer Ansicht nach von hinten aufgezäumt habe, indem ich zuerst den Mann gefunden habe, ohne im Vorfeld seinen Kinderwunsch abzuklopfen. Das wäre mir aber auch unsympathisch gewesen. Wo bleibt da die Romantik ?
»Hörst du«, kreischt Ina nah an meinem Ohr, »den richtigen Augenblick für die Frage, den gibt es einfach nicht ! Du hast es damals doch schon bei Michael verbockt. Willst du dir etwa noch eine Chance durch die Lappen gehen lassen ?«
Rosalie greift nach meiner Hand. »Lass sie mal«, sagt sie zu Ina.
Dankbar lächle ich Rosalie an. Ina schweigt und setzt ihre schwarze Sonnenbrille auf, Rosalie und ich blinzeln in den blauen Himmel. Ich nippe an meiner Bionade und sehe Hans zu, wie er die Lichterkette testet, die sich von der Hauswand durch die Linden und wieder zurück zur Hauswand zieht. Er steckt den Stecker immer wieder um, bis die bunten Birnen schließlich mit dem grellen Licht der Sonne um die Wette brennen.
Hm, ganz falsch ist das, was Ina sagt, ja nicht. Es ist sogar recht wahrscheinlich, dass David noch überhaupt nicht an Kinder denkt. In Anbetracht seines Alters wäre das ja auch nicht sonderlich überraschend, da müsste ich ihm vielleicht tatsächlich ein wenig auf die Sprünge helfen. Denn um ehrlich zu sein wüsste ich wirklich gerne, wie er zu dem Thema steht. Also so im Allgemeinen. Na ja, und im Besonderen auch. Wenn ich wüsste, ob und wann er sich so ungefähr vorstellen kann, Kinder in die Welt zu setzen, hätte ich zumindest eine Größe, mit der ich arbeiten könnte. So hänge ich ziemlich in der Luft, übrigens auch beruflich, denn diese Woche sind schon die ersten Anfragen für Pressereisen im kommenden Jahr in mein Postfach geflattert. Und wenn ich nämlich dann vielleicht … schwanger bin, wer weiß, dann ist das mit dem Fliegen ja auch so eine Sache. Habe ich gehört.
Am allerallerliebsten würde ich auf der Stelle alles, was nach Kondom aussieht, aus unseren Schlafzimmern verbannen. Denn dass David mein persönlicher Herr Richtig ist, daran besteht kein Zweifel. Andererseits kann ich ihn doch nicht jetzt schon fragen, wann er mich denn nun endlich
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