Löffelchenliebe (German Edition)
zu schwängern gedenkt ! Da wird mir ganz anders allein bei der Vorstellung, das muss man subtiler angehen. Wir sind ja noch nicht einmal ein Vierteljahr zusammen, und ich habe mir doch vorgenommen, unkompliziert und entspannt an die Sache heranzugehen. Zumindest ihm gegenüber will ich so erscheinen. Und so eine Frage will außerdem gut vorbereitet sein, denn ich glaube, dass die Stimmung des Augenblicks eine nicht unerhebliche Rolle bei seiner Antwort spielt. Obwohl, wieder andererseits, denke ich und sehe zu Ina hinüber, die noch immer einen Flunsch zieht: Entweder er will Kinder mit mir, oder er will keine Kinder mit mir. Daran ändern auch Kerzenlicht und Liebesgeflüster nichts. Es führt kein Weg daran vorbei, ich muss handeln.
»Meine Damen !«, rufe ich und klopfe mit meinem dicken Silberring an meine Flasche. »Ich werde ihn fragen.«
Ina und Rosalie sehen mich überrascht an. Weint, der gerade seinen unförmigen Körper um die Ecke schiebt, bleibt abrupt stehen und stiert zu uns hinüber.
»Ja !«, rufe ich, »Ina hat recht. Den richtigen Augenblick gibt es nicht. Ich will einfach wissen, ob David sich überhaupt vorstellen kann, mit mir Kinder zu haben. Und wenn ja, ob wir uns, was den Zeitpunkt anbelangt, irgendwo treffen können. Was hilft es, mit der Frage zu warten und um den heißen Brei herumzureden ?« Ich fühle mich ausgesprochen enthusiastisch. Jawohl, man muss den Dingen ins Gesicht sehen !
»Ihr braucht gar nicht so zu gucken«, sage ich zu Rosalie und Ina, die mich anstarren, als hätten sie ein Ufo gesichtet. »Und du erst recht nicht, Martin Weint.« Den Typen habe ich ja gefressen.
Wortlos verschwindet er im Kneipeninneren. Die Dunkelheit dort drinnen will so gar nicht zu diesem sonnigen Tag passen. Doch Weint sitzt nie draußen, selbst im Hochsommer nicht, auch wenn er dann wie jetzt ganz alleine in seinem dicken Pullover am Tresen hockt.
Ina springt auf und umarmt mich mit flatterndem Pony. »Herzlichen Glückwunsch, Anna ! Du packst den Stier bei den Hörnern.«
Rosalie nickt. »Ja, vielleicht ist das in eurem Fall wirklich der bessere Weg.«
Hans und Harald stehen mit erhobenen Daumen vor der Eingangstür, Ina kramt in ihrem rot-weißen Apothekentäschchen nach der Sonnencreme und reicht mir eine Tube im Miniaturformat. Wird auch höchste Zeit, denke ich, mein Zinken glüht wie Feuer, und eine Clownsnase kann nun wirklich nicht förderlich sein bei meiner Mission.
Opa Richard klopft aufs Dach meines Minis. »Du hattest mir ein Cabrio versprochen.« Er sieht mich enttäuscht an.
Dass er sich daran erinnert.
David und ich sind noch drei Mal gemeinsam bei ihm gewesen, nachdem wir ihn in unserer allerersten Nacht bei unserem allerersten Date zurück ins Heim gebracht haben. Bei jedem Besuch hat Richard sich mir gegenüber ausnehmend charmant verhalten, mich immer wieder sehr aufmerksam angeschaut. Ein Mal hat er mir sogar mit seinem dünnen schwarzen Kämmchen, das er in der Brusttasche seines Hemds stets mit sich herumträgt, die Haare gekämmt. Erst hat es geziept, und ich habe mich ein bisschen geschämt, schließlich war ich aber regelrecht bezaubert davon, wie der alte Herr so selbstverständlich auf Tuchfühlung ging. Und auch seinem Enkel hat er immer wieder wohlwollend über den Kopf gestrichen, von Verbrecherfantasien keine Spur mehr. David schaut ein Mal in der Woche bei seinem Opa vorbei, manchmal sogar öfter, wie er es gerade hinbekommt neben seiner Abschlussarbeit, dem Unijob, seinen Treffen mit den Klimaschützern, der Fledermaushäuschen-Reparaturgruppe und natürlich neben mir. Und heute machen wir mit Opa Richard ein illustres Picknick am Elbstrand, bevor ich dann am Abend, wenn David und ich wieder allein und schön entspannt sind, mit der Kinderfrage herausrücke. Das habe ich mir fest vorgenommen.
Den ganzen Vormittag habe ich emsig in der Küche hantiert, erstmals in meinem Leben bergeweise Grünkernfrikadellen gebraten, Auberginen, Zucchini und Champignons zu Antipasti verarbeitet und zwei verschiedene Sorten Brot gebacken, eins auf Hefebasis mit Kürbiskernen, das leicht süßlich schmeckt, und ein Dinkel-Haselnuss-Brot. Dazu eine Aioli, für die man einen Waffenschein braucht oder ein besonders gutes Mundspray, außerdem eine rote Butter mit getrockneten Tomaten. Wenn schon, denn schon, habe ich mir gedacht und im selben Atemzug, dass dann aber auch erst mal wieder Schluss sein muss mit der ganzen Kocherei.
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen,
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