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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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Handgepäck durchgeht, packe außerdem gewichtsminimierend, was heißt, dass ich die schweren Dinge am Körper statt im Koffer trage.
    Stampfend zeige ich meine Bordkarte vor und trample weiter zum Durchleuchten. Mir ist heiß. Wie es sich gehört, habe ich meine flüssigen Kosmetika in einen Gefrierbeutel gepackt, wohl wissend, dass ich ein Fläschchen zu viel dabeihabe. Aber hey, soll ich ohne Concealer auf den Berg ?
    »Elf, das sind elf Behältnisse. Erlaubt sind nur zehn à hundert Milliliter.« Mein Augenaufschlag prallt am weißen Hemd des Sicherheitsbeamten ab. »Wären Sie also so freundlich, eins zurückzulassen. Da vorne ist die Mülltonne.«
    »Hören Sie«, klimpere ich weiter, »ich kann doch nicht einen Lippenstift im Wert von sechzig Euro einfach so wegwerfen.« Was stellt der sich vor ?
    »Die Richtlinien sind allgemein bekannt.« Sein Mund unter dem Schnäuzer ist kaum mehr als ein schmaler Strich.
    »Ach ja ? Mir nicht.«
    »Dann teile ich sie Ihnen hiermit mit. Erlaubt sind …«
    »Schon gut.« Ich grapsche wütend nach dem Gefrierbeutel.
    Während ich den Beutelinhalt vor mir ausbreite, wird mir immer heißer in meiner Kluft. Da ist es wenig hilfreich, dass mir der Sicherheitsbeamte unablässig auf die Finger starrt, denn wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es unter Beobachtung zu stehen. Wie damals bei Klassenarbeiten, wenn der Lehrer einem über die Schulter sah. Ich nehme mein Lipgloss von Dior in die Hand, wiege es hin und her und lege es weg, drehe und wende meinen noch ganz vollen John-Frieda-Conditioner und lege ihn weg, die Givenchy-Foundation, ich lege sie weg, die Wimperntusche, ebenfalls von Dior, die Nachtcreme von Biotherm. Hier ist definitiv nichts dabei, auf das ich verzichten könnte. Meine Bommelmütze saugt sich mit immer mehr Schweiß voll – von wegen atmungsaktives Material –, und meine Körpertemperatur nähert sich gefährlich dem Siedepunkt. Wenn nicht gleich etwas passiert, explodiere ich.
    »Also, was ist jetzt ?« Der Uniformierte greift nach meiner Augencreme, mein Arm schnappt mechanisch hinterher. Ich zerre, er hält gegen.
    »Bitte ! Nicht die Augencreme. Die ist von Dr. Hauschka.« Ich merke, dass ich weinerlich klinge.
    »Darling«, säuselt da plötzlich eine tiefe Männerstimme in mein Ohr, »gib mir doch die Creme. Ich habe noch Platz im Handgepäck.«
    Ein Arm legt sich um meine Schulter, Schweiß tropft mir in die Augen. Ein anderer Arm greift zielsicher nach meiner Augencreme und lässt sie in eine Laptoptasche aus dunkelbraunem Rindsleder gleiten. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, als der Arm mich sanft vom Sicherheitsbeamten wegzieht, der mit einem Mal ausnehmend freundlich in Richtung Arminhaber nickt. Ich wage einen Seitenblick, sehe einen schwarzen Anzug, der teuer wirkt, unter einem gebräunten Gesicht, und senke schnell wieder mein hochrotes Haupt.
    »Äh, ja, danke, Sie haben mir wirklich geholfen«, stammle ich.
    »War mir ein Vergnügen.« Seine Stimme ist sogar ausgesprochen tief, und er hält mich noch immer im Arm.
    Mir ist heiß, und ich stinke. Ich mache mich los und reibe unauffällig mit dem Zeigefinger unter meinen Augen entlang, um meine sich verabschiedende Wimperntusche wenigstens ein bisschen nach Smokey Eyes aussehen zu lassen. Die Mütze muss auf dem Kopf bleiben, nasser Pudellook ist nicht wirklich präsentabel, meine Jacke aus Geruchsgründen hochgeschlossen.
    »Hector ST «, sagt er und hält mir seine Hand hin.
    Hector ST ? Klingt wie Audi TT oder ein mir unbekanntes Modell der S-Klasse. Er hat doch gerade nicht wirklich seine Automarke genannt ? Vielleicht ist das ein neuer Trend in gehobenen Kreisen ? Denn dass er sich in höheren Kreisen bewegt, daran kann kein Zweifel bestehen.
    »Anna ›Mini Cooper‹ Brix«, stelle ich mich vor und kichere mit einem Mal wie irre.
    Hector ST schaut irritiert.
    »Entschuldigen Sie, bitte. Mein Name ist Anna, Anna Brix.« Ich ergreife seine Hand mit einem Lächeln. Er lächelt auch.
    »Was bedeutet ST ?«
    »Ein Kürzel, nicht der Rede wert. Übrigens, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich beobachte Sie schon eine ganze Weile. Sie sahen so gedankenverloren aus. Da habe ich mich gefragt, was wohl in Ihrem Kopf vorgeht.« Er schaut mich freundlich an.
    Mir wird immer heißer. »Ähm …« Wie gerne würde ich mir die Klamotten vom Leib reißen.
    »Keine Sorge, Sie müssen nicht darauf antworten.«
    Er setzt sich in Bewegung. Und ich laufe einfach neben ihm her. Keine Ahnung,

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