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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Arme.
    Sobald sie ihren müden, wettergegerbten Mann von Kopf bis Fuß gemustert hatte und wußte, daß er nicht verletzt war, wurde sie ruhig, zuversichtlich und gelassen und zeigte keine besondere Angst mehr, wenn auch immer wieder heimliche Sorge die schöne Maske ihres zarten Gesichts durchbrach. Er war ein kleiner Mann, fast zierlich gebaut, nicht viel größer als seine Frau, schwarzhaarig und mit schwarzen Brauen. Seinen Bewegungen fehlte die gewohnte fließende Leichtigkeit - kein Wunder nach einem langen Tag im Sattel, sein Lächeln war knapp und schief, als er seine Frau küßte und Cadfael freundlich mit der Faust auf die Schulter klopfte. Er ließ sich mit einem tiefen, heiseren Seufzen auf die gepolsterte Ofenbank sinken und streckte behaglich die bestiefelten Beine aus, das rechte eindeutig unter Schmerzen. Cadfael kniete nieder und zog ihm die steifen, eisüberkrusteten Stiefel herunter, von denen schmelzende Rinnsale auf die Dielenbretter liefen.
    »Um aller Christenseelen willen!« sagte Hugh, indem er sich vorbeugte und seinem Freund über die Tonsur strich. »Das hätte ich nicht mehr geschafft. Mein Gott, bin ich müde! Aber egal..., denn nun ist das Wichtigste geschafft - die Männer sind daheim und ich auch.«
    Constance eilte mit Essen und einem Becher warmem Wein herbei, Aline kam mit seinem Hauskleid und befreite ihn aus dem Ledermantel. Die letzten Etappen war er leicht bekleidet geritten, ohne den schweren Kettenpanzer. Er rieb sich mit beiden Händen über die vor Kälte steifen Wangen, dehnte in der Wärme des Feuers wohlig die Schultern und atmete tief und erleichtert auf. Sogar die Stimme wird nach langen Entbehrungen und großer Mühsal rauh und unsicher.
    Wenn er sich erholt hatte, würden die Worte wieder ohne Krächzen herauskommen.
    »Dein Stammhalter«, sagte Aline fröhlich, während sie jede seiner Bewegungen beobachtete, als er aß und sich aufwärmte, »hat die Augen aufgehalten, bis es nicht mehr ging.
    Er ist wohlauf und selbst in dieser kurzen Zeit gewachsen - Cadfael wird es dir erzählen. Er läuft schon tüchtig und macht sich nichts daraus, wenn er ab und zu mal stürzt.« Sie erbot sich nicht, ihn zu wecken und herzubringen, denn es war klar, daß es an diesem Abend keinen Raum für Kinder gab, wie heiß geliebt sie auch sein mochten.
    Hugh lehnte sich nach seinem Mahl zurück, gähnte gewaltig, schaute plötzlich lächelnd zu seiner Frau auf und zog sie zu sich herunter. Constance trug das Tablett hinaus, füllte seinen Becher nach und schloß leise die Tür des Zimmers, in dem der Kleine schlief.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Liebste«, sagte Hugh, indem er Aline an sich drückte. »Ich bin müde und zerschlagen vom Reiten, aber es ist nichts Schlimmes. Nun, den einen oder anderen Verlust haben wir natürlich zu beklagen, und das ist nicht schön. Doch habe ich die meisten Männer, die mit uns gen Norden ritten, zurückgebracht, wenn auch nicht alle - nicht alle! Den Anführer nicht - Gilbert Prestcote ist fort. Nur gefangengenommen und nicht tot, so hoffe und glaube ich, aber ob von Robert von Gloucester oder den Walisern... Ich wünschte, ich wüßte es.«
    »Die Waliser?« fragte Cadfael und spitzte die Ohren.
    »Wie das? Owain Gwynedd hat doch noch nie für die Kaiserin die Hand ins Feuer gelegt. Nachdem er sich so lange heraushielt und so viel dabei gewann? So ein Narr kann er nicht sein! Warum sollte er einem seiner Feinde helfen? Es sähe ihm ähnlicher, zuzusehen, wie sie sich gegenseitig die Kehlen durchschneiden.«
    »Ihr sprecht wie ein wahrer Christenmensch«, erwiderte Hugh mit einem knappen, düsteren Lächeln und schien erfreut, als Cadfael schnaufte und errötete. »Nein, Owain besitzt Urteilsvermögen und Verstand, doch zu seinem Unglück hat er einen Bruder. Cadwaladr war mit einem Trupp Bogenschützen da, und Madog ap Meredith aus Powys war bei ihm, ganz versessen aufs Plündern. Sie sind über Lincoln hergefallen und haben jeden gefangengenommen, von dem man sich Lösegeld versprach, sogar die Halbtoten. Aber ich bezweifle, daß Gilbert darunter ist.« Er bewegte sich etwas und brachte seinen steifen, geschundenen Körper auf den Kissen in eine bequemere Position. »Doch sind es nicht die Waliser«, fuhr er grimmig fort, »welche die größte Beute erwischt haben. Robert von Gloucester ist heute abend wohl schon auf halbem Wege zu seiner Stadt - um den einen Gefangenen, der ein ganzes Königreich wert ist, an die Kaiserin Maud zu übergeben.

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