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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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konnte durch keinen Lärm dieser Welt mehr gestört werden.
    »Was ist denn?« flüsterte Eliud, der sich nähergeschlichen hatte.
    »Nehmt dies«, befahl Cadfael und drückte dem Jungen den zusammengefalteten Mantel in die Hände. »Kommt mit zu Eurem Herrn und Hugh Beringar, und gebe Gott, daß die Frauen wohlbehalten im Haus sind!«
    Als er, mit Eliud stumm und schaudernd auf den Fersen, auf den Hof trat, sah er, daß er sich um die Frauen keine unmittelbaren Sorgen zu machen brauchte. Es war kalt draußen, und nun, da man die Höflichkeiten hinter sich gebracht hatte, war der Rest reine Männersache. Lady Prestcote hatte Lebewohl gesagt und sich mit Melicent ins Gästehaus zurückgezogen. Die walisischen Gäste warteten in einer lockeren Gruppe zusammen mit Hugh vor dem Torhaus, bereit aufzusteigen und davonzureiten. Die Pferde waren bereits gesattelt und trappelten mit klingenden Hufen auf dem Pflaster herum. Elis stand fügsam und pflichtbewußt an Einons Steigbügel, doch er wirkte bei der Aussicht, den Heimweg zu beginnen, nicht besonders erfreut. Sein Gesicht war so bewölkt wie der Himmel. Als Cadfaels rasche Schritte näherkamen und den Männern sein Gesichtsausdruck auffiel, wandten sie sich ihm aufmerksam zu.
    »Ich komme mit schlimmen Nachrichten«, sagte Cadfael unumwunden. »Mein Herr, Eure Mühe war verschwendet, und ich fürchte, Euer Aufbruch muß eine Weile verschoben werden.
    Wir kommen gerade aus der Krankenstation. Gilbert Prestcote ist tot.«

6. Kapitel
    Sie kamen beide mit ihm, Hugh Beringar und Einon ab Ithel, da sie gemeinsam für den Gefangenenaustausch verantwortlich waren, der sich so plötzlich ihrer Kontrolle entzogen hatte. Nebeneinander standen sie in dem düsteren, stillen Zimmer neben dem Bett. Die kleine Lampe in einer Ecke blinzelte wie ein sanftes gelbes Auge, die Kohlenpfanne wie ein hellrotes in der anderen. Sie starrten und tasteten und hielten eine glattpolierte Klinge vor Mund und Nase, fanden jedoch keine Spur von Atem. Der Körper war noch warm und biegsam, der Mann also noch nicht lange tot - aber tot war er.
    »Verwundet und geschwächt und erschöpft vom Reisen«, sagte Hugh traurig. »Euch trifft keine Schuld, mein Herr, wenn er nicht mehr die Kraft hatte, weiterzuleben.«
    »Dennoch hatte ich einen Auftrag«, entgegnete Einon.
    »Es war meine Pflicht, Euch einen Mann zu bringen und im Austausch einen anderen von Euch mitzunehmen. Jetzt ist die Angelegenheit hinfällig, sie kann nicht zum Abschluß gebracht werden.«
    »Ihr habt ihn aber lebend gebracht und ihn lebend übergeben. Erst als er in unseren Händen war, ereilte ihn der Tod. Nichts spricht dagegen, daß Ihr Euren Mann nehmt und wie vereinbart geht. Euren Teil habt Ihr getan, und Ihr habt ihn gut getan.«
    »Nicht gut genug. Der Mann ist tot. Mein Prinz ist nicht willens, einen toten Mann gegen einen lebenden auszutauschen«, sagte Einon hochmütig. »Ich spalte keine Haare, und ich will auch nicht, daß welche zu meinen Gunsten gespalten werden. Auch Owain Gwynedd wünscht dies nicht.
    Wir haben Euch, wenn auch ohne unsre Schuld, einen toten Mann gebracht. Ich werde keinen lebenden für ihn nehmen. Der Austausch kann nicht stattfinden. Er ist null und nichtig.«
    Bruder Cadfael, der mit einem Ohr diesem Disput lauschte, der in etwa so verlief, wie er es erwartet hatte, nahm die kleine Lampe auf, schützte sie mit der freien Hand vor der Zugluft und hielt sie dicht über das tote Gesicht. Es war kein quälender, grausamer Tod gewesen. Der Mann hatte fest geschlafen und war im Zustand tiefer Erschöpfung wohl leicht über die Schwelle getreten. Oder war diese Schwelle schlüpfrig und trügerisch? Dieses stumme, reglose Gesicht, das unter seinen Blicken immer grauer wurde, war ihm einige Jahre lang vertraut gewesen, wenn es nun auch verfallen und gealtert aussah. Er musterte es genau und bewegte die Lampe, um jedes Stück Haut zu beleuchten. Die eingesunkenen Stellen lagen in bläulichen Schatten, aber die vollen Lippen, die ein wenig zurückgezogen waren, hätten nicht diese lebhafte Färbung haben sollen und auch nicht den Abdruck der großen, kräftigen Zähne auf der Innenseite - und die aufgeblähten Nasenflügel hätten nicht so weit aufklaffen und seltsame Quetschmale zeigen dürfen.
    »Dann tut, was Euch richtig erscheint«, sagte Hugh hinter ihm, »aber ich für meinen Teil will klarstellen, daß Ihr frei seid, mit Eurer Gruppe heimzukehren und beide junge Männer mit Euch zu nehmen. Schickt mir

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