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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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allerwenigsten Grund, ihm den Tod zu wünschen, nachdem ihr ihn über einen so langen Weg getragen und versorgt habt. Es wäre widersinnig, auch nur daran zu denken. Hier sind die Mönche, das fahrende Volk, das in diesem Bezirk lebt, die Laienbrüder, ich selbst, obwohl ich die ganze Zeit mit Euch zusammen war, die Männer, die Elis von der Burg herbrachten... Elis selbst...«
    »Er wurde geradewegs ins Refektorium geführt«, sagte Einon. »Aber vor allem er muß hierbleiben. Wir sollten vielleicht damit beginnen, unter meinen Männern jene zu suchen, für die ohne Unterbrechung garantiert werden kann, wo sie sich aufhielten, und wenn es solche gibt, dann will ich sie mit mir nehmen, denn je eher Owain Gwynedd von dieser Sache erfährt, desto besser.«
    »Und ich«, sagte Hugh traurig, »muß nun seiner Witwe und seiner Tochter die Nachricht überbringen und dem Herrn Abt berichten. Es wird ein schlimmer Botengang werden. Ein Mord in seiner eigenen Enklave!«
    Abt Radulfus kam mit grimmiger Miene, betrachtete lange und bekümmert den Toten, hörte sich an, was Cadfael zu sagen hatte, und bedeckte das markante Antlitz mit einem Leinentuch. Auch Prior Robert kam, aus seiner aristokratischen Ruhe gerissen, und schüttelte ob der Ungerechtigkeit der Welt und der Entweihung eines heiligen Ortes den silbergrauen Kopf. Man mußte die Räume in aller Form neu weihen, um sie wieder rein zu machen, und das konnte erst geschehen, wenn die Wahrheit gefunden und Gerechtigkeit geübt worden war.
    Bruder Edmund zeigte sich über alle Maßen verzweifelt, daß so etwas in seinem Reich und unter seiner hingebungsvollen und umsichtigen Regentschaft geschehen konnte, als hätte die Schuld seine eigenen Hände besudelt und einen großen schwarzen Fleck auf seine Seele gezeichnet. Es war schwer, ihn zu beruhigen. Immer wieder lamentierte er darüber, daß er keine ständige Wache am Bett des Sheriffs aufgestellt hatte, aber wie hätte man vorher wissen können, daß das nötig wäre?
    Er hatte zweimal hineingeschaut und alles still und ruhig gefunden und es dabei belassen. Stille und Ruhe, Zeit und Muße, das war das, was der kranke Mann am dringendsten brauchte. Die Tür war einen Spalt offengelassen worden, damit jeder Bruder, der zufällig vorbeikam, es hören konnte, wenn der Schläfer erwachte und eines kleinen Dienstes bedurfte.
    »Schweigt jetzt!« sagte Cadfael seufzend. »Nehmt keine größere Schuld auf Euch, als Euch zusteht, denn Eure Schuld ist nicht der Rede wert. Wie Ihr sehr wohl wißt, gibt es keinen Mann, der sich besser um seine Gefährten kümmert. Bleibt im Gleichgewicht, denn Ihr und ich, wir werden alle hier in unseren Mauern befragen müssen, ob sie etwas Außergewöhnliches gehört oder gesehen haben.«
    Einon ab Ithel war unterdessen mit seinen beiden Hauptmännern und den Hochlandponys, die an einem Seil geführt wurden, nach Montford aufgebrochen, wo er die Nacht verbringen wollte, und am nächsten Tag so schnell wie möglich Owain Gwynedd zu suchen, der irgendwo im Norden seine Grenze bewachte. Keiner seiner Männer konnte über jeden Augenblick in den Klostermauern Rechenschaft ablegen und Zeugen zum Beweis vorbringen. Sie mußten hier oder in den Mauen der Burg bleiben, bis Prestcotes Mörder gefunden und gestellt war.
    Hugh war klugerweise zuerst zum Abt gegangen, und erst nach dem eiligen Aufbruch der Waliser begab er sich auf den schwierigeren Botengang.
    Edmund und Cadfael wollten gerade das Totenbett verlassen, als die beiden Frauen weinend aus dem Gästehaus hereinkamen. Sybilla stolperte blind an Hughs Arm. Den kleinen Jungen hatten sie in glücklicher Unwissenheit bei Sybillas Magd zurücklassen können. Es würde einen besseren Augenblick geben, ihm zu sagen, daß er den Vater verloren hatte.
    Als Cadfael leise die Tür hinter sich zuzog, hörte er die Witwe erneut schmerzlich weinen und ihre Seufzer in den Bettdecken ihres Mannes ersticken. Das Mädchen gab kein Geräusch von sich. Sie hatte steif, mit bleichem, eisigem Gesicht und vor Schreck leeren Augen das Zimmer betreten.
    Die Waliser standen unbehaglich in einer kleinen Gruppe mitten auf dem Hof beisammen; Hughs Wächter hielten sich unaufdringlich, doch wachsam in ihrer Nähe und besonders zwischen ihnen und der jetzt geschlossenen Pforte im Tor auf.
    Elis und Eliud, die die schreckliche Neuigkeit schweigend und hilflos hingenommen hatten, standen, ohne sich zu berühren und ohne sich anzusehen, ein wenig abseits. Erst jetzt konnte Cadfael

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