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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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stillste Stunde des Tages; selbst das Kommen und Gehen im Gästehaus ließ zu dieser Zeit meist nach.
    »Zeigt ihm nur nicht dieses düstere Gesicht«, meinte der Waliser grinsend. »Selbst wenn Ihr an seiner Stelle hierbleiben müßt. Höchstens zehn Tage, und Owain und der Stellvertreter des Sheriffs werden sich an der Grenze die Hände reichen; dann werdet auch ihr bald auf dem Heimweg sein.«
    Eliud murmelte einige zustimmende Worte und wandte dem Mann den Rücken, um das Gespräch abzubrechen. Er hatte Einons Pferd versorgt, gestriegelt und getränkt, als Bruder Denis, der für die Gäste verantwortlich war, kam, um sie ins Refektorium zu bitten. Man hatte für sie neu gedeckt, nachdem die Brüder ihr Mahl beendet und sich zu einer kurzen Ruhe zurückgezogen hatten, bevor die Nachmittagsarbeit begann.
    Die Vorräte des Hauses standen ihnen zur Verfügung, im Waschraum wurde warmes Wasser für ihre Hände bereitgestellt, auf ihrer Tafel waren Handtücher ausgelegt, und als sie das Refektorium betraten, glänzte der Tisch mit mehr Gerichten, als die Brüder selbst genossen hatten. Und dort erwartete sie auch, ein wenig in der Art eines nervösen Gastgebers, Elis ap Cynan, der für diesen Anlaß frisch gebürstet und herausgeputzt worden war und der sie steif und förmlich begrüßte.
    Die Peinlichkeit des Austausches, zu dem er selbst so unklug den Grund gegeben hatte, vielleicht auch eine Maßregelung wegen seiner Unvorsichtigkeit oder etwas anderes von ähnlichem Gewicht hatten bei Elis ihre Wirkung getan, denn er kam ihnen mit steifen Bewegungen und sehr verschlossenem Gesicht entgegen, obwohl er sonst eher für seine unverwüstliche, herzliche Fröhlichkeit bekannt war.
    Natürlich strahlten seine Augen, als er Eliud eintreten sah. Er ging ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, um ihn zu umarmen, machte sich dann aber sofort wieder frei. Der Druck seiner Hand verriet eine unerklärliche Spannung, und obwohl er bei Tisch direkt neben seinem Vetter saß, blieb das Tischgespräch allgemein und zurückhaltend. Die Reisegefährten konnten sich nur wundern. Da hatten sich diese beiden Unzertrennlichen nach langer, beängstigender Trennung wiedergefunden, und beide waren stumm wie Steine und bleich und ernst wie Männer, die ihr Leben verwirkt hatten.
    Das änderte sich, als das Mahl vorbei, das Dankgebet gesprochen und die beiden frei waren, in den Hof hinauszugehen. Elis nahm seinen Vetter am Arm und schleppte ihn in den Kreuzgang, wo sie sich in eine der Lesenischen zurückziehen konnten, in der kein Mönch arbeitete oder studierte. Dort kauerten sie nieder wie gejagte Füchse, Schulter an Schulter, um es warm zu haben wie damals als Jungen, als sie nach einer aufgedeckten Missetat in die Kirche geflohen waren. Und nun erkannte Eliud seinen Ziehbruder wieder als den, der er immer gewesen war und der er immer sein würde und fragte sich zärtlich besorgt, welche Verfehlung oder welches Unglück er ihm hier anzuvertrauen hatte, nachdem er vorher so überheblich seine Zurückhaltung demonstriert hatte.
    »Oh, Eliud!« platzte Elis heraus und nahm ihn noch einmal in die Arme, die gewiß nichts von ihrer unbekümmerten Kraft verloren hatten. »Um Himmels willen, was soll ich nur tun?
    Wie soll ich es dir nur erklären? Ich kann nicht zurückgehen!
    Wenn ich gehe, habe ich alles verloren. Oh, Eliud, ich muß sie haben! Wenn ich sie verliere, muß ich sterben! Hast du sie noch nicht gesehen? Prestcotes Tochter?«
    »Seine Tochter?« flüsterte Eliud wie vom Donner gerührt.
    »Ich sah eine Dame mit einem erwachsenen Mädchen und einem kleinen Jungen..., ich habe kaum hingesehen.«
    »Um Himmels willen, Mann, wie konntest du sie übersehen? Elfenbein und Rosen, ihr Haar ganz hell, wie gesponnenes Silber... Ich liebe sie!« erklärte Elis fiebrig. »Sie ist bereit, mir zu gehören, das schwöre ich, und wir haben uns einander versprochen. Oh, Eliud, wenn ich jetzt gehe, werde ich sie nie bekommen. Wenn ich sie jetzt zurücklasse, bin ich verloren. Und ihr Vater ist mein Feind, sie hat mich gewarnt, er haßt die Waliser. Komm ihm nur nicht zu nahe, hat sie gesagt...«
    Eliud, der verblüfft und verwundert neben ihm saß, erhob sich, um den Freund bei den Schultern zu fassen und ihn heftig zu schütteln, bis er aus Atemnot schweigen mußte und ihn erstaunt anstarrte.
    »Was erzählst du mir da? Du hast hier ein Mädchen gefunden? Du liebst sie? Du willst Cristina nicht mehr? Ist es das, was du mir sagst?«
    »Hast du denn

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