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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ein starker, kräftiger Mann und sieht sich immer im Recht, selbst wenn es um Mord geht. Aber woher mag er ein Tuch bekommen haben, wie ich es mir vorstelle?« Und dann fiel ihm seine Frage ein: »Habt Ihr Bruder Wilfred dagelassen, um die Aufsicht zu führen, während Ihr im Refektorium Euer Mittagsmahl einnahmt?«
    »Ich wünschte, ich hätte es getan«, gab Edmund traurig zu. »Vielleicht wäre diese Schandtat dann nicht geschehen.
    Nein, Wilfred war beim Mittagsmahl bei uns. Habt Ihr ihn denn nicht gesehen? Ich wünschte von ganzem Herzen, ich hätte eine Wache aufgestellt. Aber nun ist es zu spät. Wer konnte auch ahnen, daß ein Mörder eindringen und uns in Verzweiflung stürzen würde? Es gab keinen Hinweis darauf.«
    »Nein, keinen«, stimmte Cadfael düster brütend zu. »Also kommt Wilfred nicht mehr in Betracht. Wer sonst geht am Stock? Ich kenne keinen.«
    »Anion ist noch an die Krücke gefesselt«, sagte Edmund, »aber er wird sie bald ablegen können. Inzwischen rennt er fast mehr mit ihr als daß er humpelt, aber sie ist ihm zur lieben Gewohnheit geworden, nachdem er sie solange brauchte.
    Warum, sucht Ihr einen Mann mit einer Krücke?«
    Nun, dachte Cadfael, als er endlich müde ins Bett ging, das ist aber seltsam. Bruder Rhys hört einen Stock tappen und vermutet den Urheber nur unter den Brüdern; und auch ich, als ich meine Runde in der Krankenstation machte, dachte keinen Augenblick an jemand anderes als an die Brüder. Bin ich denn blind und taub für das, was irgendein anderer in meiner Gegenwart tut? Denn erst jetzt fiel ihm wieder ein, daß, als er mit Bruder Edmund den langgestreckten Raum betreten hatte, wo man sich schon auf den Abend vorbereitete, ein jüngerer und aktiver Mann aus der Ecke, in der er gesessen hatte, aufgestanden und leise durch die Tür zur Kapelle hinausgegangen war; die in Leder gehüllte Spitze seiner Krücke tippte dabei so leicht auf den Stein, daß man glauben konnte, er brauchte sie kaum und hätte sie nur, wie Edmund gesagt hatte, aus Gewohnheit mitgenommen oder um sich nicht auffällig zu bewegen.
    Nun, Anion konnte bis morgen warten. Es war zu spät, den Schlummer der Kranken noch zu stören.
    Elis und Eliud teilten sich hinter Schloß und Riegel in einer Zelle der Burg ein Bett, das nicht härter war als viele, in denen sie früher wie Zwillingsbrüder, um die sich niemand sorgte, geschlafen hatten. Nun allerdings wurden sie reichlich umsorgt. Elis lag auf dem Bauch. Er war sicher, daß sein Leben verwirkt war, daß er nie wieder glücklich sein könne, daß ihm, selbst wenn er dieser Verwirrung lebendig entkam, nichts anderes übrigblieb, als auf eine Kreuzfahrt zu gehen oder die Kutte anzulegen oder barfuß ins Heilige Land zu pilgern, aus dem er gewiß nie wieder zurückkehren würde. Und Eliud lag geduldig und gequält neben ihm, einen Arm über die verkrampften Schultern des Bruders gelegt, und versuchte, Trost zu spenden, während er für sich selbst keinen fand. Sein Freund und Bruder klammerte sich viel zu fest ans Leben, um an Liebeskummer zu sterben oder in Trübsal zu verfallen, weil er einer Schandtat angeklagt wurde, die er nicht begangen hatte. Doch sein Schmerz, wie leicht er auch heilbar schien, war eben extrem, solange er andauerte. »Sie hat mich nie geliebt«, lamentierte Elis, der sich unter dem behütenden Arm verkrampfte und zitterte. »Denn wenn sie mich lieben würde, dann hätte sie mir vertraut, sie müßte mich besser kennen. Wie kann sie nur glauben, daß ich einen Mord begehen könnte, wenn sie mich liebt?« Er sprach so empört, als hätte er nie in seiner Begeisterung geschworen, daß er alles und jedes tun würde, um sie für sich zu gewinnen.
    »Sie ist durch den Tod ihres Vaters sehr erschüttert«, erwiderte Eliud ermutigend. »Wie kannst du da verlangen, daß sie gerecht zu dir ist? Warte nur ein wenig, gib ihr Zeit. Wenn sie dich geliebt hat, dann liebt sie dich immer noch. Das arme Mädchen, sie hat keine Wahl! Du solltest dich eher um sie sorgen. Sie fühlt sich für den Tod ihres Vaters verantwortlich, das hast du mir ja gesagt. Du hast keinen Fehler begangen, und das wird auch bewiesen werden.«
    »Nein, ich habe sie verloren, sie wird mich nie wieder in ihre Nähe lassen und mir nie wieder ein Wort glauben.«
    »Sie wird, wenn deine Unschuld bewiesen ist. Das schwöre ich dir! Die Wahrheit wird herauskommen, sie muß!«
    »Wenn ich sie nicht zurückgewinne«, schwor Elis mit gedämpfter Stimme, »dann will ich

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