Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
sie dort, wo sie nun einmal sind, den größeren Nutzen bringen, und die meisten Menschen hier in der Gegend würden sagen, daß das ganz einfach die Wahrheit ist. Kommt, laßt uns die Pfähle einsetzen - die Furt ist schon ausgehoben.«
    Elis lief schwerbeladen neben dem großen Mann her. Der flachste Teil des Baches befand sich hinter der Kapellenmauer des Hofes, und als er auf Geheiß des Müllers die Pfähle dort einsetzte, bemerkte er, daß zwischen den Büschen und dem Krüppelholz auf beiden Seiten des Wassers viel Bewegung war. Die Waldleute waren sich der Bedrohung wohl bewußt und hatten ihre Vorbereitungen getroffen, und nach ihrem letzten Auftreten war Schwester Magdalena gewiß ebenfalls für die Schlacht bereit. Mutter Marianas Glaube an den göttlichen Schutz mochte gut sein, aber es war gewiß besser, ihn durch den praktischen Beistand zu stärken, den der Himmel mit Recht von vernünftigen Sterblichen erwartet. Aber konnten sie einer Kriegertruppe von über hundert Männern standhalten, die sich zudem für eine schmähliche Niederlage rächen wollten?
    Wußten sie überhaupt, mit wem sie es da aufzunehmen hatten?
    »Ich brauche eine Waffe«, sagte Elis, als er breitbeinig hoch auf dem Ufer stand und nach Nordwesten blickte, woher die Gefahr kommen mußte. »Ich kann mit Schwert, Lanze und Bogen umgehen, was immer man mir gibt... Dieses Beil, das Ihr da habt, mit einem langen Stiel versehen...« Und dann hatte er noch eine andere gute Waffe, wie ihm gerade einfiel. Wenn er die Feinde nur rechtzeitig bemerkte und sich ihnen als erster entgegenstellte, wenn sie kamen, dann konnte er ihnen mit lauten walisischen Worten begegnen, wo sie mit erschrockenen Engländern rechneten. Er besaß die Zungenfertigkeit seiner bardischen Ahnen, kannte all die Schmähungen und den angsteinflößenden Hohn, die er in einem Sturzbach über die feigen Räuber ausschütten konnte, die fromme Frauen angreifen wollten. Eine Zunge wie ein Peitschenschlag!
    Vielleicht sollte er sich sogar betrinken, um die wahren Höhen sengender Beleidigungen zu erreichen, aber selbst in diesem Zustand verzweifelter Nüchternheit mochte es ausreichen, um sie zu entnerven und aufzuhalten.
    Elis watete ins Wasser und suchte eine passende Stelle, wo er einen Pfahl zwischen den Wasserpflanzen mit schräg nach oben geneigter Spitze einsetzen konnte, so daß sich jeder aufspießte, der voreilig den Bach durchqueren wollte. Nach der Vorsicht zu schließen, mit der John Miller sich bewegte, war die Furt in der Mitte des Stromes ausgehoben worden. Wenn die Angreifer beritten waren, reichte ein Fehltritt in eines dieser Löcher, und das Pferd würde straucheln und den Reiter nach vorn in die Pfähle schleudern. Wenn sie zu Fuß kamen, würden wenigstens einige in den Löchern versinken und ihre Gefährten mit sich reißen, so daß genug Verwirrung entstand, die sich die Bogenschützen zunutze machen konnten.
    Der Müller stand mitten im knietiefen Bach und sah Elis kritisch zu, als dieser seinen mörderischen Pfahl in den Boden trieb und ihn durch die zähe Decke der Wasserpflanzen ins Erdreich unter dem Ufer drückte. »Gute Arbeit!« sagte er mit mildem Wohlwollen. »Wir werden Euch eine Hippe geben; vielleicht haben die Waldleute auch eine Axt für Euch übrig.
    Wenn Ihr guten Willens seid, dann sollt Ihr nicht waffenlos in den Kampf ziehen.«
    Schwester Magdalena war wie die anderen Mitglieder des Haushaltes seit dem Morgengrauen auf den Beinen und legte Leinen, Scheren, Messer, Tinkturen, Salben und Stärkungstränke und alles andere bereit, was in wenigen Stunden gebraucht würde. Währenddessen überlegte sie, wie viele Betten wo mit Anstand bereitgestellt werden konnten, wenn einer der Männer aus ihrer Waldarmee zu schwer verletzt wurde, um transportiert zu werden. Magdalena hatte ernsthaft erwogen, die beiden jungen Postulantinnen nach Beistan im Osten zu schicken, doch sie hatte sich dagegen entschieden, da sie überzeugt war, daß die beiden am Ende hier sicherer waren. Vielleicht kam der Angriff überhaupt nicht. Und wenn er kam, dann war man wenigstens bereit, und die beherzten Waldleute waren auf die Verteidigung vorbereitet. Wenn die Räuber aber direkt nach Shrewsbury zogen und einer Truppe begegneten, mit der sie sich nicht messen konnten, dann würden sie zurückweichen, sich verstreuen und nach Hause fliehen; zwei Mädchen, die durch die Wälder nach Osten eilten, waren dann eine leichte Beute für sie. Nein, es war besser, sie hier

Weitere Kostenlose Bücher