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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Sie haben ihr Nachtlager abgebrochen und ziehen weiter.«
    Cadfael war sofort hellwach. »Was wollt Ihr nun tun?«
    »Zwischen ihnen und Shrewsbury zur Straße vorstoßen und sie zurückschlagen. Alan wird schon alarmiert sein, vielleicht treffen wir ihn unterwegs.«
    »Wagen sie es etwa, die Stadt anzugreifen?« fragte Cadfael verwundert.
    »Wer weiß? Sie sind von ihrem Erfolg berauscht, und sie glauben, ich sei weit entfernt. Unser Mann sagt, sie wären Minsterley ausgewichen und hätten die Männer des Nachts um den Ort herumgeführt. Anscheinend planen sie wenigstens einen Überfall auf die Vororte, auch wenn sie sich danach wieder zurückziehen. Es gefällt ihnen, Städte auszurauben, aber wir werden schneller sein. Wir reiten nach Hanwood oder in die Nähe und schneiden ihnen den Weg ab.«
    Hugh machte sich einen milden Scherz daraus, Cadfael in den Sattel zu helfen, aber trotzdem gab Cadfael für die nächste Meile die Geschwindigkeit vor, denn er war etwas mürrisch, da man so mit ihm umging und ihn für einen alten Mann hielt. Mit einundsechzig war er noch nicht alt, höchstens ein wenig über die Blütejahre hinaus. Schließlich war er in den letzten paar Tagen viel und schwer geritten und hatte das Recht, steif und wund zu sein.
    Hinter einer Hügelkuppe konnten sie die Straße nach Shrewsbury überblicken und sahen, schmal und träge in der Luft über einer fernen Baumgruppe, eine kleine Rauchsäule aufsteigen. »Von ihren gelöschten Lagerfeuern«, sagte Hugh, während er sein Pferd zügelte, um sich zu orientieren. »Und ich kann noch andere Brände riechen. Irgendwo in der Nähe des Waldrandes sind Scheunen in Flammen aufgegangen.«
    »Älter als einen Tag, und der Qualm hat sich verzogen«, sagte Cadfael, während er in der Luft schnüffelte. »Wir sollten sie besser direkt angehen, solange wir wissen, wo sie sind, denn man kann nicht ahnen, wo sie als nächstes zuschlagen werden.«
    Hugh führte seine Gruppe zur Straße hinunter und hinüber auf die andere Seite, wo sie am Saum des Waldes ausschwärmen und auf festem Waldboden schnell, aber leise vordringen konnten. Sie hielten sich eine Weile in Sichtweite der Straße, ohne jedoch eine Spur von den walisischen Räubern zu sehen. Anscheinend zielte ihr augenblicklicher Vorstoß gar nicht auf die Stadt und auch nicht auf die Vororte.
    Hugh führte seine Streitmacht tiefer ins Waldland und hielt geradewegs auf das verlassene Nachtlager zu. Hinter dem zertrampelten Platz gab es genug Spuren für Augen, die es gewohnt waren, in Büschen und Gräsern zu lesen. Eine große Anzahl von Männern war hier zu Fuß durchgekommen, und zwar vor gar nicht so langer Zeit; sie hatten einige Ponys bei sich gehabt, die kleine Äste und knospende Zweige von den Büschen abgerissen hatten. Die aschgrauen, geschwärzten Trümmer einer Kate und der angebauten Ställe verrieten, wo das letzte Opfer Heim, Lebensgrundlage und alles, womöglich auch sein Leben, verloren hatte; auf dem Boden sah man einen getrockneten Blutfleck, wo ein Schwein geschlachtet worden war. Sie folgten rasch der Spur, die die Waliser hinterlassen hatten, denn nun waren sie sicher, wohin es ging: Der Weg führte tiefer ins nördliche Hochland des großen Waldes, und Godric's Ford war kaum zwei Meilen entfernt.
    Die schändliche Niederlage, die ihnen durch Schwester Magdalena und ihre Bauernarmee beigebracht worden war, hatte tatsächlich an ihnen genagt. Die Männer aus Caus waren nicht abgeneigt, ein paar Stück Vieh wegzutreiben und unterwegs die eine oder andere Farm niederzubrennen, aber was sie vor allem wollten, was sie vor allem hierher geführt hatte, war der Wunsch nach Rache.
    Hugh gab seinem Pferd die Sporen und suchte sich im Galopp einen Weg durchs offene Waldland; sein Reitertrupp folgte ihm eilig. Sie hatten etwa eine weitere Meile zurückgelegt, als sie voraus, fern und verschwommen, eine trotzig erhobene Stimme brüllen hörten.
    Die Stunde des Hochamtes war schon fast gekommen, als Alan Herbard sein Aufgebot aus den Burgmauern führte. Er war im Zweifel - was tun, weil er keinen klaren Hinweis darauf hatte, in welche Richtung sich die Räuber bewegen wollten; es hatte wohl wenig Sinn, ziellos an der westlichen Grenze herumzurennen, um sie dort zu jagen. Wenn er mehr wissen wollte, mußte er sich auf seinen Verstand verlassen. Als die Truppe aus der Stadt ritt, hielt sie sich also zunächst direkt nach Pontesbury bereit, entweder nach Norden abzuschwenken, um den Räubern den Weg

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