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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Elis' Fahnenflucht war ihr Hoffnung und Hilfe. So konnte der verwirrte Knoten vielleicht ohne Groll gelöst werden.
    »Es ist wahr«, sagte Cadfael. »Aber hütet Euch, jetzt schon zu sehr auf diese Aussichten zu bauen, denn es ist noch lange nicht sicher, daß er die Dame, die er begehrt, auch bekommt. Sagte Euch Tudur auch, daß sie es war, die Elis des Mordes an ihrem Vater anklagte? Das ist keine sehr hoffnungsvolle Art, eine Ehe zu beginnen.«
    »Aber er meint es ernst! Er liebt das Mädchen! Dann wird er sich nicht wieder mir zuwenden, ob er sie nun gewinnt oder nicht. Er hat mich noch nie gewollt. Oh, ich wäre schon gut genug für ihn gewesen«, sagte sie, indem sie die Schultern hob und die Lippen schürzte. »So gut wie jedes Mädchen, das ihm an Alter und Stellung gleichkommt, aber ich war für ihn noch nie etwas anderes als ein Mädchen, mit dem er aufwuchs und das er in gewisser Weise mochte. Aber nun«, sagte sie mitfühlend, »nun weiß er, was es heißt, zu begehren. Gott weiß, ich wünsche ihm alles Glück, das ich auch für mich selbst erhoffe.«
    »Geht mit mir zu den Ställen«, erwiderte Cadfael, »und leistet mir in den wenigen Minuten, die wir noch haben, Gesellschaft. Denn ich werde mit Hugh Beringar aufbrechen, sobald seine Männer gefrühstückt haben und ausgeruht sind und sobald ich noch einmal mit Owain Gwynedd und Einon ab Ithel gesprochen habe. Kommt und erzählt mir geradeheraus, wie die Dinge zwischen Euch und Eliud stehen, denn das eine Mal, als ich Euch zusammen sah, verstand ich Euch völlig falsch.«
    Sie ging bereitwillig mit, ihr Gesicht war im Perlmuttlicht, das sich langsam rosa färbte, klar und rein. Und ihre Stimme war ruhig, als sie sagte: »Ich liebte Eliud schon, als ich noch gar nicht wußte, was Liebe war. Ich wußte nur, wie sehr sie schmerzen konnte. Ich ertrug es nicht, von ihm getrennt zu sein, ich folgte ihm und wollte bei ihm sein, und er wollte mich nicht sehen, wollte nicht mit mir sprechen und wies mich grob von seiner Seite, wenn ich mich an ihn klammerte. Ich war Elis versprochen, und Elis war mehr als die Hälfte von Eliuds Welt, und um keinen Preis hätte er etwas berührt oder begehrt, was seinem Ziehbruder gehörte. Ich war damals noch zu jung, um das Ausmaß seiner Zurückweisung als Maß seiner Liebe für mich zu begreifen. Aber als ich verstand, was mich da quälte, wußte ich, daß Eliud jeden Tag dieselben Qualen durchlitt.«
    »Ihr seid Euch seiner recht sicher«, sagte Cadfael. Es war eine Feststellung, kein Zweifel.
    »Ich bin sicher. Von dem Augenblick an, als ich es verstand, versuchte ich ihm deutlich zu machen, was ich weiß und was auch er als die Wahrheit erkannt haben muß. Doch je mehr ich dränge und bitte, desto mehr wendet er sich ab und will nicht sprechen und hören. Aber um so mehr will er mich. Ich sage Euch die Wahrheit. Als Elis fortging und eingesperrt wurde, begann ich zu glauben, ich hätte Eliud fast gewonnen, ich hätte ihn fast dazu gebracht, seine Liebe einzugestehen und sich mit mir zu verbinden, diese schreckliche Verlobung zu brechen und um mich anzuhalten. Dann wurde er als Geisel für diesen unglückseligen Austausch fortgeschickt, und alles war dahin. Und jetzt ist es Elis, der den Knoten durchschneidet und uns alle befreit.«
    »Es ist zu früh, um schon von Befreiung zu sprechen«, warnte Cadfael sie ernst. »Bisher ist noch keiner der beiden aus den Schwierigkeiten heraus - keiner von uns ist es, solange nicht die Angelegenheit des toten Sheriffs zu einem gerechten Ende gebracht wurde.«
    »Ich kann warten«, sagte Cristina.
    Es war sinnlos, dachte Cadfael, irgendeinen Zweifel über ihre Hoffnung zu legen. Sie hatte zu lange im Schatten gelebt, um sich einschüchtern zu lassen. Was bedeutete ihr schon ein ungelöster Mordfall? Er bezweifelte, ob Schuld oder Unschuld für sie einen Unterschied machten. Sie hatte nur ein Ziel, von dem sie nichts abbringen würde. Keine Frage, daß sie von klein auf ihre Spielkameraden richtig verstanden hatte: der eine, der das Recht auf sie besaß, das er jedoch nicht wahrnahm, und der andere, an dem der Kummer nagte, sie zu lieben und zu wissen, daß sie dem Ziehbruder versprochen war, den er fast genauso liebte. Kleine Mädchen sind immer um Jahre älter als ihre Brüder, die nach Jahren genauso alt sind, und vor allem sind sie scharfsinniger und eifersüchtiger.
    »Da Ihr nun zurückreist«, sagte Cristina, während sie mit einem freundlichen Lächeln zum Getriebe in den

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