Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Schatten von ihm genommen war, wieviel freudiger würde sie ihn dann akzeptieren, wenn er wieder von Kopf bis Fuß in Sonnenlicht getaucht wäre. Ein glücklicher junger Mann also mit keinen schlimmeren Sorgen als einem verletzten Arm, einer kleinen Schwäche durch den Blutverlust, einem verstauchten Knie, das bei unbedachten Bewegungen schmerzte, und einer Rippe, die unter trampelnden Füßen gebrochen war. Diese Blessuren mochten ihn eine Weile am Reiten hindern, aber es waren kleine Kümmernisse. Er öffnete gerade die benommenen dunklen Augen und blickte überrascht in ein bleiches, schönes Gesicht, das dicht über seines gebeugt war. Und er hörte eine Stimme, an die er sich so gut erinnerte, die einst hart und kalt wie Eis gewesen war, die nun aber weiche und zärtliche Worte sprach: »Elis... still, lieg still! Ich bin hier, und ich werde dich nicht wieder verlassen.«
    Es dauerte noch länger als eine Stunde, bis auch Eliud die Augen öffnete. Sein Blick war fiebrig und seine Augen funkelten grünlich im Licht der Lampe neben dem Bett, denn in der Zelle war es sehr dunkel. Er schien so verzweifelt, daß Cadfael ihn mit einem Schluck Mohnsirup beruhigte. Die tiefen Linien des Schmerzes glätteten sich langsam in seinem schmalen, angespannten Gesicht, und die Augenlider schlossen sich über dem verzweifelten Glanz. Einem Menschen, der an Seele und Körper so verletzt war, durfte man keinen weiteren Schmerz zufügen. Seine Zeit würde kommen, wenn er wieder soweit bei sich war, daß er das Gewand seiner eigenen Würde um sich legen konnte.
    Andere kamen herein, um ihn einen Augenblick zu betrachten und um still wieder zu gehen. Schwester Magdalena brachte Cadfael Essen und Dünnbier und blieb eine Weile stehen, um das flache, schmerzvolle Heben und Senken von Eliuds Brust und das nervöse Flattern der Nasenflügel bei jedem pfeifenden Atemzug zu beobachten. Die Rekruten ihrer Freiwilligenarmee gingen wieder ihren eigenen Geschäften nach, alle Wunden waren versorgt, die Pfähle aus der Furt genommen, das Bachbett wieder glatt geharkt, das Tagewerk war vollbracht. Wenn sie müde war, dann ließ sie es nicht erkennen. Morgen war eine ganze Reihe von Verletzten zu besuchen, doch es hatte nur wenige Schwerverletzte und keine Toten gegeben. Noch nicht! Es sei denn, dieser Junge entglitt ihrer Fürsorge.
    Hugh kam gegen Abend zurück und suchte Cadfael in der stillen Zelle auf. »Ich breche jetzt wieder in die Stadt auf«, flüsterte er in Cadfaels Ohr. »Wir haben sie mehr als den halben Weg nach Hause gescheucht, von denen werdet Ihr nichts mehr sehen. Bleibt Ihr hier?«
    Cadfael nickte zum Bett hin.
    »Ja - eine Schande ist es! Ich lasse Euch ein paar Männer da, über die Ihr nach Belieben verfügen könnt. Und danach«, sagte Hugh grimmig, »werden wir sie aus Caus vertreiben. Sie sollen wissen, daß es noch einen Sheriff in der Grafschaft gibt.« Er drehte sich zum Bett herum und betrachtete düster den Schläfer. »Ich habe gesehen, was er tat.
    Ja, es ist eine Schande...«
    Eliuds verschmutzte und zerfetzte Kleidung war entfernt worden; er hatte nun nichts mehr als den Körper, mit dem er in diese Welt geboren worden war. Das Seil, das er um den Hals getragen hatte, hing zusammengerollt an der Wandklammer, die die Lampe hielt. »Was ist das?« fragte Hugh, als sein Blick darauf fiel, und verstand dann sofort. »Ah! Alan hat es mir erzählt. Ich will es fortnehmen; soll er es als Zeichen auffassen.
    Wir werden es nicht brauchen. Sagt es ihm, wenn er aufwacht.«
    »Ich bete zu Gott!« sagte Cadfael so leise, daß Hugh es nicht mehr hörte.
    Melicent kam aus der Zelle, in der Elis lag. Er hatte Schmerzen und war doch übervoll von unerwartetem Glück. Sie sollte auf seinen Wunsch hin nach Eliud sehen und fand Cadfael vor, wie er an die Wand gelehnt döste. Stumm segnete sie Eliuds reglosen Körper und bückte sich plötzlich, um seine Stirn und die eingefallenen Wangen zu küssen, bevor sie sich schweigend zu ihrer eigenen Nachtwache davonstahl.
    Bruder Cadfael öffnete nachdenklich ein Auge und sah zu, wie sie leise die Tür schloß. Er fand keinen Trost, aber er hoffte von ganzem Herzen und betete, daß Gott mit ihm wachte.
    Im ersten bleichen Licht vor der Dämmerung regte Eliud sich und zitterte. Seine Augenlider begannen gequält zu flattern, als müßte er schwer darum kämpfen, sie zu öffnen und sich dem Tag zu stellen, besäße aber noch nicht die nötige Kraft. Cadfael zog seinen Hocker näher und

Weitere Kostenlose Bücher