Lösegeld Für Einen Toten
eines großgewachsenen Mädchens, das über den Zaun des Hofes herüberblickte, die Haube vom Kopf gerissen und das schöne Haar im plötzlichen Sonnenlicht silbern glänzend. Sie stieß einen langen und trotzigen Schrei aus, als sie sich einer gierigen walisischen Hand entzog, die nach ihr griff, und sich neben den geprellten und blutenden Körpern von Elis und Eliud, die immer noch in verkrampfter Umarmung am blutverschmierten Zaun lehnten, auf die Knie warf.
14. Kapitel
Es war vollbracht, sie waren fort und verschwanden schnell und still. Nur noch das Rascheln der Büsche am Ufer war zu hören; sie flohen zu einer Stelle, wo sie ungesehen und unverfolgt den Bach überqueren konnten. Auf der anderen Seite ließen die Geräusche ihrer Flucht dann langsam nach, als die Männer in den Tiefen des Waldes verschwanden, wo sie sich verstreuen und unsichtbar machen konnten. Hugh hatte es nicht eilig; er ließ sie ihre Verletzten aufheben und mit sich fortschleppen, einige mochten auch schon tot sein. Auch bei den Verteidigern hatte es einige Schnitte und Kratzer und Wunden gegeben, und so sollten die Waliser ihre Gefährten selbst versorgen oder begraben. Aber er schickte seine Männer und etwa ein Dutzend Krieger aus Herbards Truppe wie Treiber aus, um die Waliser methodisch in ihr eigenes Land zurückzuscheuchen. Er hatte nicht die Absicht, mit Madog ap Meredith eine erbitterte Blutfehde vom Zaun zu brechen und hoffte, daß diese Lektion verstanden worden war.
Die Verteidiger des Hofes kamen aus ihren Verstecken, die Nonnen verließen die Kapelle, und alle waren ein wenig benommen, ebenso von der plötzlichen Stille wie von der Gewalt, die sie vorher erlebt hatten. Die, die nicht verletzt worden waren, legten Bogen und Mistgabeln und Äxte weg und kamen denen zu Hilfe, die verwundet waren. Bruder Cadfael kehrte der verschlammten Furt und den blutigen Pfählen den Rücken und kniete sich neben Melicent ins Gras.
»Ich war im Glockenturm«, sagte sie mit einem heiseren Flüstern. »Ich sah, wie edelmütig er kämpfen wollte... er für uns und sein Freund für ihn. Sie werden überleben, sie müssen leben... alle beide, wir dürfen sie nicht verlieren. Sagt mir, was ich tun soll.«
Sie hatte sich gut gehalten, keine Tränen, kein Zittern, kein weiterer Aufschrei nach jenem ersten. Vorsichtig hatte sie einen Arm um Elis' Schultern gelegt, um ihn aufzurichten und zu verhindern, daß die beiden umstürzten und den Pfeil, der sie zusammengenagelt hatte, noch tiefer hineindrückten. Das linderte zumindest die Schmerzen und verringerte die Gefahr, daß die Verletzungen schlimmer wurden. Auch hatte sie ihre Leinenhaube unter Elis' Arm um den Pfeilschaft gewickelt, um so gut wie möglich die Blutung zu stillen.
»Die Spitze ist glatt durchgeschlagen«, sagte sie. »Wenn Ihr den Schaft erreichen könnt...«
Schwester Magdalena stand jetzt an Cadfaels Seite, entschlossen und praktisch wie immer, doch nachdem sie einen verstohlenen Blick auf Melicents gespanntes und resolutes Gesicht geworfen hatte, überließ sie dem Mädchen den Platz und ging sanftmütig davon, um anderen zu helfen. Es wäre dumm, Melicent oder die beiden jungen Männer, die sie mit den Armen und einem hochgestellten Knie stützte, zu stören, wo doch jede Bewegung die Schmerzen nur verschlimmern konnte. Statt dessen rannte sie ins Haus, um eine kleine Säge und das schärfste Messer zu suchen und genug Leinen, um den ersten Blutschwall aufzuhalten, wenn der Schaft herausgezogen wurde. Melicent hielt dann Elis und Eliud, während Cadfael sich zum Pfeilschaft vortastete und das Holz tief einsägte, um die Spitze danach mit einer raschen Bewegung abzubrechen. Sie war trotz ihres Weges durch Fleisch und Knochen kaum verformt, und er ließ sie ins Gras fallen.
»Legt sie jetzt nieder - so! Laßt sie einen Moment liegen.«
Der feste, mit Gras gepolsterte Abhang nahm das Gewicht sanft auf, als Melicent ihre Last senkte. »Gut gemacht«, sagte Cadfael. Sie hatte die blutverschmierte Haube zusammengeknüllt und drückte sie unter die Wunde, während sie zurückwich und ihren verkrampften und schmerzenden Arm löste. »Und nun ruht auch Ihr. Bei dem einen hier ist nur das Fleisch des Armes getroffen, und er hat eine Menge Blut verloren, aber sein Körper ist gesund und sein Leben sicher.
Der andere - da gibt es keinen Irrtum, er ist schwer verletzt.«
»Ich weiß«, sagte sie und starrte zu den beiden hinunter, die sich immer noch eng umarmten. »Er hat ihn mit
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