Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
und die Bogen teilweise gespannt, den richtigen Augenblick ab, um den Pfeil fliegen zu lassen. Warum sollten sie Pfeile verschwenden oder Klingen stumpf schlagen, wenn dieses Unheil durch ein Wunder aufgelöst werden konnte und die Feinde sich zurückzogen?
    »Bist du es?« rief schließlich ein Waliser verächtlich.
    »Cynans kleiner Junge, den wir wasserspuckend zurückließen und den die Nonnen leerpumpten? Ausgerechnet der will uns aufhalten! Ein Speichellecker der Engländer!«
    »Ein Gegner für dich und für bessere«, fauchte Elis zurück und schwenkte die Pike in Richtung der Stimme. »Und jedenfalls mit Ehre genug im Leibe, um die Schwestern hier in Frieden zu lassen und ihnen dankbar zu sein für ein Leben, das so leicht hätte im Strom beendet werden können. Und für alles andere, was sie mir Gutes getan haben. Was wollt Ihr hier?
    Was gibt es hier zu plündern, hier unter den armen Leuten?
    Und, um Himmels willen und beim Namen Eurer walisischen Väter, welchen Ruhm gibt es hier zu erwerben?«
    Er hatte alles getan, was er tun konnte, und vielleicht ein paar Minuten herausgeschunden, aber mehr vermochte er nicht. Es reichte nicht, das wußte er. Er sah sogar den Bogenschützen auf der anderen Seite des Baches am Waldrand, der ohne Eile den Pfeil einlegte und ihn gleichmütig und ruhig aufs Korn nahm. Er sah es aus dem Augenwinkel, während er sich den gegen ihn gerichteten Lanzen entgegenstellte, aber er konnte nichts tun, um den Pfeil abzuwehren oder um ihm auszuweichen, er mußte stehenbleiben und Widerstand leisten, solange er konnte, ohne einen Fuß zu rühren oder das Auge abzuwenden.
    Da hörte er hinter sich Hufe trommeln und jemand schwang sich mit einem gewaltigen Sprung schluchzend aus dem Sattel und rannte am Ufer über dem Wasser entlang, wo jetzt die Bogenschützen der Waldleute die Sehnen spannten und die ersten Pfeile abschossen. Der Bogenschütze auf der anderen Seite hatte sein Ziel gefunden und hielt voll auf Elis'
    Brust. Waliser aus Powys waren es, die jetzt ungerührt Waliser aus Gwynedd niederschossen. Eliud stieß einen zornigen und trotzigen Schrei aus, warf sich dazwischen, umklammerte Elis Brust an Brust und deckte ihn mit dem eigenen Körper; sein Schwung riß sie beide halb um und ließ sie einen Schritt zurücktaumeln, bis sie an eine Ecke des Gartenzaunes der Schwestern prallten. Elis wurde die Pike aus der Hand gerissen, sie klatschte in den Strom, daß das Wasser spritzte.
    Der Pfeil des Walisers steckte unter Eliuds rechtem Schulterblatt, er hatte seinen Körper durchdrungen, war im Fleisch von Elis' Oberarm steckengeblieben und nagelte die beiden untrennbar zusammen. Sie rutschten, die Arme umeinandergelegt, am Zaun herunter und blieben im Gras liegen. Ihr Blut vermischte sich und vereinte sie, enger noch als jede Bruderschaft.
    Und dann kamen die Waliser auf das andere Ufer herüber. Einige strauchelten zwar in den Fallgruben der Furt oder rissen sich an den Pfählen im Schilf die Haut auf, doch die meisten trampelten über die beiden gestürzten Körper hinweg, und die Schlacht auf den Ufern des Baches begann.
    Fast im gleichen Augenblick ließ Alan Herbard seine Männer auf dem östlichen Ufer ausschwärmen und watete dem Kampf entgegen, während Hugh Beringar am westlichen Ufer durch die Bäume herankam und die walisischen Posten in die aufgewühlte, schlammige Furt trieb.
    Es war wie ein Hammer auf dem Amboß, und sie selbst waren dazwischen eingeklemmt, die demoralisierten Waliser aus Powys. Die Schlacht um Godric's Ford dauerte nicht lange.
    Der Lärm und die Wut waren größer als der angerichtete Schaden, wenn man erst die Muße fand, ihn einzuschätzen.
    Die Waliser standen am Ufer, als der Feind von beiden Seiten zuschlug, und mußten heftig und erbittert kämpfen, um sich aus der Falle zu befreien und Mann um Mann in der Deckung zu verschwinden wie die kleinen Raubtiere des Waldes. Als Beringar die Nachhut der Räuber aufgerieben hatte, trieb er die Männer wie Schafe vor sich her, doch sobald sie flohen, untersagte er unnötiges Töten. Alan Herbard, der jünger und weniger erfahren war, knirschte mit den Zähnen und stieß mit voller Wucht nach, fest entschlossen, bei seinem ersten Kommando einen großen Sieg zu erringen; so ließ er vielleicht aus reiner Angst mehr Männer töten, als nötig gewesen wäre.
    Doch wie dem auch war, in einer halben Stunde war alles vorbei.
    Bruder Cadfaels deutlichste Erinnerung in all dem Durcheinander war die Erscheinung

Weitere Kostenlose Bücher