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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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um mit Ihnen zu sprechen!«
    »Nanu?«
    »Sie sind es doch, der im Basar einen Teppich kaufte?«
    »Ja — aber wahrscheinlich gibt es viele Menschen an Bord, die Teppiche kaufen. Fast alle Leute bringen sich Teppiche aus Sultanien mit.«
    »Aber Ihrer gehört dem Sultan, er braucht ihn dringend!«
    »Der Sultan? Jener, der mich heute morgen nicht empfangen hat? Dann kriegt er ihn auch nicht wieder. Ich habe mich sehr über ihn geärgert, kleiner Vogel!«
    »Aber er konnte ja nichts dafür, sein Diener...«
    »Dann muß er sich seine Diener besser erziehen. Der Herr ist immer schuld. Mein Butler John würde niemals... nein, niemals...«
    »Begreifen Sie doch, es ist ein fliegender Teppich!« krähte Ka verzweifelt.
    »Ach so!« sagte der Lord. »Jetzt verstehe ich dich! Du bist doch ein Spaßvogel! Mein Teppich, der zu einem dicken Ballen verschnürt im Frachtraum liegt, kann kein fliegender Teppich sein!«
    »O doch!« krähte Ka. »Er fliegt ja nur, wenn man... wenn man...«
    »Wenn man was?«
    »Ach, wie dumm! Ich weiß es nicht. Ich habe nie darauf geachtet, wie es der Sultan macht. Denn ich kann ja ganz ohne jedes Geheimnis fliegen und habe mich daher nie dafür interessiert. Aber es ist irgendein Geheimnis dabei!«
    Lord Pampelmouse lachte. »Du kommst aus dem Land der Märchenerzähler, lieber Vogel Ka, von Scheherazade und Tausendundeiner Nacht! Ich habe einen Teppich gekauft, den der Kalif von Bagdad Fatima, der dreizehnten Tochter Harun al Raschids schenkte, die die Blühende und Duftende genannt wurde. Einen Teppich, den die vierzig Räuber raubten und den Ali Baba aus dem Versteck Sesam befreite. Dies ist eine sehr hübsche Geschichte, die ich mir zu merken versucht habe, damit ich sie zu Flause meinen Freunden erzählen kann. Dein Märchen ist weniger poetisch. Ich mag es nicht!«
    »Es ist aber kein Märchen!«
    »Um so schlimmer! Dann mag ich die Geschichte erst recht nicht. Was glaubst du, kleiner Vogel? Der Teppich liegt unter Hunderten von Kisten und Koffern. Soll ich zum Kapitän gehen und sagen: >Herr Kapitän, bitte lassen Sie meinen Teppich unter diesen Tausenden von Frachtstücken heraussuchen, eben kam nämlich ein Kakadu, der mir gesagt hat, daß es ein fliegender Teppich ist, der dem Sultan gehört! Wenn ich recht verstanden habe, spielt auch ein Löwe, der Polizeipräsident ist, eine gewisse Rolle dabei.< Was glaubst du, würde der Kapitän machen? Ich will es dir sagen: Er würde mich auslachen. Und ich täte an seiner Stelle das gleiche. Nein, mein Lieber, der Teppich kommt in mein Landhaus, es heißt Pampelmouse House (Pämpelmaus-Haus gesprochen). Und dort werde ich alle Geschichten erzählen, die ich von dem Teppich erfahren habe. Dein Pech ist, daß ich nicht an fliegende Teppiche glaube! Es gibt Flugzeuge und Luftschiffe und Ballone und alles mögliche — aber fliegende Teppiche kommen nur in Witzbüchern und Märchen vor!«
    Kas Federhaube auf dem Kopf stellte sich auf, so wütend war er. Dieser verflixte feine Herr im Liegestuhl glaubte ihm nicht. Er hätte ihn am liebsten in die Ohrläppchen und in die Nase gezwickt und ihm die Haare büschelweise ausgerissen.
    Und der Lord schien das zu spüren. Er sagte: »Am besten läßt du mich jetzt allein. Mein Butler John kommt gerade, er wird dich fangen und in einen Käfig stecken. Dann kannst du meinen Gästen in Pampelmouse-House deine Lügengeschichten erzählen!«
    Hui!!! stob Ka auf und davon, wie von einer Gummischleuder wegkatapultiert.
    Seine Lordschaft blickte ihm nach, bis er im Himmelsblau verschwand. Vergnügt klatschte er in die Hände und rieb ihre Innenflächen gegeneinander, daß es knirschte.
    Unten im Lagerraum, wo es nachtdunkel war, versuchte ein dicker Stoffballen sich zu regen, zu wackeln, sich freizuschaukeln — aber die Last der Kisten, Koffer und Säcke über ihm war zu groß.

Armer Sultan — armer Löwe!

    Je später es wurde, je weiter der Tag auf den Abend zuging, desto unruhiger wurde der Sultan. Immer und immer wieder ließ er seine Augen über den Himmel schweifen. Oft suchte er das weite Gewölbe mit dem Fernglas ab — umsonst! Wolkenschleier wurden dahingetrieben, zahllose Möwen stiegen empor, schwebten auf ausgebreiteten Flügeln, äugten mit ihren schwarzen Köpfen hinab, stürzten sich aufs Meer und schaukelten auf den Wellen — aber nirgends, nirgends war ein viereckiges Gebilde auszumachen, das der fliegende Teppich mit dem Lord darauf hätte sein können.
    Und die kleine Jacht des Sultans

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