Loewinnenherz
wird.
Martina konnte ihr Glück kaum fassen. Doch auf einmal trübte sich ihre Freude. „Aber“, sagte sie mit sichtlich schlechtem Gewissen, „jetzt hast du doch gar keine Putzfrau mehr!“
|204| Ich musste lachen. „Da finde ich schon wieder eine“, sagte ich. „Aber du schaust, dass du aus deinem Leben etwas machst. Streng dich an! Ich und Deutschland brauchen dich, wenn du mit der Ausbildung fertig bist.“
Ich bin stolz darauf, Martina eine Chance gegeben zu haben. Martina wird nie wieder arbeitslos werden. Und sie ist nicht die Einzige, der ich unter die Arme greife, denn es erfüllt mich mit großer Freude, wenn ich sehe, wie Menschen mit meiner Hilfe ihrem Leben beruflich eine neue Richtung geben können. Ich finde, jeder müsste so denken und anderen helfen, wo er eine Möglichkeit dazu sieht. Es ist dumm und kurzsichtig, nur an sich zu denken. Viele haben Angst davor, dass es, wenn es den Ausländern besser geht, automatisch den Deutschen schlechter geht. Nach dem Motto: „Nur nichts hergeben, nur nicht teilen, denn dann habe ich selbst ja weniger.“ In Wahrheit aber geht es uns allen besser, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen.
Ich habe mir einmal die Zeit genommen, um in einigen Online-Foren durchzulesen, welche Probleme die Deutschen mit Ausländern umtreiben. Und habe herausgefunden, dass wir diese Probleme durchaus teilen. Zum Beispiel las ich, dass viele Deutsche in Nürnberg-Gostenhof ihre Kinder nicht zur Schule schicken wollen, weil der Anteil der ausländischen Schüler zu hoch ist und die Kriminalität an den Schulen stetig steigt. Tatsächlich geht es auch vielen türkischen Familien so, auch ich will nicht, dass mein Kind in einem gefährlichen und kriminellen Umfeld groß wird. Und das zeigt einmal mehr: Wir müssen diese Probleme gemeinsam anpacken.
Wenn in der Integrationspolitik in den nächsten Jahren nichts geschieht, dann werden wir die Folgen schmerzhaft zu spüren bekommen. Dann wird es möglicherweise zu spät sein, um korrigierend einzugreifen. Wir Menschen sind zu Lösungen fähig, wenn wir nur wollen. Wenn wir bis zum Mond fliegen können, dann sollte doch so ein bisschen Integrationspolitik nicht so schwer sein, oder?
|205| Ich habe mir viele Gedanken gemacht und Ideen entwickelt, wie wir das Problem angehen können. Hier sind sie, meine Vorschläge für Integration und Bildung:
1) Zunächst brauchen wir dringend ein Integrationsamt und eine Ministerin oder einen Minister für Integration – am besten mit eigenem Migrationshintergrund. Die Probleme müssen aus einer Hand gelöst werden. Das Amt muss professionell geführt und die Aktionen koordiniert werden, damit nicht weiterhin jeder so vor sich hinwurschtelt, wie er es gerade für richtig findet. Nach exakt erhobenen Statistiken müssen gezielt Maßnahmen eingeleitet werden. Dazu braucht es Teams, die mit den Kultur- und Sportvereinen, den Schulen, Akademien usw. eng zusammenarbeiten. Denn solange das Ausmaß des Problems nicht erkannt ist, können auch keine halbherzig erarbeiteten Lösungen etwas bewirken.
2) Es muss die Möglichkeit geben, Kinder bereits ab dem fünfzehnten Lebensmonat in eine Kinderkrippe als Vorstufe zum Kindergarten zu geben, wo sie die Möglichkeit haben, Deutsch zu lernen bzw. auch eine Fremdsprache.
3) Dringend nötig ist ein Sonderspätförderprogramm mit Sprachenschule für Migranten, in dessen Rahmen sie die Möglichkeit haben, Abschlüsse nachzuholen und Ausbildungen oder Umschulungen zu machen. In diesem Rahmen könnten auch im Ausland abgelegte Abschlüsse durch eine aufgesattelte Anpassungsausbildung in Deutschland Anerkennung finden. Auf diese Weise könnte man durch zusätzliche Kurse die vorhandenen Potenziale besser ausbauen.
4) Intensive Kooperationen zwischen Deutschland und der Türkei über Doppelprogramme in der Bildung. Hierbei wäre eine finanzielle Beteiligung der Türkei wünschenswert.
5) Ehen von jungen türkischen Frauen sollten einer besonderen Beobachtung unterzogen werden, um Zwangsehen besser zu erkennen. Hierfür muss ein System erarbeitet werden, bei dem man sich an dem Greencardsystem in den USA orientieren könnte. Denn bereits vor der Eheschließung gibt es einige Indizien, |206| die auf eine Zwangsverheiratung schließen lassen: Zum Beispiel wäre ein erstes Alarmsignal, wenn ein Mädchen gleich nach Erreichen des achtzehnten Lebensjahres heiratet. Bei der Bestellung des Aufgebots beim Standesamt müsste nachgefragt und überprüft werden, ob
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