Loewinnenherz

gewordenen Jugendlichen bereits während ihrer Haftstrafe Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten und sie in die Berufswelt zu integrieren. Mithilfe einer Zentraldatei ist es sinnvoll, straffällig gewordene Immigranten besser zu überwachen.
    15) Um Kinder aus sozial schwachen Familien besser zu fördern, sollte ein Belohnsystem für erreichte Schulabschlüsse eingeführt werden. Denn für solche Kinder ist es viel schwieriger, das Klassenziel zu erreichen, als für Akademikerkinder. Außerdem würde ein solches Belohnsystem Anreize sowohl für die Kinder als auch für die Eltern schaffen.
    16) Wir brauchen Ganztagsschulen für alle Kinder – mit kostenlosem Mittagessen für alle. Desweiteren sollten sozial schwache Kinder eine neu einzuführende „Rosa-Card“ bekommen, mit denen die Kinder die angebotenen Gutscheine selbst beantragen bzw. den Lehrer hierauf ansprechen können. Die Schule sollte die Brücke zwischen den angebotenen Sozialleistungen wie z. B. Bildungsgutscheine und dem Schüler bilden. Jede Grund- und Hauptschule sollte gemeinsam mit Lehrern, Sozialpädagogen, mit der Polizei und dem Jugendamt ein Krisenmanagement schaffen, das Kindern, wenn sich Probleme abzeichnen vorbeugend, noch bevor schwerwiegende Probleme entstehen, helfen kann.

    |209| Es gibt leider viel zu viele Kinder, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen, und zwar unter der deutschen wie auch der türkischstämmigen Bevölkerung. Wenn man die Integrations-Debatte in der letzten Zeit verfolgt hat, gewinnt man leicht den Eindruck, der Lebensweg dieser Kinder und Jugendlichen sei von vornherein verbaut. Aber ist das wahr? Sollen wir diese Kinder von vorneherein abschreiben? Kann es sich unsere Gesellschaft leisten, sie von Anfang an als Sozialhilfeempfänger abzustempeln? Wollen wir wirklich einer beschränkten Theorie Glauben schenken, die uns weismachen will, dass dumme Eltern nur dumme Kinder und intelligente Eltern nur intelligente Kinder hervorbringen? Es gibt so unendlich viele Gegenbeispiele für diese Behauptungen, und ich bin nur eines davon.
    Kinder, die in Haushalten aufwachsen, in denen Alkohol und andere Drogen, Gewalt und Unterdrückung an der Tagesordnung sind, brauchen unsere entschlossene Hilfe. Das Bedrückendste aber ist, wenn Kinder keine positiven Vorbilder haben. Sie leben vor sich hin, orientieren sich an ihren orientierungslosen Eltern und ohne sich selbst darüber klar zu sein, stecken sie in einem Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Sie suchen nach Freiheit und Geborgenheit und finden – mitten in Deutschland – weder das eine noch das andere. So bald wie möglich verlassen sie ihr Zuhause und versuchen, sich ein Leben aufzubauen. Dann landen sie beim Jobcenter. Aber statt sie für den Rest ihres Lebens abzustempeln und zu Sozialhilfeempfängern zu degradieren, muss man an dieser Stelle genauer hinsehen.
    Warum hat ein junger Mensch keine Ausbildung? Wie kam es dazu? Wo muss man ansetzen, um ihm zu helfen?
    Die meisten der Betroffenen sind weder in der Lage noch dazu bereit, offen über die wahren Gründe ihrer bislang verkorksten Schul- und Bildungskarriere zu sprechen. Da ist viel Schamgefühl, viel verletzter Stolz. Die Wenigsten trauen sich, das Schweigen zu brechen und darüber zu sprechen, wie ihre Kindheit und Jugend verlief.
    |210| Wir können es uns nicht leisten, das Potenzial dieser Menschen brachliegen zu lassen. Wir dürfen nicht weiter von der falschen Prämisse ausgehen, dass wer keinen perfekten Lebenslauf vorweisen kann, nichts taugt. Wir müssen die Gründe für solche gebrochenen Lebensläufe ermitteln und dort ansetzen, wo der Betroffene Förderung braucht.
    Darum muss bei der Agentur für Arbeit ein völlig neues Konzept entwickelt werden. Nur so können die Jugendlichen die Chance, die sie nie wirklich hatten, bekommen, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Genauso, wie ich damals meine Chance erhielt und nutzte. Ich wurde halb tot geprügelt, weil ich mich weiterbildete, und dennoch ließ ich mich nicht daran hindern, meine Chance wahrzunehmen. Die Umschulung zur Steuerfachangestellten hätte ich niemals bekommen, wenn ich nicht so große gesundheitliche Probleme gehabt hätte. Damit die Kosten für meine Umschulung übernommen wurden, musste ich ein ärztliches Attest vorlegen. In einem Land wie Deutschland sollte das nicht so sein, ich empfinde das als Armutszeugnis. Allein der Wunsch und der unbedingte Wille müssen genügen, damit eine solche