Loewinnenherz
multikulturellen Vereinen, die sozialen Bindungen am Arbeitsplatz. Gute Verbindungen zu Nachbarschaften und Freizeitaktivitäten, die beide Kulturen zusammenführen.
Identifikative Integration : Die Bereitschaft zur Identifikation mit Deutschland, die Entwicklung von Zugehörigkeit und Akzeptanz auf allen Ebenen.
Ich finde, dass Friedrich Heckmann das Schlagwort Integration hier sehr differenziert beschrieben hat.
Hier muss sich Deutschland zunächst die Frage stellen, was wollen wir eigentlich? Soll die Integration in allen Bereichen stattfinden, oder reicht die Integration in der Arbeitswelt aus? Was kann politisch überhaupt koordiniert werden? – Meine Eltern waren ohne Zweifel in der Arbeitswelt integriert, vor allem mein Vater. Alle anderen Bereiche haben sie nie interessiert.
Die erste und die zweite Generation hatte es hier nicht einfach. Sie musste sich zum einen gegen die restriktive Haltung ihrer Eltern behaupten und sich zum anderen den Zugang zu der Gastgesellschaft erkämpfen. In den wenigsten Fällen war das möglich. Heute müssen wir uns um die dritte und vierte Generation kümmern.
Was viele Jahre lang versäumt wurde, kann mit Sicherheit nicht in zwei bis drei Jahren aufgeholt werden. Wir sollten uns deshalb vor allem auf die jungen Menschen konzentrieren, die ohnehin das Bedürfnis haben, in dem Land, in dem sie geboren wurden und aufgewachsen sind, heimisch und ebenso anerkannt zu sein, wie ihre deutschstämmigen Freunde und Bekannten. Aber auch hier scheint es noch viel zu tun zu geben. Mich macht es richtig traurig, in Zeitungen zu lesen, dass die Bildung von Türkinnen und Türken in der Bundesrepublik im Vergleich mit ihren gleichaltrigen deutschen Mitschülern weit zurück liegt. Ich |198| bin mir ziemlich sicher, dass hier sehr viel Potenzial verloren geht, das aus vielerlei Gründen nicht ausgelebt werden kann. Auf der anderen Seite gibt es sehr erfolgreiche Türkinnen und Türken in der Politik, in Film und Fernsehen, die als Beispiele für eine gelungene Integration taugen.
Ohne Zweifel ist die Sprache ein wichtiger Schlüssel zu Integration und Bildung. Wer nicht mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann oder sie nur schlecht versteht, kann selbstverständlich nicht mithalten. Missverständnisse sind an der Tagesordnung. Mir hat es mit Sicherheit gutgetan, dass ich während meines Krankenhausaufenthalts zwischen meinem ersten und vierten Lebensjahr Deutsch lernte und später in meiner Familie Türkisch. Auf diese Weise war ich so etwas wie eine Brücke zwischen meinen Eltern, die sich nicht integrieren wollten, und der deutschen Außenwelt.
Viele der hier lebenden Türken beherrschen inzwischen aber weder die türkische noch die deutsche Sprache richtig. Die Folge ist ein Mischmasch aus beiden Sprachen, in der in einem Satz zwei Wörter auf Deutsch sind und der Rest auf Türkisch. Es ist erschreckend, welch schlechtes Deutsch türkische Schülerinnen und Schüler selbst auf dem Gymnasium sprechen und vor allem schreiben, ohne die türkische Sprache wirklich zu beherrschen.
Ich würde es herzlich begrüßen – und ich wäre sicherlich nicht alleine damit, wenn Deutschland und die Türkei ein gemeinsames Bildungspaket ins Leben rufen würden, damit endlich viele hier lebenden Jugendlichen eine Chance für sich sehen und Hoffnung schöpfen können. Die verlorene Jugend der Türken in Deutschland, ist auch die verlorene Zukunft der Türkei. Natürlich müssen auch die Eltern dieser Jugendlichen davon überzeugt werden, dass es für ihre Kinder – und zwar beiderlei Geschlechts – gut ist, wenn sie Bildung erfahren, sowohl deutsche als auch türkische.
Auch eine gewisse finanzielle Unterstützung von Seiten des türkischen Staates in Sachen Bildung könnte eine Maßnahme |199| sein. Wie wäre es beispielsweise mit einem bezuschussten Auslandsaufenthalt für begabte türkische Jugendliche, damit sie die eigene Sprache in Wort und Schrift besser beherrschen lernen?
Ich finde, jeder türkischstämmige Jugendliche müsste ein Interesse daran haben, so gut wie möglich in die deutsche Gesellschaft integriert zu sein. Wer will nicht dazugehören? Außerdem ist es meiner Meinung nach nicht akzeptabel, die Vorteile der deutschen Gesellschaft in Anspruch zu nehmen, wenn man ansonsten nur verächtlich über sie spricht und sich selbst für etwas Besseres hält. Wer etwas gibt, der kann auch erwarten, etwas zurückzubekommen, zumindest Respekt und Achtung. Sich die Rosinen aus einer
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