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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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Sternen und Streifen, Schulterstücke und Mütze wiesen Dienstrang und Dienststellung aus: Unterinspektor zweiter Klasse bei der Zollverwaltung.
    »Salud, maestro!« rief er dem Wirt zu. »Gnädigste, von Ihren Augen könnt ich träumen. Kleiner Fratz, du hast hübsche Waden.«
    »Salud, Oberst!« antworteten wie aus einem Munde die Direktion und das Personal des Corsario. Nur die Mädchen rührten sich nicht. Obwohl die Lateinamerikaner für gewöhnlich vielseitig sind, dieser hier war ein reiner Päderast. Er bestellte einen Punsch mit Sahne und sah, das Zeug schlürfend, zu den Marihuana-Rauchern hinüber.
    »Wenn der Kerl weiter um Gérard herumscharwenzelt, schlitze ich ihm den Bauch auf«, sagte Linda zu ihrer Nachbarin. Diese zuckte die Achseln.
    Das Marihuana tat weiter seine Wirkung. Jacques hielt sich schon seit einer Viertelstunde für Franco. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, daß der Indio mit dem Haarausfall niemand anders als Evita Peron war, die berauschende Gattin des argentinischen Präsidenten. Er begann ihm den Hof zu machen und redete ihn mit »Señora« an. Der Indio fand das nicht nach seinem Geschmack und begann, über Jacques seinen ganzen Schatz an alten, lächerlichen spanischen Schimpfworten auszuschütten. Schließlich schloß er mit Nachdruck:
    »Du hast nicht mehr Kultur im Bauch als ein blutschänderisches Schwein.«
    »Evita, mein Engel, höre nicht auf das Geschwätz, das dieser schändliche Analphabet durch den Kanal deines angebeteten Mundes schickt«, antwortete Jacques.
    Der Indio erhob sich wütend. Jacques stellte sich, so gut es gehen wollte, ebenfalls auf die Beine. Sie maßen sich mit den Blicken und wollten gerade tätlich werden, da schrie der dritte aufgeregt dazwischen:
    »Seht doch, seht doch, wie er die Capa schwingt! Der Stier hat Menschenblut geleckt, er ist tapfer und stolz. Aber Manolete wird siegen.«
    Hinter dem Schanktisch wandte sich der Wirt jetzt an die Kellnerin.
    »Meinetwegen soll mir bei diesem Zirkus das Trommelfell platzen, aber einbringen muß das was. Rosa, geh und kümmere dich um den Verzehr.«
    Ihrer Sache nicht sehr sicher, kam das Mädchen hinter dem Schanktisch hervor, näherte sich den drei Männern, legte ihre Hand an eines der leeren Gläser und fragte: »Was soll ich Ihnen jetzt bringen, Señor Jacques? Und Ihren Freunden?«
    Jacques wandte sich ihr mit einem Ruck zu. Er sah äußerst bösartig aus.
    »Willst du das stehenlassen, kleines Biest!«
    Aber das Mädchen war schon zurückgewichen, das Glas in der Hand.
    »Willst du das stehenlassen!« wiederholte er. Und mit schmerzlichem Ton fügte er hinzu: »Die Schlange hat den Stier fortgenommen.«
    Fast im gleichen Augenblick begriffen auch die Indios die Tragweite des Vorfalles. Sie sahen einander an wie Leute, denen man eine ganz üble Sache eingebrockt hat. Die Kellnerin zog sich vorsichtshalber hinter den Schanktisch zurück.
    Der Indio mit dem Haarausfall schüttelte mißbilligend den Kopf und stellte seinerseits fest:
    »Wirklich wahr. Sie hat ihn fortgenommen.«
    »Was sollen wir jetzt anfangen?« fuhr Jacques weinerlich fort. »Eine so schöne Geschichte. Ich war Franco, ich hätte alle Antifaschisten begnadigt. Und du warst Evita, du hättest Peron Arsenik in seinen Kaviar getan und wärst dann Herrscherin von Argentinien geworden. Kommt da so eine Chola von Mestizin, deren Mutter noch auf allen vieren durch die Wälder lief, und wir lassen zu, daß sie uns unsern Stier wegnimmt, alles zu Boden schlägt und außerdem Manolete entehrt.«
    »Das werden wir keinesfalls dulden«, warf der jüngere Indio ein, »keinesfalls.«
    Der Weiße war bei weitem der Aufgeregteste. Seine Augen rollten wild in ihren Höhlen hin und her; seine Unterlippe zitterte. Der Speichel lief ihm aus den Mundwinkeln. Indios können mehr von dem Marihuana vertragen. Diese hier machten einige Anstrengungen, um ihren europäischen Zechbruder auf einen Stuhl zu drücken. Aber der Narr stand fester auf seinen Beinen, als sie geglaubt hatten. Sie gaben es auf und überließen ihn seiner Wut.
    Jacques ergriff das erste beste Glas, warf es zu Boden und stampfte auf den Scherben herum. Dann wirbelten Zigaretten und Streichhölzer durch den Raum. Seine Wut wuchs. Ein schwerer Aschenbecher flog gegen das Porträt des Korsaren und durchschlug die Leinwand. Der Wirt zuckte die Achseln, kam aber jetzt hinter dem Schanktisch hervor, in der Absicht, den Tobenden ein für allemal zur Vernunft zu bringen. Jacques ergriff ein

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