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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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den Zündschlüssel umdrehte und den Rückwärtsgang einlegte. Mit dreimaligem Rangieren brachte er seinen Renault aus der Parklücke. Dann ein kurzer Blick auf die Seite gegenüber: Die Männer beobachteten ihn noch immer.
    Paul gab Gas. Die Vorderreifen quietschten, als er sein betagtes Gefährt zur Flucht antrieb. Er schaltete in den zweiten Gang, reizte ihn bis zum Anschlag aus und ließ den dritten Gang ins Getriebe krachen. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte seine Befürchtung: Der Passat folgte ihm!
    »Verdammt!«, fluchte Paul.
    Er verließ das Villenviertel und lenkte sein Auto auf die Erlenstegenstraße in Richtung Innenstadt. Der altersschwache Motor seines Wagens protestierte röchelnd, als er ihn zu noch mehr Leistung trieb. Doch es musste sein. Denn der Spiegel verriet ihm, dass seine Verfolger dranblieben. Zwar mit gebührendem Abstand, aber ihm auf der Fährte.
    Letzte Zweifel räumte Paul aus, als er, ohne zu blinken, in den Thumenberger Weg abbog und sich durch etliche Seitenstraßen umständlich bis nach Schoppershof durchfranste. Der Passat machte jedes seiner Fahrmanöver nach und ließ sich nicht abwimmeln.
    Paul war hin – und hergerissen und wusste nicht, was er tun sollte. Er dachte daran anzuhalten und die beiden Männer zur Rede zu stellen. Doch die Furcht, dass sie ihm nicht aus Konversationsgründen folgten, sondern Schlimmeres im Schilde führten, überwog. Also fuhr er weiter, steuerte den Renault auf die Äußere Bayreuther Straße und fuhr mit 70 Sachen in Richtung Nordostbahnhof.
    In der Warteschlange vor der Ampel am Leipziger Platz verlor er die Verfolger aus den Augen und hoffte schon, sie abgeschüttelt zu haben. Doch kaum setzte sich die Blechlawine wieder in Bewegung, wechselte der Passat auf die linke Spur und schloss zügig zu ihm auf.
    Paul spürte seinen beschleunigten Puls und tastete nach seinem Handy in der Hosentasche. Würde er die Typen nicht in den nächsten Minuten loswerden, müsste er die Polizei rufen.
    In der Kilianstraße, in die er kurz darauf einbog, erhöhte er das Tempo abermals und überholte einen Kleintransporter. Unter wütendem Hupen des Gegenverkehrs zog der Passat ebenfalls am Lkw vorbei.
    Jetzt wurde Paul die Sache endgültig zu heiß! Während er seinen Renault viel zu schnell über den Asphalt jagte und eine Ampel beim Umspringen auf Rot missachtete, versuchte er die Notrufnummer in sein Handy einzutippen.
    Doch zu spät! Der Passat war unmittelbar hinter ihm! Das Handy entglitt Pauls zittrigen Fingern und fiel in den Fußraum.
    »Verdammt!«
    Es blieb keine Zeit, sich zu bücken! Er preschte mit seinem Wagen weiter in Richtung Thon, vorbei an Lagerhallen, Werbetafeln und Gebrauchtwagenhändlern. Der Passat setzte zum Überholen an, befand sich jetzt neben ihm! Er hatte keine Chance, zu entkommen. Der Motor des VW war seinem weit überlegen. Der Panik nahe sah sich Paul auf Augenhöhe mit seinen beiden Verfolgern, die zu ihm herüberblickten.
    Die Seitenscheibe des Passats wurde heruntergelassen. Was würde als Nächstes geschehen?, fragte sich Paul, der bereits eine Pistole in der Hand des Beifahrers wähnte.
    Aber da täuschte er sich. Seine Einbildungskraft spielte ihm einen Streich, kein Wunder in dieser Stresssituation.
    Eine Kelle war es, die der Mann im Passat aus dem Fenster hielt und Paul signalisierte, dass er an den Straßenrand fahren sollte. Eine Polizeikelle.
    »Ach, du Schei. . .«, ärgerte sich Paul und war nahe dran, in sein Lenkrad zu beißen.
    Statt nach Hause zog es ihn an den Weinmarkt, sein altes Refugium. Vielleicht würde er hier dem ein oder anderen begegnen, der ihn so nahm, wie er war, und ohne großartige Fragerei Trost spendete. Am liebsten wäre ihm sein alter Freund, Pfarrer Hannes Fink, den er in der Sebalduskirche anzutreffen hoffte.
    Paul trat durch das Brautportal ein. Als er den Geruch von Frömmigkeit einatmete – diese unverkennbare Mixtur aus uraltem Staub, moderigen Gesangbüchern und zerbröselndem Stein –, fühlte er sich geborgen. Sein kleines Stimmungshoch hielt allerdings nur solange an, bis er im Schatten eines der sandsteinernen Pfeiler anstelle des Geistlichen eine ganze andere Person aus seinem Bekanntenkreis entdeckte: Victor Blohfeld stand unweit des Altars, den Blick nach oben auf die Mosaikfenster gerichtet.
    Paul stellte sich neben den Reporter, dessen Trenchcoat über seinem dürren Körper schlackerte wie das Hemd eines Nachtgespenstes.
    »Blohfeld in der Kirche! Na, gibt’s denn

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