Lokalderby
Ziel zu erreichen. Etwa wenn es darum geht, für sie wichtige Informationen zu beschaffen.«
»Inklusive Fremdknutschen und vollem Körpereinsatz?«
»Wie gesagt, sie will mit aller Macht an dieser Hochzeit festhalten.«
Blohfeld schüttelte den Kopf. »Aber weshalb? Sie heiratet Sakowsky ja nicht wegen seines Geldes, denn er hat ja bekanntlich keins.«
»Aus Liebe?«, stellte Paul in den Raum, worauf ihn der Reporter völlig entgeistert ansah.
»Sie glauben wohl auch noch an den Weihnachtsmann, was? Nie im Leben!« Er grinste Paul verschwörerisch an. »Soll ich mich mal ein wenig umhören und ausloten, worin das dunkle Geheimnis von sweet Svetlana liegt?«
»Um mir einen Gefallen zu tun oder als Futter für eine neue Skandalstory?«, fragte Paul argwöhnisch.
»Exklusiv nur für Sie«, antwortete Blohfeld und behielt sein undurchschaubares Lächeln bei. »Sozusagen als Freundschaftsdienst. Könnte aber etwas dauern, wenn ich Sveetys sicherlich schillernde Vita unter die Lupe nehmen soll.« Dann fragte er unvermittelt: »Kann ich die Fotos von Bronski und Modzig haben?«
»Ach, daher weht der Wind!«, erkannte Paul. »Etwa für die Zeitung?«
»Na klar! Mein Schlafzimmer will ich nicht damit dekorieren.«
Paul lehnte ab. Mit der Veröffentlichung seiner Bilder würde noch mehr Öl ins Feuer geschüttet werden. Die Fußballszene glich schon jetzt einem brodelnden Hexenkessel.
14
Kohlrabi, Blumenkohl und Rote Bete hatte Paul vom Hauptmarkt geholt, Täubchenbrust in der Feinschmeckerabteilung von Karstadt besorgt, und der Saibling stammte von Jan-Patrick, der jeden Tag fangfrische Ware vom Fischhändler bezog. Zusammen mit den anderen Zutaten hatte er nun alles beisammen, was er für den heutigen Abend benötigte, und das in verschwenderisch großen Mengen. Nur der Faktor Zeit war knapp bemessen, was ihn etwas unter Druck setzte.
»Na, zauberst du uns was Feines?«, fragte Katinka, die ihm – gerade erst von der Arbeit heimgekommen – über die Schulter schaute.
»Ja«, sagte Paul und sortierte seine Einkäufe. »Wenn es mir so gut gelingt, wie es sich in Jan-Patricks Rezepte-Blog anhört, dürfen wir nachher schwelgen.«
»Nett, dass du dir die Mühe machst. Ist ja ziemlich selten geworden in den letzten Tagen, dass du den Hausmann gibst.«
In Paul stieg sofort das schlechte Gewissen auf. »Ich muss mich demnächst wirklich mehr um meine . . . – unsere Angelegenheiten kümmern, statt den lieben langen Tag Detektiv zu spielen.«
»Fragt sich nur, ob ich dieses › Demnächst ‹ noch erlebe.«
»Nach dieser Sache höre ich ernstlich auf. Ich suche mir ein anderes Hobby. Das mit dem Kochen ist doch schon mal ein guter Anfang, meinst du nicht auch?«
»Ach Paul, wer’s glaubt«, seufzte Katinka und kostete vom rohen Gemüse. »Denn tatsächlich bereiten dir solche Geschichten doch einen Heidenspaß: Ohne Mord und Totschlag würde dich das Leben anöden. Wahrscheinlich hast du mich nicht meines hübschen Näschens wegen geheiratet, sondern aufgrund meines Berufs.«
»Ich sag ja immer Du kennst mich viel zu gut.« Er streckte ihr die Arme entgegen. »Komm her, mein Schatz.«
»Oh nein!«, wich Katinka ihm aus. »Jetzt geht’s an die Arbeit! Deine Eltern kommen um acht, und du hast nicht mal mit dem Schnippeln angefangen.«
Paul machte sich daran, den Kohlrabi zu schälen und in feine Scheiben zu schneiden. Anschließend legte er sie in einem Schälchen Buttermilch ein. Später würde er den Kohlrabi blanchieren und mit einer Soße aus geschmolzener Butter und Mohn überziehen. Für die Deko hob er sich einige der grünen Blattstiele auf.
Als zweiten Gang hatte er den Fisch vorgesehen, dazu einen Sud aus zerstoßenen Tomaten, abgeschmeckt mit einem Hauch Zimt und Koriander. Den Blumenkohl verarbeitete Paul – streng nach Jan-Patricks Vorgaben – in Gänze, indem er die Stiele als Rohkostbeilage beiseitelegte, die Kohlknospen in Öl röstete und aus dem Rest eine dickflüssige Creme pürierte. Alles zusammen würde, so hoffte er, seinen Gästen ein Geschmackserlebnis bescheren, das von mild bis säuerlich changierte.
»Kommst du voran?«, fragte Katinka, die mittlerweile den Esstisch gedeckt hatte.
»Ja, inzwischen habe ich gelernt, wie man parallel arbeitet, ohne die Übersicht zu verlieren. Jan-Patrick ist und bleibt zwar trotzdem tausendmal schneller als ich, aber den 20-Uhr-Termin halte ich ein.« Er schob die Taubenbrüste, den späteren Hauptgang, in den Ofen und schaltete die
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