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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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lesen zu können, aber vielleicht kniff Modzig die Augen nur deshalb zusammen, weil ihn das Sonnenlicht blendete.
    Modzig ließ sich Zeit. Erst als er davon überzeugt zu sein schien, dass ihn nichts und niemand störte, beugte er sich ins Innere seines Wagens, förderte einen schmalen Aktenkoffer zutage und ging endlich zur Toreinfahrt hinüber.
    Paul war ziemlich neugierig, was sich als Nächstes ereignen würde, musste sich aber weiter in Geduld üben. Aus der Beobachtung, dass sich Modzig über die Sprechanlage beugte und gestenreich mit einem nicht sichtbaren Gesprächspartner redete, schloss Paul, dass es einigen Erklärungsbedarf gab. Der Spieler schien seinen Besuch nicht angemeldet zu haben und musste Bronski seine Beweggründe wohl erst erläutern.
    Geschlagene zehn Minuten dauerte es, bis sich die beiden hohen Stahlgittertore wie zwei Flügel öffneten. Paul war während der Zeit des Wartens auf seinem Sitz immer kleiner geworden – aus der Besorgnis heraus, entdeckt zu werden.
    Doch Modzig hatte andere Sorgen: Er wurde nicht etwa hereingelassen, wodurch er sich Pauls Blickfeld entzogen hätte, sondern vor der Tür abgefertigt. Bronski – für Paul zweifelsfrei an der bulligen Statur und der angespannten Körperhaltung zu erkennen – stellte sich breitbeinig mitten in die Einfahrt, beide Hände in den Hosentaschen. In seinem Mund steckte eine dicke Zigarre.
    Paul griff nach hinten und holte seine Fotokamera vom Rücksitz. Das Teleobjektiv war bereits drauf, sodass er die beiden durch den Sucher in Nahaufnahme beobachten konnte.
    Ihre Gesichtsausdrücke verhießen nichts Gutes. Bronski wirkte verärgert und ungeduldig, während Modzig eindeutig in Erklärungsnöten steckte. Bloß in welchen? Das blieb für Paul ebenso rätselhaft wie der eigentliche Grund des Besuchs. Wenn er sich einen Reim darauf machen wollte, warum der Vorstand den Spieler draußen stehen ließ, dann nur den, dass sich beide seit den Wechselgerüchten von Modzig nicht mehr grün waren. Aber warum ausgerechnet auf der Straße? Für Krisengespräche gab es beim FCN geeignete Räume, verschwiegen und außerhalb des Radius von Paparazzi – als solcher fühlte sich Paul nämlich gerade.
    Der Disput der beiden Männer, der sich für Beobachter Paul leider ohne Ton abspielte, verlief hitzig und erreichte einen Höhepunkt, als Bronski seinen Besucher heftig gegen die Schulter stieß. Daraufhin machte Modzig Anstalten zu gehen, besann sich aber und hob den Aktenkoffer in die Höhe, den er nach wie vor in der Hand hielt.
    Bronski schenkte dem schwarzen Koffer keine Beachtung oder gab dies zumindest vor. Erst nachdem er den Spieler mit fest aufeinandergepressten Lippen und strafendem Blick für etliche Sekunden fixiert hatte, griff er zu und nahm ihn Modzig ab. Ohne eine Geste des Abschieds, ohne ein Winken oder Nicken, kehrte er dem Kicker den Rücken und ließ ihn stehen. Surrend schlossen sich die Tore.
    Paul blickte wie gebannt durch seine Kamera. Er beobachtete Modzig, der wie ein begossener Pudel an Ort und Stelle verharrte und sich erst einmal sammeln musste.
    Was mochte in dem Koffer gesteckt haben? Paul hätte den Inhalt zu gern gekannt, würde den Fußballer aber kaum danach fragen können. Der verharrte noch immer niedergeschlagen vor dem Tor, bis er mit hängenden Schultern zu seinem Wagen schlich.
    Paul hielt Modzigs Rückzug genauso mit einigen Fotos fest wie zuvor den Streit mit dessen Chef, bevor er die Kamera absetzte und auf den Sitz legte. Dabei fiel sein Blick zufällig auf die Reihe parkender Autos auf der anderen Fahrbahnseite – und er zuckte erschrocken zusammen.
    Schräg hinter seinem Renault stand ein aschgrauer VW Passat, in dem zwei Männer saßen. Beide hatten ihre Köpfe auf Paul gerichtet – und beobachteten ihn, genau wie er es kurz davor bei Modzig und Bronski getan hatte.
    Paul wandte sich schnell ab, doch nur, um sich kurz darauf noch einmal zu vergewissern. Leider mit demselben beunruhigenden Resultat: Die beiden Fremden hatten es zweifelsfrei auf ihn abgesehen. Sie ließen ihn nicht aus den Augen.
    Das gefiel Paul ganz und gar nicht. Wer mochten die Männer sein? Seit wann hielten sie sich schon dort auf? Und am wichtigsten: Was wollten sie von ihm?
    Auf keine dieser Fragen fand Paul ad hoc eine Antwort. Doch ihm dämmerte sehr bald, dass er sich ihnen schleunigst entziehen musste. Denn was diese finsteren Figuren auch planten, es konnte nichts Gutes sein.
    Paul zwang sich, ruhig zu bleiben, während er

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