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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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entgegenstellte. Sie bohrte ihm den Zeigefinger in den Bauch, als sie schimpfte: »Du bist wohl wahnsinnig!?«
    »Nicht wahnsinnig, sondern langsam etwas verzweifelt. Was soll ich denn machen, damit du mir glaubst?«
    »Ich glaube das, was ich sehe. Und gesehen habe ich genug.«
    »Aber Kati, begreif bitte, dass dieses Mädel nicht auf mich, sondern auf mein Wissen abzielt. Ihr geht es einzig und allein darum, Schaden von Sakowsky abzuhalten, weil sie sich wahrscheinlich Sorgen darum macht, dass böses Gerede ihre Hochzeitspläne vereiteln könnte. Vielleicht fürchtet sie, Sakowsky würde einen Rückzieher machen. Deshalb war Svetlana bei mir, und aus keinem anderen Grund. Verstehst du das?«
    »Schon. Aber ich erkenne keinerlei roten Faden zu deinen Zärtlichkeiten mit ihr.«
    »Kati, wo bleibt deine Menschenkenntnis?«, appellierte Paul an seine noch immer vor Wut kochende Frau. »Was ist Svetlana denn für ein Typ? Was für ein Geschütz kann ein Mädchen ihres Kalibers auffahren, wenn sie wirklich etwas erreichen will? Ihre Reize! Ich wollte sie für den Moment in dem Glauben lassen, dass sie damit bei mir ankommt.«
    »Wäre ja okay, wenn du zum Schein darauf eingegangen wärst. Aber küssen?«
    »Ausschlaggebend ist nicht, wo man mit seinen Lippen, sondern wo man mit seinem Verstand ist. Wenn sich Svetlana einbildet, sie könnte mich einwickeln mit ihren großen runden Augen, dem russischen Akzent und ihren sonstigen Attraktionen, dann umso besser! Entscheidend ist, was ich wirklich denke und empfinde.«
    »Du machst es dir immer so leicht, Paul. Nein, wirklich, für wie naiv hältst du mich eigentlich? Ich bin eine erwachsene Frau und kein Teenager, den man mit ein paar dümmlichen Floskeln um den Finger wickeln kann.«
    »Ich will dich nicht um den Finger wickeln, mein Schatz. Ganz sicher nicht. Ich möchte lediglich, dass du diese alberne Szene nicht überinterpretierst. Denn das ist sie nicht wert.« Er zwinkerte ihr zu. »Abgesehen davon ist Svetlana absolut nicht mein Typ. Du weißt doch: Ich stehe auf Blondinen in Staatsanwaltsroben.«
    »Spar dir deine dünnen Witzchen«, wies Katinka seine Versöhnungsversuche zurück. »Ich bin verdammt sauer, und daran wirst du weder mit deinem kindischen Blinzeln noch mit fadenscheinigen Ausreden etwas ändern.« Sie wandte sich ab. »Du hast Mist gebaut und kannst von Glück reden, wenn ich heute Abend wieder mit dir spreche. Aber jetzt habe ich keine Lust auf weitere Diskussionen. Lass mich in Ruhe und geh mir aus den Augen.«
    Als Paul Stunden später vor Sakowskys Edelappartement – einem eleganten mehrstöckigen Komplex im Bauhausstil – stand, hatte er nichts dabei außer einigen festen Vorsätzen: zum einen den, dass er Svetlana kein zweites Mal so nahe an sich herankommen lassen würde. Zum anderen, dass er nun selbst derjenige sein wollte, der die Fragen stellte. Und nicht zuletzt musste er ihr klarmachen, dass sie sich ihre Spielchen künftig sparen konnte.
    Er kam in der Erwartung, dass Svetlana ihm mit ihrem süßen Lächeln und spärlich bekleidet öffnen würde. Sie überraschte ihn, als sie nach seinem dritten Klingeln hochgeschlossen in biederer Bluse und grauer Flanellhose an die Tür trat – ungeschminkt und sichtlich irritiert über sein Erscheinen.
    »Paul? Du?«
    »Ja, ich. Wir hatten eine Verabredung, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ich chabe nicht gedacht, dass du kooommen würdest. Nicht nachdem . . .« Sie biss sich auf die Lippen.
    »Nicht nachdem du mich vor meiner Frau lächerlich gemacht hast. Wolltest du das sagen?«
    Svetlana nickte zaghaft. Dann trat sie beiseite und ließ ihn eintreten.
    Für die Innenausstattung der Nobelwohnung hatte Paul kaum ein Auge übrig, er nahm nur beiläufig die spärliche Möblierung wahr einige wenige Werke abstrakter Kunst an den weißen Wänden, vereinzelte Einrichtungsgegenstände in weißem Lack. Alles in allem Ausdruck schlichter Eleganz. Paul fragte sich, ob Sakowsky diesen puristischen Stil vorzog, oder ob er nur seiner klammen Kasse geschuldet und der verbliebene Rest der Ausstattung für den Unterhalt seines Ferraris draufgegangen war.
    »Und jetzt?«, fragte Svetlana, die etwas verloren in dem großen Wohnsalon stand. »Was faaangen wir an mit diese schöne Abend?«
    »Nichts«, stellte Paul sachlich fest. »Ich bin nicht gekommen, um deine Scharade fortzusetzen. Für solche Spielchen bin ich dann doch zu alt. Alles, was ich möchte, sind ein paar Informationen: Warum bist du – oder

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