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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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seid ihr – an den Umständen von Buggis Tod interessiert?«
    Svetlana schien mit sich zu hadern, ob sie ihre Rolle als naive Sexbombe weiterspielen oder ihre fraglos vorhandene Intelligenz zum Formulieren einer vernünftigen Antwort verwenden sollte. »Ich bin nicht siiicher«, sagte sie zögerlich. »Uuuns interessiert, wer steckt dahinter.«
    »Weshalb? Warum ist es für euch so wichtig?«
    »Nicht wiiichtig. Wir nur sind neugierig.«
    »Solch ein großer Aufwand, nur um Neugierde zu befriedigen?« Paul sah sie zweifelnd an.
    Svetlanas süße Unschuldsmiene wich einem Ausdruck, der zumindest einen Hauch von Ernsthaftigkeit vermittelte. »Wir wollten wiiissen, ob die Polizei dem Täter auf Spuuur ist.«
    Paul horchte auf. »Dem Täter? Hast du denn einen Verdacht?«
    Wieder brauchte Svetlana Zeit, bevor sie antwortete: »Ja, natüüürlich.«
    »Und? Verrätst du es mir?«
    »Nein. Wir nicht wollen schlecht spreeechen über Kollegen.«
    Paul spürte seine wachsende Anspannung. Hatte Svetlana tatsächlich einen konkreten Anhaltspunkt? Oder setzte sie bloß zu einer neuen Runde ihres mäßig lustigen Gesellschaftsspiels an, andere Leute zum Narren zu halten? » › Kollege ‹ , sagst du? Handelt es sich etwa um jemanden aus dem Kader?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch niiicht. Ich werde es nicht sagen diiir.« Sie wedelte abwehrend mit ihren Händen und ließ dabei ihr Silberarmbändchen klimpern. »Wir sind nicht siiicher mit unsere Verdacht. Waren wohl doch die Füüürther.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, meinte Paul enttäuscht über ihren Rückzieher. »Die Gerüchte um eine Verwicklung von Greuther Fürth sind längst vom Tisch.«
    Als Svetlana daraufhin nur die Schultern zuckte, wurde es Paul endgültig zu dumm. Er verschwendete hier nur seine Zeit. »Okay, danke für das Gespräch«, sagte er mit unverhohlenem Spott und ging zur Tür.
    Svetlana trippelte hinter ihm her. »Willst du niiicht noch bleiben? Ich chatte dir Champagner versprochen.«
    »Danke, ich bevorzuge Bier. Und das trinke ich lieber woanders.«
    Er hatte schon den Türknauf in der Hand, als ihm Svetlana unverhofft einen Tipp mit auf den Weg gab: »Chalte dich an Bronski. Bronski ist Boooss, und Boooss weiß Bescheid. Er kann dir sagen, wer es war.«

13
    Dieser neue deutliche Wink in Richtung des Club-Vorstands ließ Paul keine Ruhe. Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, setzte er sich in seinen Renault und fuhr nach Erlenstegen.
    Es war ein warmer, etwas dunstiger Tag, und während er sich eine Parklücke in der leicht abschüssigen Allee des Villenviertels suchte, an die Bronskis Grundstück angrenzte, wurde ihm klar, dass der Herbst nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Zwar trugen die Kronen der Bäume noch ihre grüne Pracht, und auch nach Eichhörnchen auf ihrer Jagd nach Nüssen und Eicheln hielt er vergebens Ausschau. Doch der Sommer neigte sich unweigerlich seinem Ende zu. Vielleicht, überlegte Paul, sollte er den Wechsel der Jahreszeiten bei der Zusammenstellung seiner nächsten Gerichte berücksichtigen.
    Paul hatte mehr Glück als Verstand: Er wollte sich bei der ersten Visite seines neuen Hauptverdächtigen aufs Beobachten beschränken und hatte sich daher von vornherein auf längeres Warten eingestellt. Doch kaum war er im Sitz seines Renaults in Gedanken versunken, wurde er auf das Geräusch eines Motors aufmerksam.
    Er schaute in den Rückspiegel und sah einen dunklen SUV, der sich schnell näherte. Der Wagen – Paul identifizierte ihn jetzt als Audi Q7 – rauschte an ihm vorbei, um gleich darauf das Tempo zu drosseln und vor Bronskis Toreinfahrt zum Stehen zu kommen. Paul registrierte das Kennzeichen: N-FC. Also ein Besucher, der zum Verein gehörte, oder ihm zumindest eng verbunden war, folgerte er.
    Die Tür des Audis öffnete sich, und ein Mann mittlerer Größe stieg aus. Da er eine Baseballmütze mit tief in die Stirn gezogenem Schirm trug, konnte Paul das Gesicht des Fahrers nicht erkennen.
    Jedenfalls nicht sofort. Als sich der Neuankömmling mehrmals in alle Richtungen umsah und dabei seinen Kopf hob, wusste Paul Bescheid: Niemand anderes als Stürmer Kevin Modzig stand vorm Tor seines Bosses und machte . . . – ja, was eigentlich? Paul war verwundert darüber, dass Modzig nicht zielstrebig zur Sprechanlage an der Sandsteinsäule trat und klingelte. Stattdessen hielt der Fußballer noch immer nach allen Seiten Ausschau. Paul meinte sogar Misstrauen und Vorsicht aus seinen Blicken

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