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Lokale Erschuetterung

Lokale Erschuetterung

Titel: Lokale Erschuetterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Gerlof
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der nach Essen und einem Reinigungsmittel riecht. Geht vor und dreht sich auf jedem Treppenabsatz um, ob sie ihm auch nicht abhandengekommen ist. Diese Frau mit dem unlösbaren Problem. |240| Aber sie ist hinter ihm, bleibt dran an ihm und steigt die vier Etagen hoch, dass sie beide außer Puste geraten. Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du ein bisschen wie Belmondo aussiehst?
    Martin lacht. Ist verlegen. Tatsächlich. Hin und wieder hört er das. Und meist im rechten Moment, wenn er mal wieder in dieser Phase ist, da er mit seinem zerknautschten, zerlebten, zerrütteten Gesicht hadert. Wenn es ihn nervt, dass er aussieht wie einer, der alles mit den Fäusten geregelt hat in seinem Leben. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Er löst die Dinge nur äußerst ungern mit Körperkraft. Obwohl er über ausreichend verfügt.
    Also ja, sagt Veronika und lacht auch. Ist mir jetzt eingefallen, wo wir beide außer Atem sind. Mein Lieblingsfilm.
    Verdammt. Warum ist diese Frau verschenkt und vergeben? Wieso kann er sie nicht haben. Wer ist dieser Hanns, dass er solch ein Glück hat? Wieso liebt sie die gleichen Filme wie er und lebt mit Hanns zusammen?
    Martin Wagemut geht in die Küche und macht eine Flasche Wein auf. Nimmt zwei Gläser aus dem Schrank und Schokolade. Geht ins Zimmer. Veronika steht am Fenster. In Unterwäsche, als gehöre es sich so. Sie dreht sich zu ihm um und sagt: Wir sollten jetzt nicht noch umeinander herumschleichen. Lass uns ins Bett gehen.
    Also gehen sie ins Bett und tun so, als sei dies nicht das erste Mal. Benehmen sich wie ein Paar. Suchen nicht nach Geheimnissen, aber überlassen sich der Lust. Finden es beide gut. Haben keine Mühen mit dem Rhythmus des anderen, schämen sich nicht, zu schwitzen und Geräusche zu machen, die nicht schön klingen. Verdammt, gluckst Martin Wagemut. Der Döner. Den hätte ich nicht gegessen, wenn. Und bringt Veronika damit zum Lachen. So geht das nicht, lacht sie. Wenn du solchen Krach machst, kriege ich keinen Orgasmus.
    |241| Sie halten für einen Moment inne. Martin liegt auf Veronika, ragt oben und unten über sie hinaus. Ein kleines Stück nur, aber ausreichend, dass sie sich unter ihm verstecken kann. Schaut sie an, diese seltsame Frau.
    Dann wollen wir uns mal ernsthaft darum kümmern, dass du einen bekommst, meine Schöne, flüstert er. Und fängt an sich zu bewegen, als stünde ein Metronom im Raum und gäbe den Takt vor für das, was sie hier tun. Hebt den Hintern, auf den Veronika beide Hände gelegt hat. Der gehört ihr jetzt allein. Und senkt ihn wieder. Immer im gleichen Takt. Hält die Augen offen, um zu sehen, wie es der Frau unter ihm dabei geht. Ob sie sich gutfühlt mit seinem Viervierteltakt, ob er besser auf zwei Halbe wechselt, etwas langsamer wird, gemächlicher. Aber nein, es scheint zu stimmen, so wie er es macht. Wahrscheinlich könnte er jetzt auch auf Walzer schalten, und es wäre gut.
    Veronika liegt flach und ruhig. Sie mag es, flach und ruhig zu liegen, sich nicht bewegen zu müssen. Sie will bewegt werden. So kann sie sich besser konzentrieren. Auf sich, auf den Mann über ihr. Der die Augen offen hält und offensichtlich versucht, es ihr recht zu machen. Sie denkt einmal mehr, wie gut es ist, dass sich im Älterwerden auch ein wenig Fleisch auf ihre Hüftknochen gelegt hat, die sonst immer schmerzten, wenn sie auf andere Knochen trafen. Dies hier wird keine blauen Flecke geben und keine roten Stellen. Der Rhythmus ist richtig, der Polizist ist richtig, alles hat seine Richtigkeit. Sie kann es gut sein lassen. Für einen Moment.
    Martin Wagemut wird etwas schneller, atmet etwas lauter. Ein Schweißtropfen löst sich von seiner Stirn und fällt in Veronikas linkes Auge. Es brennt leicht, und sie schließt beide Lider. Sieht rote und silberne Kreise tanzen, schiebt die Hüfte etwas höher, und das gibt dann den |242| Ausschlag. Ihr fallen tausend Dinge gleichzeitig ein, dann bleibt ihr der Atem weg, und dann ist es gut. Der Polizist bewegt sich noch ein paar Sekunden länger, bevor sich alle Muskeln in einem Augenblick zusammenziehen, hart und unanfassbar werden, fast wie verkrampft. Dann löst sich auch das, und Martin Wagemut lässt sich fallen. Wird schwer und wieder begreifbar, liegt feucht und keuchend auf Veronikas Körper, der eine Mulde in die Matratze drückt, die schon in wenigen Sekunden verschwunden sein wird. Dann, wenn sie aufsteht, ins Bad geht, sich anzieht und nach Hause läuft. Wenn es vorbei ist.
    Der

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