Lolita (German)
euch verbiestert zu.)
McFatum, der Lümmel, ist gar nicht so dumm. Mich hat die Kindsbraut verraten. Jetzt pflügt er meine Dolly um In den Wildreservaten der Staaten!
0 Dolly, ma folie! Ihre Augen warn vair Und immer offen beim Küssen. Es gab ein Parfum, das hieß Soleil Vert... Als Pariser werden Sie's wissen.
L'autre soir un air froid d'opéra m'alita: Son fêlé - bien fol est qui s'y fie! Il neige, le décor s'écroule, Lolita! Lolita, qu'ai-je fait de ta vie?
Ich sterbe vor Reue, vor Haß und vor Harm. Und wieder hebe ich meinen Behaarten brutalen Gorillaarm; Und wieder hör ich dich weinen.
Polizei, Polizei! Dort verschwinden sie schon Im Regen, im Flutlicht des Tores... Ihre Söckchen sind weiß, und ich liebe sie so, Und ihr Name ist Haze, Dolores.
Polizei, Polizei, dort hinten die zwei, Dolores und ihr Verführer! Die Pistole raus! Nehmt Deckung dabei -Dann heißt der Gewinner Verlierer!
Gesucht: Dolores. Wo ist sie jetzt bloß? Ihr traumgrauer Blick, der zuckt nie, Sie ist keine ein Meter fünfzig groß, Undgerad vierzig Kilo wiegt sie.
Mein Wagen humpelt, und keine Strecke
Ist wie die letzte so weit und so schwer.
Man wirft mich zum Kompost, wenn ich dann verrecke,
Und dann nur noch Rost und das Sternenmeer.
Beim Psychoanalysieren dieses Gedichts stelle ich fest, daß es in Wahrheit das Meisterwerk eines Wahnsinnigen ist. Sehr genau entsprechen die starren, steifen, düsteren Reime gewissen perspektivelosen und entsetzlichen Landschaften und Figuren, und den vergrößerten Teilen von Landschaften und Figuren, wie Psychopathen sie in den Tests zeichnen, die ihre gewitzten Trainer ausgeklügelt haben. Ich schrieb noch viele andere Gedichte. Ich versenkte mich in die Gedichte anderer. Aber in keiner Sekunde vergaß ich die Bürde der Rache.
Ich wäre ein Betrüger, wenn ich behauptete - und der Leser ein Narr, wenn er es glaubte -, daß der Schock, Lolita verloren zu haben, mich von meiner Päderose geheilt hätte. Wie sehr sich auch meine Liebe zu dem Mädchen änderte, meine verdammte Natur änderte sich nicht. Wider meinen Willen suchte mein düsterer und verstohlener Blick auf Spielplätzen und am Strande die aufschimmernden nackten Beine eines Nymphchens oder andere geheime Kennmale von Lolitas Ehrenjungfern und Rosenfreundinnen. Aber eine wesentliche Vorstellung war in mir verblüht: Niemals mehr erging ich mich jetzt in der Möglichkeit, an irgendeinem entlegenen Ort mit einem kleinen Mädchen -spezifisch oder synthetisch - Seligkeit zu finden; nie schlug meine Phantasie ihre Fangzähne in Lolitas Schwestern, irgendwo weit weit weg, in den Grotten erträumter Inseln. Alles das war vorbei, wenigstens für jetzt. Indes hatten zwei Jahre ungeheuerlicher Nachgiebigkeit gegenüber meinem Gelüst mir ein gewisses Geschlechtsleben zur Gewohnheit gemacht: Ich fürchtete, die Leere, in der ich jetzt lebte, könne mich in die Freiheit plötzlichen Irrsinns stürzen, sollte mir zwischen Schule und Abendessen in einer stillen Straße irgendeine zufällige Versuchung über den Weg laufen. Die Einsamkeit machte mich mürbe. Ich brauchte Gesellschaft und Pflege. Mein Herz war ein hysterisches, unzuverlässiges Organ. So geriet Rita in mein Leben.
26
Sie war doppelt so alt wie Lolita und dreiviertel so alt wie ich: eine sehr schlanke, sehr blasse dunkelhaarige Erwachsene, hundertfünf Pfund schwer, mit reizend asymmetrischen Augen, einem eckigen, schnellskizzierten Profil und einer höchst anziehenden ensellure in ihrem biegsamen Rücken - ich glaube, sie hatte etwas spanisches oder babylonisches Blut. Ich las sie an einem Abend im verderbten Mai irgendwo zwischen Montreal und New York auf, genauer gesagt zwischen Toyles-town und Blake, in einer dunkelglühenden Bar im Zeichen des Tigerspinners; sie war liebenswert besäuselt: bestand darauf, wir seien zusammen zur Schule gegangen, und legte ihre zitternde kleine Hand auf meine Gorillapfote. Meine Sinne waren nur wenig angesprochen, aber ich beschloß, sie auszuprobieren; der Versuch gelang - und Rita wurde meine ständige Begleiterin. Sie war so gutherzig, die Rita, solch ein netter Kerl, daß sie sich wohl jeder mitleidheischenden Kreatur oder Täuschung hingegeben hätte, einem alten geborstenen Baum oder einem verwitweten Stachelschwein - aus lauter Kameradschaftlichkeit und Mitgefühl.
Als ich sie kennenlernte, hatte sie sich vor kurzem von ihrem dritten Mann scheiden lassen - und vor etwas weniger kurzem war sie von ihrem siebenten
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