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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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war:
    »Das wird jetzt weh tun, oder?«
    Mit dem ersten Schlag brach meine Nase. Die Schlägerei ließe sich als
    barbarisch
    gründlich
    brutal
    beschreiben.
    Aber vor allem war sie: leise. Kein Wort, während die mich bearbeiteten. Echte Profis. Als sie fertig waren, zogen sie geräuschlos ab. Ich wollte schreien:
    »Mehr habt ihr nicht zu bieten?«
    Aber mein Mund funktionierte nicht. Zwei von ihnen kamen zurück, hoben mich hoch, trugen mich raus und warfen mich in den Müllcontainer. Eine Zeitlang war ich bewusstlos. Endlich schaffte ich es, aus dem Container zu kriechen und mich auf den Boden fallen zu lassen. Ich humpelte bis zur Polizeiwache und wurde dort erneut ohnmächtig. Bevor der Krankenwagen eintraf, klaute mir noch jemand meine Armbanduhr.
    Ich kam im St.-Thomas-Krankenhaus zu mir, Dr. Patel beugte sich über mich.
    Kopfschüttelnd sagte er:
    »Aufregendes Leben, das Sie und Ihre Freunde führen.«
    Mann, ich fühlte mich vielleicht scheiße. Mein ganzer Körper schmerzte. Ich fragte:
    »Wie schlimm ist es?«
    »Ihre Nase ist gebrochen, aber ich denke, das wissen Sie schon.«
    Ich nickte. Großer Fehler, tat höllisch weh. Er fuhr fort:
    »Sonst ist nichts gebrochen, aber Sie haben unzählige Prellungen. Sieht fast aus, als hätten diejenigen, die das gemacht haben, genau gewusst, was sie taten. Maximale Schmerzen bei minimalen Verletzungen.«
    Ich bat ihn, die Adresse für Joes Grabstelle aus meinen Klamotten zu suchen. Das tat er. Ich fragte:
    »Können Sie sich darum kümmern?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wann darf ich raus?«
    »Sie sollten sich ausruhen.«
    Wir einigten uns darauf, dass ich am Morgen gehen durfte. Er würde mir Schmerztabletten mitgeben, so dass ich die nächsten Tage überstand. Als ich dort lag, fiel mir ein, dass Joe wahrscheinlich immer noch hier war. Wenigstens konnte ich ihm so Gesellschaft leisten. Wenn auch ganz anders als geplant.

A m Sonntagmorgen ließ ich das Taxi auf dem Nachhauseweg am Getränkeladen halten. Ich fragte:
    »Würden Sie mir eine Flasche Irish Whiskey besorgen?« Ich dachte, ich würde es wahrscheinlich schaffen, aus dem Taxi auszusteigen. Aber ob ich es auch schaffen würde, wieder einzusteigen, wusste ich nicht so genau. Er nickte.
    Als ich ihm das Geld gab, sagte er:
    »Hat Sie ein Bus überfahren?«
    »Ein schwarzer Bus.«
    »Das sind die schlimmsten. Eine bestimmte Marke Whiskey?«
    »Black Bush.«
    »Gute Wahl.«
    In nullkommanichts war er wieder da, gab mir die Flasche, sagte:
    »Besorgen Sie sich Bittersalz und eine heiße Badewanne.«
    »Das mache ich, danke.«
    Wieder zu Hause, bewegte ich mich wie ein Krüppel, warf ein paar Schmerztabletten ein.
    Dr. Patel hatte mich gewarnt: »Schlucken Sie die nicht mit Alkohol.«
    Ja, schon gut. Ich schraubte den Flaschenverschluss ab und nahm ein paar kräftige Züge. Hey, das knallte rein wie ein alter Esel. Ein sehr schlechtgelaunter alter Esel. Ich schaltete das Radio ein. Tracy Chapman mit »Sorry«. Das passte. Ließ die Wanne vollaufen, kochend heiß. Trank noch mehr Black Bush.
    Eine Stunde später glühte ich dank der heißen Wanne und dem Alkohol und hatte keine Schmerzen mehr. Ich fand einen Bademantel und wickelte mich darin ein. Ein Monogramm war eingestickt, aber ich konnte es nur verschwommen erkennen. Es klingelte an der Tür. Ich schlurfte hin, um aufzumachen.
    Norton, mit betretenem Gesichtsausdruck. Er meinte:
    »Mann, was haben die mit dir gemacht?«
    »Haben sich Mühe gegeben.«
    Er musterte den Bademantel, verkniff sich aber jede Bemerkung, fragte:
    »Darf ich reinkommen?«
    »Warum nicht.«
    Mit Blick auf die halbleere Flasche sagte er:
    »Feierst du?«
    Ich ging drüber weg und ließ mich aufs Sofa fallen. Ich sagte:
    »Im Kühlschrank ist Bier.«
    »Gut, ich glaub, ich nehm eins.«
    Er machte eine Dose auf, setzte sich mir gegenüber, sagte:
    »Tut mir leid, Mitch. Ich dachte, du wärst noch hinter mir.«
    »War ich nicht.«
    Jetzt versuchte er es mit Entrüstung.
    »Was hab ich dir gesagt? Hab ich nicht gesagt ... wenn’s brenzlig wird, lauf?«
    »Muss ich wohl vergessen haben.«
    Er trank lange, sagte:
    »Mach dir keine Sorgen, Mitch, die kriegen wir.«
    Ich war zu benebelt, um wütend zu sein. Das hob ich mir für später auf. Er legte ein Bündel Geldscheine auf den Tisch, sagte:
    »Immerhin wirst du dafür bezahlt, okay, alter Freund?«
    »Okay.«
    Er versuchte es auf die Freundliche, sagte:
    »Was ist das denn für ein Job, den du außerdem noch machst?«
    Ich erzählte ihm

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