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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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alles.
    Er sagte:
    »Klingt, als wärst du scharf auf die alte Dame.«
    »Du bist bescheuert.«
    »Erzähl mir mehr von dem Silver Ghost.«
    Vielleicht lag’s am Alk, aber ich tat, was er wollte, erzählte ihm viel zu viel. Das Funkeln in seinen Augen hätte mir auffallen müssen. Aber wie gesagt, ich konnte nur noch verschwommen sehen. Er sagte:
    »Hört sich nach Schotter an.«
    »Was?«
    »Würde sich lohnen.«
    »Hey.«
    »Na, komm schon Mitch, wie früher. Da gibt’s garantiert jede Menge
    Kohle
    Schmuck
    Gemälde
    zu holen.«
    Ich sprang auf. Nicht sehr beeindruckend im Bademantel, sagte:
    »Billy, vergiss es. Was glaubst du, bei wem die Bullen zuerst anklopfen?«
    »War nur ein Gedanke. Ich muss los.«
    An der Tür sagte ich:
    »Ich mein’s ernst, Billy, Finger weg.«
    »Klar, Mitch, ist fest versprochen und wird nicht gebrochen.«
    Zurück aufs Sofa. Ich beäugte den Rest vom Black Bush. Der Schlaf überwältigte mich, noch bevor ich nach der Flasche greifen konnte. Als ich am Montagmorgen aufwachte, war ich froh darüber. Ich fühlte mich zerschlagen und ramponiert, aber ich dachte, ich sollte mich an meinem Arbeitsplatz blicken lassen.
    Das Telefon klingelte. Dr. Patel. Er hatte die Bestattung organisiert und fragte sich jetzt, ob es eine Zeremonie geben würde. Ich sagte nein. Joe sollte am Dienstagabend beerdigt werden. Ich bedankte mich bei ihm, und er legte auf.
    Die U-Bahn fuhr nicht, und es endete damit, dass ich den Bus nehmen musste, war ja klar. Wieder wirkte Holland Park wie eine andere Welt.
    Als ich zur Haustür kam, machte mir Jordan auf. Er musterte mich missbilligend, fragte:
    »Unfall?«
    »Anspruchsvolles Training.«
    »Sie dürfen hier nicht eintreten.«
    »Wie bitte?«
    »Der Dienstboteneingang ist hinten.«
    Wir wechselten einen Blick, speicherten die Sache ab für später.
    Ich ging hinten rum in die Küche. Sie sah aus wie die in Der Diener . Fast hätte ich damit gerechnet, Sarah Miles auf dem Küchentisch liegen zu sehen. Jordan kam herein, fragte:
    »Tee ... Kaffee?«
    »Kaffee ist gut.«
    Er fing an, Filter auszutauschen, und ich fragte:
    »Richtiger Kaffee?«
    Er lächelte verkrampft, machte eine Handbewegung Richtung Anrichte, sagte:
    »Da sind Müsli, Cornflakes, Toast. Was Sie möchten.«
    Ich nickte.
    »Oder sind Sie es gewohnt, Porridge zu frühstücken?«
    Jetzt war ich an der Reihe, verkrampft zu lächeln. Ich fragte:
    »Sie sind also der einzige Angestellte, hier?«
    »Madame benötigt sonst niemanden.«
    Der Kaffee brodelte. Roch schon mal gut. Das gehört zu den großen Enttäuschungen des Lebens, dass Kaffee nie so gut schmeckt, wie er riecht.
    Ich nahm die Tasse, probierte, sagte:
    »Scheiße, der ist gut.«
    Er hielt einen Finger hoch, sagte:
    »Madame duldet keine Schimpfwörter im Haus.«
    »Sie kann uns hören, oder?«
    Keine Antwort. Ich nahm zwei Schmerztabletten, schluckte sie mit Kaffee. Er fragte:
    »Sind Sie verletzt?«
    »Als ob Sie das interessieren würde.«
    Er verließ die Küche. Kam mit ein paar kleinen Tütchen zurück, sagte:
    »Lösen Sie das in Wasser auf, wirkt Wunder.«
    Ich hatte nichts zu verlieren, nahm ein Glas, riss ein Tütchen auf, goss Wasser drauf.
    Das Pulver wurde rosa. Ich sagte:
    »Hübsche Farbe.«
    »Madame lässt es sich aus der Schweiz schicken.«
    Ich trank, es schmeckte süß, aber nicht unangenehm. Ich sagte:
    »So gerne ich auch plaudern würde, ich fang besser mit der Arbeit an.«
    Er sagte: »Deshalb sind Sie ja gekommen, nicht wahr?«
    In der Garage bewunderte ich erneut den Rolls-Royce. Für eine kleine Spritztour hätte ich viel gegeben. Ich brauchte eine Weile, bis ich den Overall übergezogen hatte. Meine Nase tat saumäßig weh. Ich sah auf dem Arbeitsplan nach.
    Montag - Malerarbeiten
    Okeydokey.
    Die Fassade des Hauses, Fenster und Fensterläden konnten auf jeden Fall einen neuen Anstrich vertragen. Ich holte die Leiter und rührte Farbe an.
    Nach einer halben Stunde fühlte ich mich erleichtert. Die Schmerzen, die meinen Körper unablässig malträtiert hatten, ließen nach. Ich sagte laut:
    »Gott segne die Schweiz.«
    Zu den wertvollsten Gütern im Knast gehört der Walkman. Ein Walkman und ein Leibwächter. Man setzt die Kopfhörer auf und taucht ab. Was im Hof nicht besonders schlau ist. Eigentlich kann man sich nicht erlauben, weniger als hundert Prozent auf der Hut zu sein.
    Als ich die Leiter an die Wand lehnte, setzte ich die Kopfhörer auf. Auf der Kassette war Mary Black. Ging los mit »Still

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