London Boulevard - Kriminalroman

gestohlen.«
    »Was?«
    »Wirklich. Irgendwo in der alten Welt gibt es einen frommen Gläubigen mit dem Zeh des Heiligen Franz Xaver.«
    Ich konnte nicht widerstehen, wahrscheinlich lag’s an dem Hot Toddy, ich sagte:
    »Die Katholiken sind doch bekannt dafür, dass sie ihren Glauben zehlebrieren.«
    Er lächelte, aber ich glaube nicht, dass er es witzig fand. Bri entschuldigte sich, sie müsse auf die Toilette, und Sanji sah mich abschätzend an, fragte:
    »Dürfte ich mich ... mit Ihrer Schwester verabreden?«
    Scheiße.
    »Ich rate Ihnen davon ab.«
    »Trotzdem ...«
    »Sie werden es sowieso tun, Sanji, Sie sind ein guter Mann, ich mag Sie sehr, aber Bri ist nichts für Sie.«
    »Darf ich es versuchen?«
    »Kann ich Sie davon abhalten?«
    »Nein.«
    Bri kam wieder, und Sanji meinte, er wolle eine weitere Runde holen, fragte:
    »Alle noch mal dasselbe?«
    »Warum nicht.«
    Bri beugte sich zu mir vor, sagte:
    »Ich liebe ihn.«
    »Gott.«
    »Nein ... wirklich, Mitch, wir sind seelenverwandt.«
    Aus Wut, und weil ich sie ablenken wollte, sagte ich:
    »Was ist mit Frank?«
    Und erntete einen vernichtenden Blick. Sie sagte:
    »Frank ist tot, Mitch. Je eher du dich damit abfindest, desto besser für uns alle.«
    Sanji kam zurück, und ich hatte das Gefühl, es war der richtige Moment zu gehen. Ich schüttelte ihm die Hand und sagte:
    »Wir sehen uns ganz bestimmt bald wieder.«
    Er sah mich besorgt an, halb wie ein Mediziner, halb wie ein Inder, sagte:
    »Ich werde sie wie ein Gentleman behandeln.«
    »Das denken Sie.«
    Als ich die Tür erreichte, sagte der Barmann:
    »Hey, Spaßbremse, du kannst noch nicht gehen.«
    »Hab ausgefeiert.«
    Er stemmte eine Hand auf die Hüfte, verdrehte die Augen, sagte: »Mmmm ... bist wohl ein ganz harter Bursche.«
    Draußen winkte ich ein Taxi heran und beschloss, in der Woche drauf ein Auto zu kaufen.
    Als ich in die Wohnung kam, wollte ich einfach nur noch pennen.
    Ich schaltete den Fernseher ein. Und wie hätte es anders sein können? Point Blank fing gerade an.
    Als Lee Marvin in einem Anzug auftauchte, der meinem nicht unähnlich war, sagte ich:
    »Also, das ist wirklich mal ein starker Mann.«

M ittwoch war total verregnet. Ich ging trotzdem zur Arbeit. Jordan war in der Küche, musterte mich kritisch, sagte:
    »Ihre Verletzungen heilen.«
    »Meinen Sie?«
    »Sieht so aus.«
    Zen oder was?
    Einige Fallrohre waren verstopft, und er fragte, ob ich was dagegen unternehmen könne.
    Ich sagte: »Sicher.«
    Was für ein Arschloch. Dauerte den ganzen Tag, die Dinger frei zu kriegen. Als es auf vier Uhr zuging, lag ich ausgestreckt auf dem Boden und hantierte an einer Rinne, schmutziges Wasser tropfte mir ins Gesicht und sie tauchte auf. Gekleidet in ein rotes Jerseystrickkleid, das ihre Kurven betonte. Sie sagte:
    »So was sehe ich gern, ein Mann wehrlos auf dem Rücken.«
    Ich stand auf. Sie reichte mir bis zur Schulter. Auf ihrem Gesicht lag wieder dieses wissende Schmunzeln. Ich weiß nicht, lag es an Joes Beerdigung, den Prügeln, die ich hatte einstecken müssen, war es Chemie oder schlicht Irrsinn?
    Ich packte sie, zog sie heran und küsste sie, zuerst wehrte sie sich, dann schmiegte sie sich an mich. Ich schob ihr meine Zunge in den Mund, legte die Hände auf ihren Arsch und vergaß mich. Es goss wie aus Kübeln, und sie machte sich los, sagte:
    »Ich hoffe, Sie können zu Ende bringen, was Sie begonnen haben.«
    Und weg war sie.
    Wir blieben im Regen stehen, ich und mein Ständer, und Mittwochabend fiel mir ein ... Mr. Gants Überraschung. Wieder in der Garage, schälte ich mir gerade den durchnässten Overall vom Körper, als Jordan eintrat.
    Er sagte:
    »Wir haben uns schon mal um das Zimmer über der Garage gekümmert. Alles Nötige liegt dort für Sie bereit.«
    »Scheiße, ich weiß nicht.«
    »Es gibt eine Dusche, einen frischen Trainingsanzug ... bitte bedienen Sie sich«
    Das tat ich.
    Es war eine Art Atelierwohnung mit:
    Bett
    Dusche
    Kochnische.
    Und Mann, stapelweise frische, flauschige Handtücher. Als Sträfling bekommt man pro Woche ein Handtuch.
    Ich duschte kochend heiß, und als ich herauskam, entdeckte ich unter dem Fernseher einen kleinen Kühlschrank voll mit Bier. Ich machte ein Grolsch auf und nahm ein paar große Schlucke.
    Das Bett war frisch gemacht, und ich geriet teuflisch in Versuchung. Aber Gants Überraschung wartete auf mich.
    Der Trainingsanzug war neu, schwarz, Größe L und mit einem Etikett versehen, auf dem stand: »Mit den besten