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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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dem Personal.«
    Ich hatte gehofft, Lillian wenigstens kurz zu Gesicht zu bekommen, aber es sollte nicht sein. In der Bahn dachte ich über meine Wochenendpläne nach. Einfach und gut, ich würde die beiden Wichser suchen, die Joe zu Tode geprügelt hatten. Abends um acht hatte ich bereits ein Curry verdrückt und war gerade dabei, ein Sixpack zu leeren.
    Das Telefon klingelte.
    »Ja?«
    »Mr. Mitchell ... hier ist R. Gant ... ich störe doch nicht, oder?«
    »Nein, Sir, ich ruhe mich nur aus.«
    »Guter Mann, Mitch ... darf ich Sie so nennen?«
    »Sicher.«
    »Sie sind mir doch nicht böse wegen gestern Abend?«
    »Nein, Sir.«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    Ich fragte mich, warum er so kariert daherquatschte, aber er war der Boss.
    Ich sagte: »Schießen Sie los.«
    Eine Pause, dann:
    »Sehr schön, sehr treffend. Meine Frage ist die: Was ist Ihrer Ansicht nach das wertvollste Gut?«
    »Meine Güte, weiß nicht. Geld wahrscheinlich ... Sex ... Digitalfernsehen.«
    »Macht, Mitch, und das wichtigste Werkzeug ist Information.«
    »Sie wollen auf etwas Bestimmtes hinaus, Sir.«
    Zum Beispiel, mich dumm und dämlich zu langweilen. Er sagte:
    »Ich möchte Ihnen gewisse Informationen zukommen lassen.«
    »Ja, Sir.«
    »Nicht am Telefon. Bei Browns ist für morgen Abend um acht ein Tisch reserviert.«
    »Browns?«
    »In Covent Garden.«
    »Ok.«
    Und er legte auf. Das ganze Sir-vorne-Sir-hinten hatte einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund hinterlassen, und ich stand auf, um ihn auszuspülen. Mir fiel ums Verrecken nicht ein, was er mir zu erzählen haben könnte, das mich auch nur im Geringsten interessieren würde.

S amstagmorgen wachte ich mit einem leichten Kater auf, das Curry vom Vorabend machte sich bemerkbar. Nichts Ernstes, aber das nächste Mal wollte ich mit den roten Chillies vorsichtiger sein. Ich dachte an das Browns.
    Absolut meine Kragenweite.
    Normalerweise würden die mich nicht mal reinlassen, und ich konnte es ihnen auch nicht verdenken. Wir kannten unseren Stellenwert. In deren Augen war ich das Letzte. Aber im Gefolge eines Gant ist vieles möglich.
    Einstweilen hatte ich zu tun. Ich wusste, dass Joes Peiniger Teenager waren. Einer sah aus wie Beckham, der andere war schwarz. Also würden sie samstagnachmittags kicken gehen.
    Legere Kleidung sollte es tun.
    Ich trug die ausgebleichten Jeans und das ungewaschene Sweatshirt - ich war gut drauf. Ich holte die Glock und drückte ohne Munition ein paar Mal ab. Kein Problem. Dann lud ich sie. Nahm den 36er-Bus bis zum Oval. Hätte ich beschreiben müssen, wie ich mich fühlte, hätte ich gesagt:
    Sicher
    und
    kalt.
    Sah am Kennington Estate nach, alles ruhig. Okay. Ich spazierte zu Fuß zur Walworth Road und klatschte mit ein paar alten Bekannten von früher ab. Sie lockten mich in ein Pub und fragten, worauf ich Lust hätte. Ich sagte:
    »Flasche Beck’s.«
    Nullkommanichts hatte ich vier oder fünf Flaschen vor mir stehen. Sie wussten, dass ich erst vor kurzem rausgekommen war, und fragten:
    »Wie war’s - im Knast und so?«
    »Hier ist es besser.«
    Und bekam Beifall dafür.
    Die Kneipe gehörte zu den sicheren. Das bedeutet, der Wirt hatte lange gesessen. So was wie achtzehn Jahre ohne Straferlass. Man konnte also reden. Jeff, der für die Organisation zuständig war, fragte:
    »Brauchst du Kohle?«
    »Nee, ich hab ne feste Stelle.«
    Riesengelächter und noch mal vier Flaschen Beck’s. Das Team machte Postämter klar, vorwiegend im Westen oder Norden. Sie waren nicht gierig und schafften gutes Geld ran. Mit Anfang zwanzig war ich öfter mit ihnen losgezogen. Jeff fragte:
    »Wir sind nächste Woche oben im Norden, Mitch. Bist du dabei?«
    Ich geriet stark in Versuchung. Das wären zwei Riesen, kein Scheiß drumrum, aber leider war ich bereits anderweitig verplant, sagte:
    »Vielleicht ein anderes Mal.«
    Ich hatte kein einziges Bier angerührt. Es ging auf halb drei zu. Ich sagte, ich müsse gehen, und wir verabschiedeten uns wie Südost-Londoner, falsch und herzlich. Draußen wünschte ich einen Moment lang, ich könnte wieder reingehen.
    Am Kennington Estate war ein hitziges Fußballspiel im Gang. Ich setzte mich auf eine Mauer, wartete den richtigen Augenblick ab. Fünf auf jeder Seite, eine todernste Angelegenheit. Ich entdeckte den schwarzen Jungen sofort ... er war Ersatzmann.
    Neben mir saßen ein paar Anwohner. Ich verteilte Dosenbier, brachte sie zum Reden.
    Dann sah ich ihn, Beckham, er war wild, wahnsinnig

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