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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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nicht durchsucht? Du hättest unter anderem die hier gefunden.«
    Ich drückte ihm den Lauf an die Nase, fuhr fort:
    »Dann würde ich jetzt blöd aus der Wäsche gucken.«
    Norton schüttelte den Kopf, sagte:
    »Er hat mir gesagt, ich soll schnell rein, nichts anfassen. Vor allen Dingen mich nicht von dem scheiß Butler erwischen lassen. Er wollte die Überraschung nicht verderben.«
    »Was ist mit dem früheren Bewohner passiert?«
    Norton sah mich an, fragte:
    »Hast du davon gehört?«
    »Darüber gelesen.«
    »Gant wollte nicht glauben, dass du wirklich weg bist. Wir haben die Wohnung überwacht und dann hat der blöde Wichser versucht einzubrechen. Gant ist durchgedreht, du weißt ja, wie er ist, wie er den Neger abgeknallt hat.«
    »Ist er immer noch sauer auf mich?«
    Norton lachte schrill auf, sagte:
    »Mehr denn je. Er macht Geschäfte mit den Kolumbianern und bewundert ihre Kaltblütigkeit. Die wollen alle umbringen, die zu dir gehören.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis die Botschaft ankam, dann fragte ich.
    »Meine Schwester?«
    Er nickte, sagte:
    »Schließ keine neuen Freundschaften.«
    »Was ist mit dir, Billy?«
    »Ich bin raus. Sobald ich meinen Scheiß zu Geld gemacht habe, bin ich weg.«
    »Unterschätzt du da nicht deine momentane Zwangslage?«
    Er schielte auf die Knarre, dann auf mich, sagte:
    »Du wirst mich nicht erschießen, Mitch.«
    Ich überlegte es mir. Die Scheiße war, dass ich ihn immer noch irgendwie gern hatte. Er war ein Wichser, aber wir hatten eine gemeinsame Geschichte, eine überwiegend beschissene, aber so war es nun mal. Ich sagte:
    »Du hast recht, Billy.«
    Ich steckte die Waffe weg und stieg aus dem Wagen. Es fing gerade an zu regnen. Ich klappte meinen Jackenkragen hoch, und Norton stieg ebenfalls aus. Einen Augenblick lang standen wir da, dann streckte er die Hand aus, sagte:
    »Gib mir die Hand drauf, alter Freund.«
    »Treib’s nicht zu weit.«
    Und ich ging.

I ch las Down on Ponce von Fred Willard. Genau mein Ding, hard-boiled und rasend komisch. Zum Beispiel ist da ein Typ, der Atlanta in Georgia als eine Stadt beschreibt, in der für Hass keiner Zeit hat, zum Klauen aber schon.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm ab, sagte: »Ja.«
    »Mitch, hier ist Briony.«
    »Gott sei Dank, ich muss dich sehen.«
    »Das wäre schön, Mitch.«
    »Morgen Abend, wie wär’s, wenn ich dich zum Essen einlade, sagen wir bei dem Italiener in Camberwell, den du so magst, um acht?«
    »Ich werde alleine kommen, Mitch.«
    »Völlig in Ordnung.«
    »Am Ende bin ich immer alleine.«
    »Wir reden morgen drüber.«
    »Bringst du die alte Schauspielerin nicht mit?«
    »Nein, nur du und ich.«
    Ich legte auf, sagte: »Mann, ist die anstrengend.«
    Ich hatte nicht vor, ihr zu erzählen, dass ich jemanden kennengelernt hatte. Und der »alten Schauspielerin« würde ich es auf keinen Fall sagen. Während ich las, begab sich mein Gehirn auf Abwege. Einerseits war ich in die Geschichte vertieft, andererseits dachte ich an Gant.
    Ich wollte es mit einer Notlösung versuchen, wählte seine Nummer. Er ging dran und ich sagte:
    »Rob, mein Lieber.«
    Schweigen, dann: »Mitchell.«
    »Höchstpersönlich, wie geht’s, Bruder?«
    »Na ja, Mitchell, ich werde Ihnen schon bald einen Besuch abstatten.«
    »Deshalb rufe ich an. Ich wollte Sie wissen lassen, dass ich meine diversen Gehälter längst angelegt habe. Hat mich ein paar Riesen gekostet, aber ich habe einen Auftragskiller ›engagiert‹. Das funktioniert jetzt so: Wenn Sie mir oder meiner Schwester was tun, erschießt er Ihre Tochter - wie alt ist sie jetzt, elf und ganz gut in der Schule, in Dulwich, oder? Aber es geht noch weiter. Ich hatte noch ein bisschen Geld übrig, und er hat mir einen echten Schnäppchenpreis für Ihre Frau gemacht. Ich find’s toll, dass sie ehrenamtlich an drei Nachmittagen bei Oxfam arbeitet. Deshalb hab ich auch die Sonderbehandlung für sie bestellt. Sehen Sie, ich habe mich an Ihren Ratschlag gehalten, meine Hausaufgaben gemacht, wie Sie gesagt haben ... Informationen bedeuten Macht.«
    »Sie bluffen.«
    »Das ist ja das Schöne daran, Sie müssen sich selbst überlegen, ob ich bluffe oder nicht. Unsere Version von Call my Bluff . Was meinen Sie?«
    »Ich meine, Mitchell, dass Sie keine Ahnung haben, mit wem Sie sich anlegen.«
    »Gehört alles zum Spiel.«
    »Glauben Sie mir, Mitchell, wir sehen uns noch.«
    »Ich muss los ... Ach, noch ein Letztes. Die Nation of Islam würde sich furchtbar gerne mit Ihnen

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