London Hades

Ruhe, aber mir ging es an dem Abend nicht gut. Ich wei ß jetzt noch, wie aufgebracht sie war, als ich mich weigerte, ihr zur Hand zu gehen. «
    Matthews Mund stand offen, seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. » Sie wollte dich in den Laden dirigieren? Samstag Abend? «
    Frances wusste nicht, wohin mit all ihrer Wut. » Verstehst du? Sie wollte, dass ich dich sehe und mit dir breche. Sie wollte dich loswerden! Deswegen hat sie dir den Mund nach der Stadt w ä ssrig gemacht und dieses T ê te- à -t ê te arrangiert. Sie muss so sicher gewesen sein, dass du wirklich gehen w ü rdest. Oh, ich hasse sie! « Was h ä tte sie daf ü r gegeben, dass ihre Mutter in diesem Moment anwesend gewesen w ä re. » Wer war es, der dich nach London mitgenommen hat? «
    » Ein gewisser Squire Cordwell. «
    » Der geht in ihrem Laden ein und aus. «
    Matthew sah sie verst ä ndnislos an.
    » Du hast ihr Hinterzimmer doch gesehen « , f ü gte sie hinzu. » Was glaubst du, was da ü blicherweise so passiert? Es gibt zahlreiche M ä nner, die diesen Raum intimer kennen als ich. «
    Er sank nach hinten, gegen die Wand. » Ich habe mich wirklich und wahrhaftig von ihr aufs Kreuz legen lassen. «
    Hatten sie das nicht beide? Sie kam sich so dumm vor, weil sie es nicht eher begriffen hatte.
    » Kannst du mir verzeihen, Frances? Ich wei ß nicht einmal, ob ü berhaupt etwas passiert ist. Ich hatte sogar noch meine Hosen an, als ich aufgewacht bin. Nur die beiden M ä dchen …« Er biss sich auf die Lippe.
    Sie wusste nicht, was sie noch denken sollte. Sie verstand einfach nicht, wie ihre Mutter ihr so etwas hatte antun k ö nnen. Andere h ä ssliche Szenen kamen ihr in den Sinn. Was Matthew erz ä hlt hatte, passte alles so gut ins Gesamtbild. Als ob Frances sich dadurch den unertr ä glichen Gedanken entziehen k ö nnte, kroch sie zu dem Kleiderhaufen hin ü ber. Aber sie entkam ihnen nicht. » Mich hat sie in eine ganz ä hnliche Situation gebracht « , begann sie, w ä hrend sie die Sachen untersuchte und sich dann anzog. » Als ich anfing, laut dar ü ber nachzudenken, dich in der Stadt zu suchen, weil deine Briefe ausblieben, sah sie wohl ihr Kapital in Gefahr. Sie hat versucht, es schnell noch an den Mann zu bringen. « Dass sie lachen musste, geschah nicht aus Freude. Die ganze absurde Situation kam ihr wieder in den Sinn. » Einen Tag, bevor ich abreisen wollte, fand ich einen fremden Gentleman in meinem Zimmer vor, der sich mir als Lord Packington vorstellte und schon halb entkleidet war. «
    » Oh Frances, nein! «
    Sie drehte sich um und legte ihm beruhigend den Zeigefinger auf die Lippen. » Als ich begriff, was er von mir wollte, habe ich mich mit der Bettpfanne bewaffnet und ihn zum Teufel gejagt. Er hatte Gl ü ck, dass der Pastor nicht im Hause war – Mutter hatte auch dieses Treffen gut geplant. «
    » Das ist unglaublich …«
    » Aber es best ä tigt alles, was ich hier ü ber sie erfahren habe. Meine Mutter hat in ihrem ganzen Leben noch nie etwas aus reiner Liebe getan. – Hat sie dich an Mr. Coustance vermittelt? «
    » Ja. «
    » Auch er ist ein alter Freund von ihr. Ich habe geh ö rt, wie er erz ä hlt hat, dass sie ihm Geld schickt. Sie hat die ganze Stadt mit Geldgeschenken bedacht, damit meine Unschuld nicht g ä nzlich aus ihrer kontrollierenden F ü rsorge geraten konnte. Und sicher hat sie auch daf ü r gesorgt, dass du bei Coustance sicher verwahrt warst. «
    » Sicher verwahrt? Der Mann hat mich an den Rand meiner Existenz gebracht. Ich konnte die Miete nicht mehr bezahlen, und weil ich keinen Ausweg mehr sah, habe ich andere sehr unr ü hmliche Dinge getan. «
    Frances musste unwillk ü rlich an Henry denken. » Du hast dich verkauft? « , fragte sie und war entsetzt, als er nickte.
    » An eine Diebesbande, ausgerechnet an die des Lords … die von Wilson Ross – aber das habe ich erst sp ä ter erfahren. «
    Matthew erz ä hlte, wie er sich den Dieben angeschlossen hatte, um seine Schulden zu tilgen und ihr den Ring zu kaufen. Es belastete sein Bewusstsein offenbar so sehr, dass er den Kopf von ihr abwenden musste, w ä hrend er dar ü ber sprach: » Als ich aussteigen wollte, haben sie mich von Coustance fortgeholt. Ich war mit einer Gruppe anderer M ä nner zusammen, denen es ä hnlich ergangen war. Tags ü ber haben wir geschlafen und uns nachts zum Stehlen herumgetrieben. Sie hatten uns vollkommen in der Hand. « Er sah sie immer noch nicht an. Nur seine Finger bewegten sich,