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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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einen kleinen Wink nur, dass Nathan ihm R ü ckendeckung gab. Doch da umschloss ihn schon die Dunkelheit des Hausflures und verschluckte ihn, ohne diese kleine Genugtuung, das rettende Wissen.
    Ü berm ä chtig holte ihn die Vergangenheit ein. Henry schrumpfte wieder zu einem kleinen Jungen, der hilflos durch diesen ü berm äß ig hohen Flur geschoben wurde. Es waren das Haus, die Dinge, die er hier erlebt hatte, der Muff desselben alten roten Teppichs, der sich wie fr ü her in seine Nase biss – all das zusammen genommen lie ß ihn so klein werden.
    » Wo ist der Lord? «
    » Oben, denk ich. Ich melde euch an. «
    Der Lord? Hysterie erfasste ihn, als die M ä nner ihn durch das Treppenhaus nach oben dr ä ngten, dorthin, wo Ross schon immer sein Zimmer gehabt hatte. Es stimmte also, er nannte sich wirklich so. Ross war der Lord, der M ö rder von St. Giles .
    Es gab den Raum nicht mehr, in dem Henry damals hatte mit ansehen m ü ssen, wie der Thief-Taker und seine M ä nner seine Freunde misshandelt hatten. W ä nde waren herausgetrennt worden, Zimmer zusammengelegt. Heute existierte im Obergeschoss nur noch ein gro ß er lichter Saal, aber das machte Henry das Eintreten nicht einfacher, als der Mann, der ihnen vorausgeeilt war, wieder zur ü ckkehrte und mit einem Kopfnicken auf die Fl ü gelt ü r wies. » Ihr k ö nnt reingehen. « Er grinste Henry an.
    Der Thief-Taker stand am Ende eines langen Tisches, vor einem zur ü ckgeschobenen Stuhl, und hielt ein kleines B ü chlein in der Hand. Papier und Schreibzeug lagen vor ihm ausgebreitet.
    Sein Atem pumpte Wut durch Henry, kaum dass er seinen alten Feind erblickte. Mit den n ä chsten Schritten wurde sie so ü berm ä chtig, dass es ihm gelang, die nachl ä ssig gewordenen Griffe seiner Bewacher in einer einzigen, aufbrausenden Bewegung abzusch ü tteln. Er st ü rmte auf Ross zu, das erschrockene Geschrei der M ä nner in seinem R ü cken. Seine Rechte zog die Pistole aus dem Hosenbund, seine Finger, die noch nie zuvor eine bedient hatten, legten sich auf den Abzug.
    » Du verdammter Bastard! « , h ö rte er sich br ü llen. All der aufgestaute Hass entlud sich und lie ß ihn seine Finger am Abzug kr ü mmen. Feuer flammte aus dem Lauf der Waffe, schoss auf den Feind zu. Der R ü ckstoss warf Henry nach hinten, aber er sah sehr genau den ü berraschten Gesichtsausdruck des Thief-Takers und er genoss ihn.
    Henry schoss zum ersten Mal auf einen Menschen, aber er war nicht der erste Mensch, der auf den Thief-Taker schoss. Ross ’ Mund ö ffnete sich tonlos, als er sich zur Seite warf. Die Ladung traf ihn lediglich an der Schulter, aber das mit voller Wucht, und sie schmetterte ihn zu Boden, als h ä tte ihn jemand mit einem gewaltigen Pr ü gel niedergestreckt.
    Da erreichten Henry auch schon seine Verfolger. Sie rissen ihn von den Beinen, und sofort f ü gten ihre Tritte seinen alten Wunden neue Schmerzen hinzu.
    Es dauerte lange, bis er Ross ’ schmerzverzerrtes Gesicht ü ber sich auftauchen sah. Seine M ä nner traten ihrem Anf ü hrer aus dem Weg. Der beugte sich zu Henry hinunter und zerrte ihn mit der unversehrten Rechten am Kragen vom Boden hoch. Er br ü llte, ob vor Wut oder Schmerz oder beidem zusammen, vermochte Henry nicht zu sagen.
    Ross schleuderte ihn zum Tisch hin ü ber, ohne ihn dabei loszulassen. Er prallte gegen die Kante, verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten ü ber. Ross ’ Hand rutschte an seinen Hals und dr ü ckte zu. Der Atemzug, mit dem er hektisch Luft eingesaugt hatte, um sich zu wappnen, verebbte sofort. Ross sch ü ttelte und w ü rgte ihn, bis Henry nur noch Lichtblitze vor den Augen sah. Dann lie ß der Thief-Taker pl ö tzlich von ihm ab.
    » Ah, nein! « , keuchte er.
    Wie durch einen Schleier hindurch sah Henry einen von Ross ’ M ä nnern an seine Seite springen, um ihn zu st ü tzen. » Das muss behandelt werden, Mylord! Wir m ü ssen sofort versuchen die Blutung zu stoppen. «
    Ross wehrte sie ab, st ü tzte sich nach Luft pumpend vor Henry auf. » Nagelt ihn auf den Tisch! « , kreischte er und drosch mit der Faust auf die Tischplatte ein. » Es ist mir ganz egal, wie ihr das anstellt. An den Eiern, meinetwegen! Ich will dieses elende Drecksst ü ck auf diesem Tisch liegen sehen, wenn ich zur ü ckkomme. – Und dann gnade dir Gott, Henry Nicholls, solltest du an ihn glauben! « Der Thief-Taker taumelte nach hinten. Einer seiner M ä nner fing ihn auf, w ä hrend sich zwei andere Henrys annahmen und ihn

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