London Hades
schnell ein weiteres Fuhrwerk hinter der Trib ü ne hervorholten, das sicher einige der Gaffer hertransportiert hatte.
Ross beobachtete Frances, w ä hrend sie mit aller Macht versuchte, sich aus dem Griff ihrer W ä chter zu befreien. » Es ist ja nicht mit anzusehen, wie sie sich auff ü hrt « , meinte er schlie ß lich. » Bindet sie an meinem Wagen fest, damit sie niemanden verletzt. Oder gar sich selbst! «
Die M ä nner kamen seinem Gehei ß nach und fesselten Frances an eines der gro ß en R ä der der Kutsche. Es war ausgerechnet eines der hinteren, und so konnte Henry sie von seinem Standpunkt aus nicht mehr sehen, denn dieser Teil des Berlin lag fast g ä nzlich im Dunkeln, und das Licht seiner Lampen war nach vorne gerichtet.
Ross betrachtete zufrieden sein bisheriges Werk. Er wartete, bis Matthew auf dem zweiten Wagen positioniert war, dann schlenderte er gem ä chlich zu Nathan hin ü ber.
Henry ruckte sinnlos gegen seine Fesseln, bis ihn der Zug der Schlinge stoppte. Er wollte Nathan etwas zurufen, aber es gab nichts, das Ross nicht verh ö hnt h ä tte. Henry sp ü rte, wie die Angst seinen Geist l ä hmte.
» So, Meister Sangwine, dieser Gentleman, der mit Hilfe seiner Gef ä hrten mein Haus in Brand gesetzt hat, wird Ihr erstes Motiv sein. «
Frances wusste nicht, wohin sie ihren Blick richten sollte. Es gab zu viel Entsetzliches zu sehen und keinen Funken Hoffnungen. Nicht einmal in die Ferne konnte sie die Augen richten, denn ü berall fanden sich einzelne Gr ü ppchen von Gaffern, die begeistert verfolgten, wie Ross die drei Menschen hinschlachten wollte, die sie am meisten liebte. Wie sollte sie ihren Tod mit ansehen?
Sie war so sehr damit besch ä ftigt, ihre H ä nde in den Fesseln hin und her zu winden, um ihnen zu entkommen, dass sie ü berhaupt nicht bemerkte, dass pl ö tzlich neue Spannung in die Stricke kam. Der erste von ihnen zersprang, dann ein zweiter. Aufgeregt wandte sie den Kopf um, aber sie konnte nichts sehen au ß er Dunkelheit. Wer auch immer die Fesseln durchtrennte, er musste unter dem Wagen kauern.
» Frances! « , beschwor sie eine Stimme. » Sag jetzt nichts. Tu so, als w ü rde nichts geschehen. «
» Mutter? « , stie ß sie leise hervor.
» Ruhig! Wenn du frei bist und du dich unbeobachtet f ü hlst, dann lass dich hinabsinken. Alle Augen sind im Moment auf Emerson gerichtet. Niemand sollte es bemerken! «
Unf ä hig, zu einem klaren Gedanken zu kommen, wartete sie ab, bis auch die letzte Fessel durchtrennt war. Tats ä chlich schien sich im Moment niemand f ü r sie zu interessieren. Aller Augen waren auf Ross gerichtet, der Nathan vor einem alten, abges ä gten Baumstumpf, den jemand vor dem Thief-Taker aufgestellt hatte, in die Knie zwang.
Frances glitt am Wagenrad hinab zu Boden. Dann zerrte eine Hand sie auch schon unter die Kutsche.
» Allm ä chtiger! Du bist es wirklich! « Fassungslos sah sie ihre Mutter an. Elizabeth wirkte abgek ä mpft, ihr sch ö nes Kleid war verschwitzt und mit Flecken ü bers ä ht, ihre perfekte Frisur verdorben. » Was, um alles in der Welt, tust du hier? Und wo ist dein Leibw ä chter? «
» Er wollte f ü r kein Geld der Welt mitkommen. Aber ich musste dir doch folgen, nach allem, was du zu mir gesagt hast … dass ich eine Fremde w ä re und all diese Dinge! «
Bildete sie es sich ein oder weinte ihre Mutter tats ä chlich? Das hatte sie noch nie vor ihr getan.
» Und ich war noch einmal bei Molly und habe sie zur Rede gestellt. Ihr n ä rrischer Sohn Christopher hat mir, betrunken wie er war, auf den Kopf zugesagt, was er dir angetan hat. « Sie wischte sich ü ber das Gesicht. » Das wusste ich doch nicht! Ich dachte immer, du und Henry, ihr w ä rt bei ihr gut aufgehoben gewesen. Ich wei ß , dass ich mich nicht genug um euch gek ü mmert habe, aber ich war immer darauf bedacht, euch wenigstens gut unterzubringen. «
Frances brachte keinen Ton heraus. Sie war wie erstarrt.
» All die Jahre wollte ich ein vern ü nftiges Leben f ü hren, ich habe es immer wieder und wieder versucht, und trotzdem hat mir das Schicksal jedes Mal den n ä chsten Tiefschlag verpasst, wenn ich nicht darauf vorbereitet war. Ging es dir etwa nicht gut in Chipperfield? Es war so schwer f ü r mich, dir wieder unter die Augen zu treten, nachdem mich dein Gro ß vater beschworen hatte, dich mitzunehmen. Aber ich habe mich ü berwunden, ich habe es getan. Ich dachte, diesmal h ä tte ich alles richtig gemacht, aber als du diesen
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