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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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weniger luxuri ö s als das Kristallgef äß .
    » Nimm. « Er beobachtete sie. W ä hrend sie einen kr ä ftigen Zug trank, fragte er: » Das da unten … war wirklich dein Bruder? Es gibt keinen Zweifel? «
    Sie nickte und trank bis zur Neige. Allm ä hlich l ö ste der Gin die Schwere und alle Bilder in ihrem Kopf auf. Was f ü r eine Befreiung das war.
    » Das tut mir sehr leid. – Ich hoffe, du glaubst mir, dass ich ihn nicht kannte. Ich habe Rose gemocht, aber ich wusste nicht, dass sie sich ausgerechnet mit deinem Bruder getroffen hat. Was f ü r ein beschissener Zufall! « Er rieb sich mit der Hand ü ber Stirn und Augen.
    M ü de winkte Frances ab. » Ich wusste auch kaum etwas von ihm. Er ist immer hier in London gewesen und wollte nicht bei uns leben. « Hatte Mutter ihn eigentlich jemals wirklich darum gebeten, bei ihnen zu bleiben? In ihrer Gegenwart hatte sie nie etwas dergleichen zu ihrem Bruder gesagt. Aber daf ü r konnte sie sich sehr gut daran erinnern, dass Maman und Henry immer wieder im Streit auseinandergegangen waren. » Es ist nur so … ich hatte so sehr gehofft, ihn zu finden. Als ich ihn zum letzten Mal sah, sagte er mir, er w ü rde f ü r mich da sein, er w ü rde mich besch ü tzen, sollte ich je von unser Mutter fort wollen. Ich wei ß eigentlich noch immer nicht, warum er gedacht hat, das k ö nnte irgendwann n ö tig sein. Vielleicht wusste er ja mehr als ich. Und jetzt … jetzt h ä tte ich ihn wirklich gebraucht …«
    Der Gin hatte ihre Zunge leichter gemacht, aber er hielt nicht die Tr ä nen zur ü ck. » Ich bin auf der Suche nach jemandem, an dem mir sehr viel liegt, hierher gekommen, und der einzige Mensch, der mir h ä tte helfen k ö nnen, ist umgebracht worden. Wer tut denn sowas? Ich kenne mich in dieser Stadt einfach nicht mehr aus – ich tat es einmal, ganz bestimmt! Aber das ist lange her, so wie du in der Taverne gesagt hast. « Genau genommen musste Henri sie schon zu diesem Zeitpunkt vollst ä ndig durchschaut haben. Sie schluckte weitere Tr ä nen hinunter, weil es keinen Gin mehr gab.
    Er nahm ihr die leere Flasche weg. » Ich h ä tte gerne Unrecht gehabt. «
    » Man hat mich betatscht und beleidigt. Ich habe keinen Penny mehr in meiner Tasche, ich habe nicht einmal mehr die Tasche selbst, weil sie mir jemand aus dem Rock gezerrt hat. Und als ich dich getroffen habe, wusste ich nicht, wie ich zu dem Puff zur ü ckkommen soll, in dem meine Mutter mich einquartiert hat! « Die Worte brannten auf ihrer Zunge und hinterlie ß en einen bittereren Nachgeschmack als der Alkohol.
    » Deine Mutter hat dich in einem Puff einquartiert? – Das ist mehr als meine jemals f ü r mich getan hat. «
    Sie war nicht sicher, ob das als Scherz gemeint war. » Maman hat doch nichts davon gewusst! Mrs. Randall ist eine alte Freundin von ihr. «
    » Die alte Randall? Zwei ihrer eigenen T ö chter haben in ihrem Stall gearbeitet, bevor die sie an ein anderes Haus verschachert hat. Wenn die Randall eine alte Freundin deiner Mutter ist, dann h ä tte sie doch wissen m ü ssen, welcher Profession Madam Margret nachgeht, und dich zu jemand anderem schicken k ö nnen. «
    » Vielleicht hat Mrs. Randall sie belogen! Meiner Mutter ist es doch selbst gelungen, die Profession zu wechseln! Es h ä tte sein k ö nnen …« Der Satz war heraus, bevor er richtig ihr Bewusstsein passiert hatte. Nun war es zu sp ä t, ihn zur ü ckzunehmen. Wie lange hatte sie selbst versucht, diese Angelegenheit zu verdr ä ngen? Und nun reichte ein einziger Tag in der Stadt, um ihr jede Sekunde der Verdr ä ngung mit doppelter M ü nze heimzuzahlen. » Du darfst nicht schlecht von ihr denken! Sie hat es nur getan, um mich und meinen Bruder durchzubringen, und jetzt hat sie ihr altes Leben schon lange hinter sich gelassen. «
    Henri l ä chelte matt. Glaubte er ihr etwa nicht?
    » Sie hat einen Pastor geheiratet, wir leben doch gut! Der Pastor kommt f ü r alles auf. Und sie hat den Laden, in den viele angesehene Leute kommen und den ich einmal ü bernehmen soll. – Kann ich noch etwas von dem Gin haben? – Ich interessiere mich eigentlich nicht f ü r das Putzmachen, aber es ist ein ehrbares Handwerk, und wenn es gut f ü r Mutter ist, dann ist es auch gut f ü r mich, nicht wahr? «
    Henri betrachtete erst die leere Flasche in seinen H ä nden und dann sie sehr eingehend.
    » Ist noch etwas davon da? « , fragte sie, aber er schien ihr keine Antwort geben zu wollen. Vielleicht musste er nur ü berlegen, wo die

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