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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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scharrte einige Augenblicke lang unschl ü ssig mit den F üß en ü ber den Boden, dann meinte sie: » Es w ä re ganz sicher das Beste, nachhause zu fahren, aber richtig w ä re es nicht. Nach allem, was passiert ist, kann ich nicht einfach unverrichteter Dinge abziehen. «
    » Du meinst die Sache mit deinem Bruder? «
    » Ach, es ist ja nicht nur das. Habe ich mich gestern betrunken oder du? Ich habe es dir doch schon fast alles erz ä hlt. Und glaube nicht, dass ich stolz darauf bin! «
    Er versuchte, sich daran zu erinnern. Die meiste Zeit ü ber hatte er sich daf ü r verflucht, ihr etwas zu trinken gegeben zu haben.
    » Es w ä re, als w ü rde ich sie gewinnen lassen. «
    » Wen? «
    » Die Stadt! Den Dieb, Madam Margret … und … und meine Mutter! « Sie warf ihre R ö cke zur ü ck auf den Boden und griff nach ihrer Schn ü rbrust. » Wenn meine Mutter meint, ich k ö nnte bei ihrer Freundin einige Zeit lang wohnen, dann kann ich das auch! Ich werde ihr beweisen, dass es mir nichts ausmacht, und es ist ja auch nicht f ü r lange. – Hilfst du mir, das anzuziehen? « Sie hielt ihm das Mieder hin.
    Er zuckte die Achseln. » Wenn es dir nicht unangenehm ist. «
    » Du hast gestern schon wesentlich mehr von mir gesehen. «
    » Ohne jedes Vergn ü gen! «
    Frances runzelte die Stirn und trat an ihm vorbei.
    » Obwohl du ein sehr attraktives M ä dchen bist! « , beeilte er sich hinzuzuf ü gen. Warum musste er die Leute in einem fort mit seinem schnellen Mundwerk vor den Kopf sto ß en?
    Als ob das irgendeinen Unterschied machen w ü rde, trat sie hinter seinen Paravent. Hier wandte sie ihm den R ü cken zu und lie ß ihr Kleid von den Schultern gleiten. Sie war wirklich ein h ü bsches Ding, ihre helle Haut schimmerte mit ihren blonden Haare um die Wette, selbst noch durch den Stoff ihrer Chemise, und es gefiel ihm sehr wohl, sie anzusehen. Gestern wie heute.
    » Du willst wirklich zu Mutter Margret zur ü ckgehen? « , fragte er sie, w ä hrend er mit den eng gestickten Ö sen ihrer Schn ü rbrust k ä mpfte.
    » Ich habe keinen Penny mehr, wo sollte ich denn sonst bleiben? Und ich habe ja nicht vor, f ü r sie zu arbeiten. «
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einen guten Grund daf ü r geben k ö nnte, ausgerechnet bei dieser Frau unterkriechen zu wollen. » Machst du das wegen diesem Matthew? «
    » Woher kennst du seinen Namen? « Der Blick, den sie ihm ü ber die Schulter zuwarf, wirkte beinahe best ü rzt.
    » Du hast ihn gerade selbst benutzt. – Er ist nie krank gewesen? «
    Frances machte einen ver ä chtlichen Laut. » Er ist mein Verlobter. Vor einem halben Jahr ist er nach London gegangen, um Schriftsteller zu werden und Geld zu verdienen. «
    » Schriftsteller? « Allm ä hlich best ä tigten sich all die Vorurteile, die er ü ber Landleute kannte. Sie rissen fr ü h am Morgen die Fenster auf, lie ß en sich von Kupplerinnen rekrutieren und glaubten, sie k ö nnten in London schnell und einfach zu Geld kommen. Er r ä usperte sich. » Und … hat er es geschafft? «
    Frances setzte zu sprechen an, stockte, dann sch ü ttelte sie den Kopf. » Ich wei ß es nicht. «
    »Ü berlege gut, ob er es wert ist, hierzubleiben. Ich habe schon einige M ä nner kennen gelernt, die sich als Hacks, also als Auftragsschreiber, in der Grub oder den Hinterh ö fen der Fleet Street haben versklaven lassen. Sie alle kamen mit hochtrabenden Hoffnungen in die Stadt, beseelt von dem Gedanken, einer der Gro ß en zu werden, ein neuer Swift, Pope oder Defoe. « Er warf einen bedauernden Blick auf die besonders sch ö ne Ausgabe des Robinson Crusoe , die er am Abend vom Kamin gefegt hatte. » Und stattdessen finden sie sich dann in besagten Hinterh ö fen wieder, durch Vertr ä ge daran gefesselt, ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von billigem Schund zu bestreiten. Jedermann will heutzutage etwas lesen, und wenn es nur ein doppelseitiges Bl ä ttchen ü ber die letzte Hinrichtung ist. Die meisten dieser Schreiberlinge enden mit ihren letzten Pennies in der Ginschenke, um dann wenig sp ä ter am Pranger von den Leuten mit Steinen beworfen zu werden, die kurz zuvor noch ihre Pamphlete gelesen haben. «
    Frances musterte ihn immer noch ü ber die Schulter hinweg. Aber ihr Blick war starr geworden.
    » H ä tte ich das nicht sagen sollen? «
    » Matthew kann so etwas nicht passiert sein « , brachte sie hervor. » Das h ä tte er mir geschrieben. «
    » H ä tte er das wirklich? «
    Ihr Mund klappte in

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