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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Schicksal hatte gewollt, dass dieser Mann noch lebte und ihr Bruder tot war? Frances war froh, als er ihr die Flasche zur ü ckgab. Beim zweiten Mal brannte es bereits viel weniger. W ä rme breitete sich stattdessen in ihrem Kopf und ihren Gliedern aus, und auf ihrer Zunge lag der Geschmack von Wacholderbeeren.
    » Ja, trink, das hilft mir auch immer « , stellte Henri fest. » Ich kann dir auch etwas zu essen bringen. «
    » Ich bin nicht hungrig. « Nicht mehr. Sie hatte das Gef ü hl, nie wieder essen zu k ö nnen. Erneut nippte sie am Gin.
    Henri sch ü ttelte den Kopf und vermied es, sie anzusehen, als auch er wieder nach der Flasche griff. » Tut mir leid, dass du an mich geraten bist. Ich scheine heute das Ungl ü ck nur so anzuziehen. «
    » Und ich dachte, das w ü rde ich tun. «
    Er blinzelte zu ihr hin ü ber. » So habe ich es nicht gemeint. Du bist mir keine Last, wirklich nicht. – Ich … bin nicht besonders gut darin, mich um jemand anderen zu k ü mmern. « Sein Kopf flog herum, als ein Schlag gegen die T ü r bollerte.
    » He, Nicolas! « , polterte eine Stimme auf dem Flur.
    Bevor Henri auch nur Anstalten machen konnte, aufzustehen, wurde die T ü r aufgesto ß en. Ein Mann mit Halbglatze, dessen kurz geratene Statur so gar nicht zu seiner wuchtigen Stimme passen wollte, stand im T ü rrahmen und stemmte die H ä nde in die H ü ften.
    Henris Miene verfinsterte sich sofort. » Aber ich bin ä u ß erst gut darin, jetzt ganz besonders ungehalten zu werden! « , knurrte er. Er stellte die Flasche neben sich ab und erhob sich. » Mr. Moore? «
    Der Mann beachtete ihn kaum, sondern stierte aus schmalen Augen Frances an. » Du hast schon wieder eine mitgebracht? Hat es nicht schon genug Aufruhr im Haus gegeben, musst du noch eine deiner M ä tranzen hierherschleppen? «
    » M ä tressen. « Henri trat dem Kerl entgegen, der sich von dessen scharfen Tonfall jedoch kaum beeindruckt gab.
    » Ganz egal! Hast du keinen Funken Anstand im Leib? Eins von den Flittchen wurde abgestochen, und du schleppst gleich ein anderes Weib an! Wehe dir, wenn meine Kinder heute Nacht wieder nicht schlafen k ö nnen. «
    Henris Haltung war angespannt. » Deine Kinder k ö nnen nicht schlafen, weil du ihnen nichts zu essen und zu trinken gibst « , betonte er. Er verpasste dem Mann einen Sto ß , der diesen zur ü cktaumeln lie ß . » Und nun verschwinde, ehe ich mich vergesse! «
    » Du Hurensohn! « , presste der andere heraus. » Du ekelhafter Hurensohn! H ä tte es doch dich getroffen! – H ö r mir jetzt gut zu: Keinen unz ü chtigen Laut will ich von euch h ö ren. Kein St ö hnen, keine Schreie …«
    » Sonst noch was? « , br ü llte Henri und schlug dem Mann die T ü r vor der Nase zu. Verw ü nschungen aussto ß end, kehrte er zum Bett zur ü ck. Frances rutschte instinktiv ein St ü ck weiter von ihm ab, aber das schien er in seiner Rage kaum zu bemerken.
    » Was hat er gemeint? « , fragte sie zaghaft, in Angst vor einer Antwort, die sie bereits zu kennen glaubte.
    Henri riss die Flasche vom Boden hoch und trank sie in einem Zug leer. » St ä ndig konfrontiert der alte Aasgeier meine Kunden auf dem Flur! Er gibt dann vor, die zerbrechlichen Seelen seiner Kinder sch ü tzen zu wollen, die er effektiver retten w ü rde, wenn er sie nicht ausgerechnet in einem Puff eingemietet h ä tte. In Wirklichkeit will er nur herausfinden, wer hierherkommt, und ob es sich lohnt, den Betreffenden sp ä ter mit dem Wissen um seinen Besuch zu erpressen. «
    » Das hier ist ein …«
    » Bordell! Ja, genau. Aber die alte Thompson vermietet die Dachkammern gerne an Tagel ö hner wie Moore und deren Sippschaft, weil sie so heruntergekommen sind. «
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, rieselte Putz von der Decke, durch die an einigen Stellen schon deutlich das Dachgeb ä lk zu sehen war.
    » Eigentlich sch ä tzt sie es nicht, dass Kundschaft das Obergeschoss sieht. Ich habe Glück, dass sie mir diese Bretterbude überhaupt vermietet hat. Sah wohl selbst schon ziemlich abgewrackt aus, als ich vor ihrer T ü r stand. «
    Frances gab sich keine gro ß e M ü he, ü ber das nachzudenken, was er ihr da erz ä hlte. Es machte ohnehin keinen Unterschied mehr, ob sie anstatt in Mrs. Randalls in irgendein anderes Freudenhaus geraten war.
    Ihr neuer Bekannter schien zu bemerken, wie es um sie stand. Er ging noch einmal zum Sekret ä r hin ü ber und zauberte aus einem anderen Fach eine weitere Flasche aus milchigem Glas hervor, weit

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