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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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seinem Boden verstreut.
    Aber eines der Dachfenster stand offen.
    Das Tageslicht brannte ihm in den Augen, als er zu der Ö ffnung st ü rzte. Er h ä tte ihr niemals Gin zu trinken geben d ü rfen! Sie war ein M ä dchen vom Lande, wahrscheinlich hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht die Freuden des Alkohols ausgekostet. Ihm war nur nicht ganz klar, ob sie sich versehentlich oder freiwillig aus dem Fenster gest ü rzt hatte.
    Und warum hatte er nichts davon mitbekommen, nichts geh ö rt?
    Hastig kletterte er auf den Schreibtisch und dr ü ckte sich am Fensterrahmen hoch. Warum musste ausgerechnet heute die Sonne scheinen? Sie hatte sich in den letzten Tagen selten genug sehen lassen.
    » Oh. Hallo. « Er h ö rte Frances ’ Stimme, bevor er sie sah, weil das verdammte Licht ihn so sehr blendete.
    das M ä dchen sa ß neben der Fenster ö ffnung auf einem der Abtritte, welche die Kaminkehrer benutzten, um auf das Dach zu gelangen. Henry war noch nie so erleichtert gewesen, eine Frau auf einem Dach sitzen zu sehen.
    » Es tut mir leid « , sagte sie mit h ä ngendem Kopf.
    » Was? «
    » Ich habe mich in deinen Nachttopf ü bergeben …«
    Er wandte den Kopf zum Bett.
    Tats ä chlich.
    Er grinste und sah wieder zu dem M ä dchen nach drau ß en. » Dem Himmel sei Dank. «
    » Wieso? «
    » Vergiss den gottverdammten Nachttopf! « Henry stemmte sich hoch und kletterte neben Frances auf das Brett. Unter ihnen g ä hnte ein gewaltiger Abgrund, aber er war froh, im Notfall ihren Arm erreichen zu k ö nnen. In ihren Augen lag der Blick eines vollkommen verwirrten und heillos verkaterten Menschen. » Mach dir keine Gedanken, er l ä sst sich reinigen. Auch wenn ich es vorziehen w ü rde, wenn du das t ä test. «
    Sie nickte zaghaft. » Danke, dass ich hier schlafen durfte. Und auch f ü r den Gin. «
    » Daf ü r dankst du mir besser nicht. « Er bem ü hte sich unauff ä llig, sie am Ä rmel ihres lose ü bergestreiften Kleides festzuhalten. » Ich wei ß nicht, warum ich dir das Zeug ü berhaupt gegeben habe. «
    » Ich h ä tte sonst nicht schlafen k ö nnen. « Frances stierte das Dach hinunter in den Coral Court , dorthin, wo am Abend der Wagen mit den Toten gestanden hatte.
    Wenn Henry es nicht besser gewusst und die Gasse nicht drei Stockwerke tief unter ihnen gelegen h ä tte, er h ä tte geglaubt, einige dunkle Flecken auf dem Pflaster erkennen zu k ö nnen.
    » Warum sitzt du hier drau ß en? «
    » Du hast noch geschlafen, und ich wollte dich nicht wecken. «
    Er hatte keine Ahnung, wie sp ä t es war, seine Uhr lag auf dem Kamin, aber die Sonne schien gerade erst ü ber die H ä userd ä cher geklettert zu sein, und es war noch verh ä ltnism äß ig ruhig auf den Stra ß en. » Der fr ü he Morgen bekommt mich ü blicherweise nicht zu Gesicht. «
    Offenbar stand es au ß er Frage, dass sie ihn ansah. » Oh ja, sicher. Aber ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. – Auf dem Land stehen wir mit dem ersten Hahnenschrei auf, dann melken wir die K ü he oder die Schafe oder Ziegen – was sich gerade so bietet. Du wei ß t schon. «
    Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass das ein Scherz war, und ü berh ö rte dabei zun ä chst, dass sie gestern schon angedeutet hatte, dass sie keinen Platz in der Stadt habe. Er rieb sich die M ü digkeit aus den Augen. » Was hast du jetzt vor? «
    » Sag mir nicht, es w ä re das Beste, nachhause zu fahren. «
    » Das Beste w ä re, jetzt erst einmal wieder ins Zimmer zu steigen. Das hier ist absolut ungesund. «
    » Ungesund? «
    Henry wies in den Abgrund unter ihnen. » Abgesehen davon? Ich meine nat ü rlich die Luft, die ist ungesund! Niemand ö ffnet das Fenster, wenn er es vermeiden kann. S ä mtliche Krankheiten verbreiten sich durch die Luft – Schwindsucht zum Beispiel. Vielleicht wei ß man das ja auf dem Land nicht? «
    Sie schob beleidigt die Unterlippe vor, den Blick nach wie vor auf die Gasse gerichtet. » Matthew hat jeden Tag an der Luft gearbeitet, und er ist nie krank gewesen. « Sie zuckte die Achseln. » Aber gut … wenn du es unbedingt willst. « Damit dr ü ckte sie sich hoch und stand langsam auf.
    Es machte ihn krank, sie mit nackten F üß en auf dem Brett balancieren zu sehen, also beeilte er sich, schnell wieder ins Zimmer zu gelangen, ihr die Hand hinzustrecken und sie hineinzuziehen. Er wandte sich ab, um unbemerkt aufatmen zu k ö nnen.
    Frances ging zum Bett hin ü ber und sammelte ihre restlichen Kleidungsst ü cke auf. Sie

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