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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Abbild seiner Tr ä gerin zu sein: akkurat gen ä ht, die Falten des Stoffes, die sich gleichm äß ig um Mrs. Thompsons K ö rper verteilten, beinahe penibel gepl ä ttet, und auch wenn das verwaschene Aussehen der Sch ü rze deren Alter kaum verhehlen konnte, war noch jetzt deutlich, dass es sich einmal um ein sehr feines Exemplar gehandelt haben musste. Mrs. Thompson gab sich keine M ü he, dieser Tatsache Ehrfurcht zu erweisen. Energisch wischte sie ihre H ä nde daran ab und baute sich vor Frances auf, wie um dar ü ber zu wachen, dass diese ihre Portion aufa ß .
    Henrys Vermieterin war eine gro ß e Frau, schlank, fast schon ein bisschen zu d ü nn. Ihre Haare lugten in ordentlichen Locken unter ihrer Haube hervor, ihre grauen Augen mussten in fr ü heren Zeiten einmal blau gewesen sein, vielleicht so blau wie Henrys. Aber im Gegensatz zu Mrs. Randall schien sie nicht ü bersehen zu haben, dass diese Zeit schon wenigstens zwanzig Jahre zur ü cklag.
    » Iss dich ruhig ordentlich satt « , sagte sie, als Frances die Sch ü ssel halbvoll abstellen wollte. » Margret wird dir nicht einmal einen abgebrochenen Fingernagel servieren, wenn du nicht vorhast, dich bei ihr irgendwie n ü tzlich zu machen. «
    Es hatte Frances nicht gefallen, dass Henry Mrs. Thompson ü ber ihre Pl ä ne in Kenntnis gesetzt hatte. Aber so geschickt, wie die alte Frau ihn ausgefragt hatte, war ihm genau genommen keine andere Wahl geblieben.
    » Nicht, dass du nicht auch bei mir h ä ttest anfangen k ö nnen. Du bist eine recht passable Erscheinung, und ein Zimmer ist ja nun freigeworden. «
    Mrs. Thompsons Feststellung vertrieb Josephine aus der K ü che, die sich eben noch an der Anrichte einige s üß e Br ö tchen auf den Teller geladen hatte. Die alte Kupplerin schenkte dem aufgescheuchten M ä dchen keinen Blick. Unger ü hrt setzte sie sich stattdessen Frances gegen ü ber, an die andere Seite des wuchtigen Holztisches, der einen Gro ß teil der kleinen K ü che einnahm. » Tja, wie schrecklich, dass es ausgerechnet dein Bruder war, der gemeinsam mit Rose sterben musste. «
    Frances stellte die Sch ü ssel ab. » Das hat Henry auch gesagt. «
    Mrs. Thompson sah zu dem jungen Mann hin ü ber und zog die Augenbraue hoch. Vielleicht war sie ü berrascht, dass Frances seinen Namen vollkommen englisch aussprach.
    Henry ignorierte es geflissentlich. » Ich habe es ein wenig anders ausgedr ü ckt « , stellte er fest.
    » Das denke ich mir. « Mrs. Thompson nickte. » Du darfst nicht glauben, dass es Roses Schuld war, Frances. Sie war ein gutes M ä dchen. Jeder h ä tte dieser Tage Opfer eines solchen Ungl ü cks werden k ö nnen. «
    Frances schluckte.
    » Aber ich h ä tte nie gedacht, dass es uns treffen k ö nnte … W ä re das dumme Ding doch blo ß mit uns nach Tyburn gegangen. «
    » Und auf dem R ü ckweg h ä tte es euch alle gemeinsam erwischt! « Henry klang seltsam gereizt. Er bohrte den L ö ffel in seinen Haferbrei. » Nur weil man sich auf einer verdammten Hinrichtung herumtreibt, bedeutet das nicht, dass man selbst vor dem Tod gefeit ist. «
    » Das ist man auch nicht, wenn man nachts alleine durch die Stra ß en streift. – Wer hat das getan? « Mrs. Thompsons Finger richteten sich auf Henrys geschwollene Lippe. Seine Vermieterin setzte ein wissendes L ä cheln auf, als seine Hand wie von selbst danach tastete. » Also? « , wollte sie wissen.
    Der junge Mann sprang auf und machte einige Schritte vom Tisch weg. Seine Finger trommelten auf die Anrichte neben der Brettert ü r. Offensichtlicher h ä tte er es nicht machen k ö nnen, dass er etwas zu verhehlen hatte. Das schien ihm selbst schnell klar zu werden, denn er wandte sich Frances zu und meinte: » Nathan k ö nnte sicher f ü r dich herausfinden, wohin man deinen Bruder gebracht hat. «
    Frances konnte dem Gedankensprung im ersten Moment genauso wenig folgen wie Mrs. Thompson. » Nathan? « , fragte die Kupplerin.
    » Constable Emerson « , sagte Henry in einem Tonfall, als m ü sste er sich daf ü r entschuldigen.
    Frances h ä tte jetzt lieber an alles andere gedacht, als an das gestrige Geschehen. » Oh. Ja? « , sagte sie.
    » Damit w ü rdest du ihr einen gro ß en Gefallen tun, Dummkopf. Was meinst du, wer f ü r die Bestattung aufkommt? Die M ä dchen und ich werden f ü r Rose zusammenlegen, damit sie ein anst ä ndiges Begr ä bnis erh ä lt. «
    » Ein anst ä ndiges Begr ä bnis? « Warum hatte sie noch gar nicht daran gedacht, dass ihr Bruder nun

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