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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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auch immer ihr Vater sein mochte – und Coustance war sicher, dass Lizzy das selbst kaum wusste, nicht zuletzt h ä tte er selbst daf ü r in Frage kommen k ö nnen – , er hatte ganze Arbeit geleistet. Wie die Verhei ß ung selbst hoben und senkten sich milchweiße Br ü ste unter ihrem Schultertuch, als sie so ganz in Gedanken versunken vor ihm stand. Sie w ü rde vielleicht auch einen h ü bschen Ersatz f ü r sein entlassenes M ä dchen abgeben. Billiger war sie allemal. Aber das musste er ihr ja nicht gleich am ersten Tag auf die Nase binden.
    Er l ä chelte. » Da du nun in meine Dienste treten wirst, werde ich dich ab sofort duzen, wie alle meine Angestellten. « Er hielt ihr das eingewickelte Buch hin, zog einen Graphitstift aus seiner Brieftasche und notierte den Namen darauf. » So. Das bringst du zu Marshall Wilson Ross. « Er kratzte sich mit dem Stift unter der Per ü cke. » Wenn ich mich recht entsinne, h ä lt er seine Dienststunden am Mittwochabend im Shakespeare’s Head ab – kennst du das? «
    Die Kleine nickte. » Marshall? «
    » Und Thief-Taker « , erg ä nzte er. » Dass du mir ja alles richtig machst! Mr. Ross ist ein wenig … eigen. Nun ja, es ist noch nicht lange her, dass er sich sein Amt erkauft hat. Siebenhundert Pfund soll er daf ü r gezahlt haben, seine Gesch ä fte m ü ssen in letzter Zeit gut gelaufen sein. Dass immer die gef ä hrlichsten Leute Geld aufbringen, um sich diesen Posten zu erkaufen. Aber was rede ich da? In Acht nehmen sollst du dich! Gib ihm das Buch, sei artig, und morgen bekommst du eine Anzahlung auf dein Gehalt. – So, und nun sieh zu, dass du fortkommst! «
    Sie drehte sich halb um, blickte noch einmal zur ü ck und fragte dann: » Und … Sie haben wirklich nichts mehr von meinem Verlobten geh ö rt, Sir? «
    » Ich w ü nschte, das h ä tte ich « , versicherte Coustance. Sollte der Kerl an der neuen Hand ersticken, die ihn nun f ü tterte. Wenn er nicht l ä ngst an etwas ganz anderem erstickt war.

    Kaum, dass Frances aus Coustances Laden heraus war, begann sie zu rennen. Sie nahm die n ä chste Abzweigung, bog um eine weitere Ecke, fand sich in einem Hinterhof wieder und schrie. Sie schrie so laut sie konnte. Die H ä nden zu Klauen geballt, die Arme stocksteif an die Seiten gepresst.
    » Was ist? « , keuchte Collin hinter ihr. » Ist doch alles wunderbar gelaufen. Du hast die Anstellung. «
    Sie fuhr zu ihm herum, so heftig, dass er einige Schritte nach hinten machte und vorsorglich die H ä nde hob.
    Hatte sie ihn erschreckt? Er konnte ja nichts daf ü r … Frances wandte sich ab, fand einige Holzbohlen an eine Hauswand gelehnt, die bei Regenwetter dazu dienen mochten, den Boden begehbar zu machen, und riss sie mit einer Hand um. Sie genoss das Krachen. Aber es polterte noch bei Weitem nicht genug, also trat sie den Brettern hinterher, trampelte darauf herum und schrie, bis ihr die Luft knapp wurde.
    Collin hatte sich an den Eingang zum Hinterhof zur ü ckgezogen und beobachtete sie ersch ü ttert. Es h ä tte ihr gr öß ere Genugtuung verschafft, w ä re er Coustance gewesen.
    » Ich verstehe das nicht! « , br ü llte sie und wunderte sich, dass nicht l ä ngst jemand nachsehen kam, was da f ü r ein Aufruhr herrschte. Aber so war diese verdammte Stadt wohl. Leute starben, Leute verschwanden, und niemanden k ü mmerte es.
    » Ich auch nicht « , wagte Collin zu sagen.
    Was gingen ihn ihre Probleme an? Sie st ü rmte an ihm vorbei und verlie ß den Hof. » Bring mich nach St. Giles . Sofort. «
    Der Junge beeilte sich, ihr zu folgen.
    In Frances tobte ein Sturm.
    Was hatte ihre Mutter mit Coustance zu schaffen? Wof ü r hatte sie ihm Geld bezahlt? Und vor allen Dingen: Warum hatte sie ihr niemals davon erz ä hlt? Das war Betrug! Sie hatte gewusst, dass Matthew bei Coustance war, und dem Verleger sogar Geld geschickt! Wenn sie Mutter aus Matthews Briefen vorgelesen hatte, hatte diese immer ganz interessiert getan, aber in aller Heimlichkeit hatte sie mit Coustance in Verbindung gestanden?
    Aus lauter Wut ü ber ihre eigene Naivit ä t h ä tte sich Frances gerne selbst ein paar Ohrfeigen versetzt. Seit sie hinter dem Regal in Coustances Laden gestanden und gelauscht hatte, wusste sie auch wieder, warum ihr dieser Mann so bekannt vorgekommen war!
    Der Kerl war fr ü her ihn ihrer Wohnung ein und aus gegangen. Er war j ü nger gewesen, hatte damals anders ausgesehen, noch keine Per ü cke getragen und keine halbwegs guten Anz ü ge, aber er war

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