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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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ma ß los. Seit sie den seidenen Manteau nebst passendem Rock bei dem Altkleiderh ä ndler gelassen hatte, zu dem der Junge sie gef ü hrt hatte, f ü hlte sie sich sehr viel besser. Ihre neue Kleidung war einfach, und sie wusste nicht, durch wie viele H ä nde Rock und Jacke zuvor schon gegangen waren, aber immerhin waren sie gewaschen. Zudem passten sie ausgezeichnet zu ihr. Und um das Unterkleid war es nicht schade. Auch das, das sie noch am Leib trug, lie ß sich waschen, wenn es n ö tig war. Sie w ü rde nur morgens ein wenig zeitiger aufstehen m ü ssen.
    » Ich klinge ganz so wie immer, und damit Schluss. «
    Der ganze wunderbare Zustand hatte sie nicht einmal etwas gekostet, im Gegenteil: In ihrer Tasche, die sie zur Sicherheit ein St ü ck vom Eingriffsschlitz des Rockes fortgeschoben hatte, befanden sich nun zwei Pfund, zehn Shilling und zwei Pence. Sie hatte vor, sich dieses Geld nicht so leicht abnehmen zu lassen, sondern ihrem frisch erworbenen Schatz noch einige M ü nzen hinzuzuf ü gen.
    » Wenn du mich jetzt zur Grub Street bringen k ö nntest? «
    » Wirst du da noch mehr verh ö kern? «
    » Nur meine Arbeitskraft. «
    » Wenn du meinst. Hauptsache, du vergisst meine Bezahlung nicht, Miss. «

    » Ah …« Coustance streckte sich, als er durch die Ladent ü r getreten war. » Oh Gott, oh Gott, oh Gott. «
    » Den haben Sie aber lange nicht mehr angerufen, Mr. Coustance, Sir. «
    Coustance verzog das Gesicht, als er Strozzini in den Untiefen des dunklen Ladens auftauchen sah. Der Italiener hatte sich in der hintersten Ecke aufgehalten, wo der Schreibtisch stand und sich Gesch ä ftspapiere stapelten. Sicherlich ohne dabei auch nur ein Wort zu Papier zu bringen. Wenigstens hatte er den Laden in seiner Abwesenheit ge ö ffnet, so wie er es ihm aufgetragen hatte.
    » Sie sehen sehr schlecht aus, Mr. Coustance. «
    Coustance zog sich seinen Stuhl mit dem abgewetzten Lederbezug heran und lie ß sich schwerf ä llig darauffallen. » Danke, Strozzini, vielen Dank. Wenigstens r ü hrt mein Aussehen lediglich von einer durchwachten Nacht her und nicht vom Opiumrausch. «
    » Beh, es ist nur wegen der Krea …«
    » Ja, ich wei ß ! « , unterbrach er seinen Schreiber, bevor der Kerl seine italienische Ader wiederentdeckte. F ü r derartiges Gew ä sch war es noch entschieden zu fr ü h. » Und wie steht es um die Kreativit ä t? Hast du die Texte f ü r das Pikante Kochbuch kompiliert? «
    » Ja. Ja « , meinte Strozzini ausweichend. » Sicher. « Er weitete sich die Halsbinde ein St ü ck. » Ausgerechnet ein Kochbuch … Und … waren Sie erfolgreich, Sir? «
    Daran wollte er eigentlich nicht erinnert werden. Seine Nachforschungen hatten ihn einige Runden Claret und noch mal soviel an Portwein gekostet. Jetzt dr ö hnte sein Sch ä del kaum weniger schlimm als in seinen besten Zeiten. Als Jungspund hatte er wenig ausgelassen, heute vertrug er einfach nichts mehr. Er rieb sich die M ü digkeit aus den Augen. » Nicht so, wie ich mir gew ü nscht h ä tte. Anscheinend treibt sich eine neue, ü ble Bande von Halsabschneidern auf den Stra ß en herum. «
    » Tats ä chlich? « Strozzini klang nur vage interessiert. Und wer konnte ihm das auch ver ü beln? Schlie ß lich pumpten nachts die Windungen des elenden St. Giles und die Diebesquartiere von Clerkenwell den ü belsten Abschaum in die Deckung der Dunkelheit. Aber von Zeit zu Zeit gebaren die Schatten ganz besondere Ausw ü chse. Es bedurfte dazu nur einige wenige M ä nner, die bereit waren, die Wut ü ber ihr elendes Leben an anderen auszulassen und die Konsequenzen gering zu achten. Es sah so aus, als h ä tte sich erneut so eine Gruppierung gebildet.
    » Sie scheinen es besonders w ü st zu treiben. Komm schon, Strozzini, du hast sicher schon von den Morden geh ö rt: h ü bsche M ä dchen, junge Burschen, gr ä sslich verst ü mmelt auf die Stra ß e geworfen. Erz ä hl mir nicht, dass du dem Tavernentratsch kein Geh ö r mehr schenkst – einem Schreiber sollte nichts entgehen. «
    Strozzini scharrte einigerma ß en unbeteiligt mit den F üß en ü ber den Boden, und so f ü hlte Coustance sich beflei ß igt, ihm mit einigen Details auf die Spr ü nge zu helfen. Sollte dem anderen ruhig auch ü bel werden.
    » Sie beschr ä nken sich nicht darauf, ihre Opfer niederzuschlagen und zu berauben, offenbar versehen sie diese auch mit allerlei blasphemischen Zeichen. Gestern hat man erst wieder zwei entdeckt, verkehrte Kreuze haben die M ö rder ihnen bis

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