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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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sauberes Begr ä bnis, da kann man nicht meckern. Deinem Bruder wird ’ s jetzt besser gehen, als im …«
    Collin fing ihren w ü tenden Blick auf und verstummte.
    » Er ist tot! « , betonte sie. » Ein Wahnsinniger hat ihm die Kehle durchgeschnitten! «
    » Ja « , sagte Collin. » Ich hab schon viele so auf der Stra ß e liegen gesehen. «
    » Oh, ganz bestimmt hast du das! Du solltest dringend lernen, in welchen Augenblicken man das Prahlen besser unterl ä sst. « Sie hatte nicht ü bel Lust, den kleinen Wichtigtuer einfach fortzujagen. Sonderlich tr ö stlich war seine Gesellschaft nicht. Aber noch brauchte sie ihn, denn er kannte den Weg. Die Gegend kam ihr zwar in zunehmendem Ma ß e bekannt vor – was seltsam war, denn sie wurde in demselben Ma ß e auch sch ä biger – , aber sie wusste nicht, ob das nur frommer Wunsch oder Wirklichkeit war.
    » Ich prahle nicht. «
    » Nein, nat ü rlich nicht. Ein Mr. Matthew Lebone war wohl nicht zuf ä llig unter den vielen Ungl ü cklichen, die du so gesehen hast? « Sie hatte es einfach so dahingesagt, aber kaum war der Satz ausgesprochen, zitterte sie aus Angst, dass der Junge nicken k ö nnte. Der Gedanke an Matt tat so weh.
    » Was wei ß ich? « , meinte Collin gereizt. » Bin doch nicht mit aller Welt bekannt. Wer soll das ü berhaupt sein? «
    » Oh « , sagte sie leise, » jemand, den ich sehr vermisse. «
    Der Junge sch ü ttelte den Kopf. » Ich sollte dich einfach hier stehen lassen. Du hast Gl ü ck, dass du mich noch nicht bezahlt hast, Missy. «
    Frances wollte die H ä nde in die H ü ften stemmen, und ihr lagen schon eine Menge sehr unh ö fliche Dinge auf der Zunge, aber da blieb Collin unvermittelt stehen. Seine Augen beobachteten so unauff ä llig wie die eines Jagdhundes ihre Umgebung.
    » Wir sind fast da « , sagte er leise. » Pass jetzt gut auf, denn wir werden gleich ein paar Mal sehr schnell abbiegen m ü ssen. Wenn wir Gl ü ck haben, sind die Wege nicht blockiert, und dann haben wir es so gut wie geschafft. «
    » Was meinst du damit: nicht blockiert? «
    » Passierbar, eben. Das hier ist alles irisches Territorium, und ich habe keine Lust, in anderer Leute Fallen zu rennen. «
    Collin ging voran, wurde schneller, ohne zu rennen, und Frances bem ü hte sich, an ihm dranzubleiben. » Wem? «
    » Die O ’ Kellys haben hier ihren Unterschlupf, aber da sind auch noch die Briggan Boys, und zuletzt hab ich geh ö rt, die Gilpatricks w ä ren wieder zur ü ck in der Gegend. « Collin fl ü sterte jetzt nur noch. Seine Augen waren auf den Boden gerichtet, dennoch hatte Frances den Eindruck, dass er ihr Umfeld sehr genau im Blick hatte.
    » Und lass dir nicht einfallen, noch einmal so herumzuschreien wie vorhin « , zischte er, als sie den Mund ö ffnete, um ihn zu fragen, was das f ü r Leute waren, von denen er gesprochen hatte. » Das verzeihst du dir hier nicht. Und ich auch nicht. «
    Frances atmete tief durch. Erst glaubte sie, er w ü rde wieder nur prahlen wollen. Der Weg, den Collin verfolgte, schien verwinkelt und v ö llig planlos, aber nicht gef ä hrlicher als zuvor. Doch dann ver ä nderte sich ihre Umgebung so schlagartig, als h ä tten sie ein Tor passiert, das sie in einer anderen Welt ausgespuckt hatte. Nur wenige Abzweigungen entfernt von Broad St. Giles , der Hauptverkehrsader des Viertels mit ihren heruntergekommenen, aber recht soliden Behausungen, erstreckte sich ein Quartier, das mit menschlichem Leben wenig zu tun zu haben schien.
    Hatten die H ä userzeilen schon zuletzt auf Frances den Eindruck gemacht, sie w ü rden von mehr guter Hoffnung als von M ö rtel zusammengehalten, so fiel es ihr nun schwer, sich vorzustellen, wie die Konstruktionen, denen sie sich jetzt gegen ü bersahen, ü berhaupt stehenbleiben konnten.
    Fester verschlungen als der gordische Knoten, war hier Haus an Haus verbaut. Holzh ü tten t ü rmten sich ü ber den Resten gemauerten Keller, die das gro ß e Feuer von 1666 verschont haben mochte. Verschl ä ge waren an die Backsteinst ü mpfe l ä ngst eingest ü rzter H ä user angebaut worden. Und als habe sie jemand dazwischen vergessen, lebten hier Menschen, verschachtelt in den Bauruinen. Sie lungerten in den Durchg ä ngen herum, die in tiefer gelegene Hinterh ö fe f ü hrten, sie sch ö pften Brackwasser aus alten Brunnenstellen, k ä mpften mit Rotten von Stra ß enk ö tern um Abf ä lle, lagen unter halb abgerissenen Ladenschildern, die in den engen Passagen davon k ü ndeten, dass der

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