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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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beunruhigt.
    Sie nickte z ö gernd. Sollte er gehen, sie musste ohnehin nachdenken, den Kopf frei bekommen. An diesem Ort hing so viel, an dass sie sich wieder erinnern musste.
    » R ü hr dich nicht weg, ich hol dich gleich wieder ab, klar? Und dann will ich mein Geld. « Er machte sich nicht die M ü he, ihre Antwort abzuwarten, sondern spurtete davon.
    Sie wagte es kaum, sich ihr Heim aus Kindertagen n ä her anzusehen. Wie war sie auf die Idee gekommen, sie k ö nnten eine Zugehfrau gehabt haben, wenn sich ihre Mutter nichts Besseres hatte leisten k ö nnen als diese halb verfallene Ruine? Das Haus war sicher einmal sch ö n gewesen – vor dem gro ß en Feuer. Es war eines der alten Fachwerkh ä user mit bleiverglasten Fenstern, wie man sie vor wohl mehr als hundert Jahren noch gebaut hatte. Jetzt hatte die Front eine gef ä hrliche Schieflage angenommen, und die meisten anderen Sch ä den waren so schlimm, dass sie nicht erst innerhalb der letzten zehn Jahre entstanden sein konnten. Wie hatte sie das vergessen k ö nnen? Frances war zum Heulen zumute, am liebsten h ä tte sie den keifenden Weibern die M ä uler zugehalten.
    Dummerweise hatten sich mittlerweile auch noch die Jungen von ihrem Spiel erhoben und um die Frauen herum aufgebaut. Sie feuerten die beiden an, was vorz ü glich funktionierte. Die eine griff der anderen gerade in die Haare, und so zogen und zerrten sie aneinander herum. Niemand au ß er Frances schien den Einbeinige zu bemerken, der sich den K ö rben mit den Makrelen n ä herte, bis einer der Jungen schrie: » Der da hat was gestohlen! «
    Frances konnte nicht erkennen, ob es wirklich so war, aber den anderen Burschen schien der Aufschrei zu gen ü gen.
    » Auf ihn! « , br ü llte ein anderer, und dann st ü rzte die ganze Meute hinter dem Bettler her wie Bluthunde. Der Mann kam nicht weit. Die Burschen packten ihn, warfen ihn zu Boden und schon verschwand der Einbeinige unter einem Haufen zuckender Leiber. Nur die Streitenden sahen kaum auf.
    » Frances! Frances Drake! Bist du ’ s wirklich? «
    Irritiert l ö ste sich sie sich von der Szene. In der T ü r des schiefen Fachwerkhauses war eine ä ltere Frau erschienen. Mit ausgebreitete Armen st ü rzte sie auf Frances zu.

    » Eh, Collin, willst ’ e dir was verdienen? «
    Er hatte gleich gewusst, wer da so dilettantisch gepfiffen hatte. Collin spukte aus. Er st ö rte sich nicht weiter daran, dass seine Rotze Twoteeth Briggans l ö chrige Stiefel streifte. Der irische Bastard hatte ihn selbst mehr als einmal angespuckt, seine letzten beiden Z ä hne konnten den Sabber kaum zur ü ckhalten.
    » Was wollt ihr? Seht doch, dass ich Kundschaft habe. «
    » Aye, zahlt die gut? « , Robin lugte um die Ecke in die Ivy Street . Er war einen Kopf kleiner als Collin und den Windeln gerade erst entwachsen, warum trieb er sich mit einem wie Twoteeth herum? » Oh, Mann, den alten Harry hat ’ s schon wieder erwischt. «
    Collin sah nicht hin. Er konnte den alten Mann schreien h ö ren, das reichte. » Geht euch nichts an, ob, wie viel und womit die zahlt « , erwiderte er.
    Twoteeth Lippen zogen blank, als er grinste. » Also, Collin, heute ist dein Tag! Wir haben die ideale Milchkuh, so ’ n feiner Cully im Sonntagstaat – der wird bluten. Ist gerade die Dyot Street hoch! Noch hat ihn keiner gesehen au ß er uns, aber das wird sich schnell ä ndern, wenn die da mit Harry fertig sind. « Er nickte mit dem Kopf zu den Idioten hin ü ber, die, vermutlich aus lauter Langeweile, den Einbeinigen zusammenschlugen.
    » Was sollte ich wohl tun? «
    » Na, du hast doch so `ne gro ß e Klappe, quatsch ihn an, lenk ihn ab, und dann ziehen Robin und ich unsere Show ab. «
    » Ich wei ß nicht, Twoteeth. Wie gesagt, ich hab schon Kundschaft …«
    » Er hat eine Taschenuhr! « Robins Augen leuchteten. » Aus Gold! Und einen Petschaft! Wenn wir das Zeug versetzen, k ö nnen wir uns alle drei Taschenuhren leisten! «
    Collin schnaufte ver ä chtlich. » Ich hatte mal eine, die haben mir Ross ’ M ä nner abgenommen. – Macht euren Dreck alleine, denn ich hehle nicht am Thief-Taker vorbei. Wenn er davon erf ä hrt, macht er uns klein wie ein Metzger. «
    » Er muss ja nichts davon erfahren « , sagte Robin in seiner naivsten Kinderstimme.
    Collin h ä tte ihn gerne daf ü r geschlagen.
    » Ross hat erst vor ein paar Tagen die Losung erneuert, dass alles, was gestohlen wird, auf direktem Wege zu ihm oder seinen M ä nnern gebracht werden soll. Wer das nicht

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