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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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ihrem Kopf polterte es, als w ü rde jemand auf den Boden pochen. Ganz pl ö tzlich lag Mollys Hand auf ihrem Arm. » Hach, sag mal, du hattest doch diesen Verlobten, nicht wahr? Matthew? Wie geht es ihm? «
    Woher wusste sie von Matt? Sie hatte ihn doch mit keinem Wort erw ä hnt. Frances blieb stehen und drehte sich um. » Ich wei ß es nicht « , sagte sie vorsichtig. » Kennst du ihn denn auch? «
    Molly beeilte sich, neben sie zu treten. » Matthew? – Ja, ja, der war auch mal hier, hat Henry besucht. Netter Junge. Erz ä hl was von ihm! Hast du ihn schon gefunden? «
    Matthew hatte Henry ü berhaupt nicht gekannt.
    Sie sch ü ttelte stumm den Kopf, grenzenlos verwirrt. Molly versuchte, sie festzuhalten, als sie die Treppe weiter hinaufsteigen wollte, aber Frances war schneller. Sie entwand der Alten ihren Arm und erklomm so beh ä nde die letzten Stufen, dass die f ü llige Molly ihr kaum folgen konnte. Sie gelangte auf einen Flur und vor eine Wand aus Holzbrettern, von der sie sicher war, dass sie fr ü her noch nicht existiert hatte. Mehrere T ü ren f ü hrten in dahinter gelegene R ä ume.
    » Welche war Henrys Kammer? «
    » Henrys? « , rief Molly laut. » Na hier, die Erste. Hinter dieser T ü r! « Sie wies gleich auf die vorderste.
    Frances runzelte die Stirn, z ö gerte, aber dann streckte sie die Hand nach dem T ü rknauf aus und trat entschlossen ein. Noch im T ü rrahmen prallte sie zur ü ck.
    » Aber … aber … hier hat er gewohnt? Hier sind doch gar keine Sachen von ihm! «
    Fassungslos starrte sie in den winzigen Raum. Licht fiel durch ein ge ö ffnetes Dachsparrenfenster auf eine karge Matratze aus gestreiftem Sackleinen. Auf den Dielen war Papier verstreut, das meistenteils mit fl ü chtigen Kohlezeichnungen versehen war. Ü ber der Matratze gab es ein Regelbrett, auf dem halbfertige Schnitzst ü cke herumlagen, als w ä ren sie umgeworfen worden. Das dazu geh ö rige Werkzeug konnte sie nirgendwo entdecken. Einige der Schnitzereien waren auf die Matratze heruntergefallen, und darunter fand sich auch ein Holzpferdchen.
    Frances trat in die Kammer und lie ß sich vor der Matratze auf die Knie sinken. Tr ä nen stiegen ihr ohne ihren Willen in die Augen. An den Hals des Holzpferdes war ein Bildchen geklebt, das sie als kleines M ä dchen zeigte. Gro ß vater konnte es nicht gemalt haben, sie kannte seine Zeichnungen zu gut. Sie hob das Pferdchen auf, um es genau anzusehen. Henry hatte zeichnen k ö nnen? Davon hatte sie nichts gewusst. Und er hatte auch das Pferd selbst gemacht, dass er ihr damals geschenkt hatte.
    Du kannst immer zu mir kommen , hatte er gesagt. Ich werde dich beschützen.
    Besch ü tzen? Wovor? Vor den Schatten in der Wohnstube? Vor den Ger ä uschen, die aus diesem Raum im Obergeschoss gekommen waren, lange bevor Molly Haynes ihn in kleinere Kammern aufgeteilt hatte. Vor den vielen fremden Gesichtern, die sie tagt ä glich passiert hatten, von denen viele sie mit gierigen Blicken begafft hatten, mit Blicken, die man einem kleinen M ä dchen nicht zuwarf. Vor den bekannten Gesichtern, noch bedrohlicher als die fremden, der dunklen Stimme, die sie so sehr gehasst hatte …
    » Jetzt reicht es aber, Molly! Halt ihr die Wumme an den Kopf, und wir filzen sie! «
    Frances fuhr herum. Die Stimme!
    » Christopher …« , fl ü sterte sie tonlos. Diese tiefe Stimme, die keine Gnade kannte, die sie nachts noch immer manchmal in ihren Alptr ä umen rufen h ö rte, sie stand vor ihr, personifiziert in einem gro ß gewachsenen, dunkelhaarigen Mann in seinen Zwanzigern. Er musste hinter der T ü r gestanden haben. Seine kalten Augen fixierten sie, als wollte er sie allein mit seinen Blicken ausziehen. Seine Stimme hatte ihre Kindheit mit Dunkelheit ü berzogen. Sie unter sich erstickt wie ein schwerer Vorhang.
    Frances wich einen Schritt zur ü ck, bis sie Holz im R ü cken sp ü rte und nicht weiter konnte. Sie presste sich dagegen, gel ä hmt, so wie fr ü her. Christophers Stimme hatte den Vorhang ihrer Erinnerung durchschnitten. Jetzt gab es nur noch sie und ihn. An ihrer Schl ä fe sp ü rte sie etwas Kaltes, von dem sie sicher war, dass es sich um den metallene Lauf einer Waffe handelte, die Molly halten musste. Aber das z ä hlte nicht. Auch den anderen Mann, der hinter Molly Hanes ’ Sohn stand, nahm sie kaum war. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er etwas auf den Armen trug, Kleider vielleicht und ein Paar Schuhe, Dinge, die Henry geh ö rt haben mochten.
    Ihre Finger

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