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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Das musste sch ö n gewesen sein. Inmitten dieser holzget ä felten Wohnstube am Tee zu nippen und Mollys Geschichten zuzuh ö ren, w ä hrend drau ß en der Wind kalt durch die Gassen fuhr. Aber in ihrem Kopf fanden sich nur vage Erinnerungen an W ä rme, an die Schnitzereien der Holzvert ä felung. Auch an Mollys Gesicht begann sie sich zu erinnern.
    Doch da waren auch noch andere Gesichter …
    » Ach, ich sollte dir nicht b ö se sein, dass du nichts mehr davon wei ß t. Es ist schon so lange her, und sicher f ü hrst du jetzt ein sehr viel besseres Leben. Geht es euch gut auf dem Land? «
    Sie nickte. » Mein Stiefvater ist ein guter Mann. Er behandelt mich wie eine Tochter. «
    » Das ist sch ö n. Also muss Elizabeth nun nicht mehr um jeden Penny k ä mpfen? Habt ihr Geld? «
    » Es geht uns gut …«
    » Aus deinem Bruder war dar ü ber kaum je ein Wort herauszubekommen. Manchmal konnte er etwas verstockt sein, der gute Henry. «
    » Wei ß t du etwas ü ber meinen Bruder? «
    » Dein Bruder? « Molly r ä usperte sich. Ihr Blick tastete sich nerv ö s zu einer Treppe vor, die in der dunkelsten Ecke des Raumes in die H ö he f ü hrte. » Tja … dein Bruder …«
    Also hatte sie es auch schon geh ö rt? » Er ist tot, Molly. Ich wei ß das. «
    Das Gesicht der alten Frau zeigte keinerlei Erleichterung dar ü ber, dass Frances es schon wusste und sie ihr nun nichts mehr erkl ä ren musste. Aber wer wollte ihr das verdenken? Schlie ß lich war ein Verbrechen geschehen. » Eine … eine schlimme Sache. Er hat hier gewohnt. Wir haben ihm eine kleine Kammer im Obergeschoss abgeteilt, und da hat es ihm all die Zeit ü ber gut gefallen. «
    » Wie sch ö n, dass er gut aufgehoben war! « Genau genommen war das die erste gute Nachricht, die Frances heute h ö rte. Henry hatte nicht in einer ekelhaften Absteige wohnen m ü ssen so wie Matthew! » Ich habe mich immer gefragt, was er hier in London so treibt, wo er untergekommen ist. «
    » Ja, er war recht wortkarg. Hat alles in sich hineingefressen. Nur seine Miete, die hat er p ü nktlich abgeliefert, und dann hat er immer einige Worte mit mir gewechselt. Aber ü ber seine Familie hat er nie gesprochen. «
    Und wenn er sie in Chipperfield besucht hatte, dann hatte er nichts ü ber sein Leben in London verlauten lassen. Henry war ein stiller Mensch gewesen. Er hatte es nicht verdient, so fr ü h zu sterben. » Sicher wird es dich freuen zu h ö ren, dass er ein anst ä ndiges Begr ä bnis bekommt. Ich werde f ü r die Leichenkosten aufkommen. «
    » Du? « Molly zog die Augenbrauen hoch und musterte sie genau. » Das kannst du? «
    Frances l ä chelte verlegen. » Ja, ich habe das ein oder andere Besitztum ver ä u ß ert und eine Stellung angenommen. «
    » Ach? « Die alte Frau leckte sich ü ber die Lippen. » Und hast du das Geld etwa jetzt bei dir? «
    » Ja « , sagte Frances z ö gerlich.
    Molly schlug die H ä nde ü ber dem Kopf zusammen. » Wie unvorsichtig von dir! Gehst nach St. Giles und tr ä gst so viel Geld mit dir herum. Wie schnell k ö nntest du hier mitsamt deiner Barschaft auf nimmer Wiedersehen verschwinden! Und deine arme Mutter h ä tte dann das Nachsehen! «
    Dar ü ber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Sie hatte sich in Collins Gegenwart einigerma ß en sicher gef ü hlt. Hoffentlich kam er bald zur ü ck, sonst w ü rde sie sich am Ende nicht mehr von hier fortwagen! Zum Gl ü ck hatte sie einen Gro ß teil Ihres Geldes bereits f ü r das Begr ä bnis ausgegeben.
    » So, so. « Molly sah gedankenverloren ins Feuer. » Ein anst ä ndiges Begr ä bnis f ü r einen anst ä ndigen Jungen. «
    » K ö nnte ich vielleicht einmal sein Zimmer sehen, Molly? «
    Ü berrascht blickte die alte Frau auf.
    » Na ja, ich wei ß so wenig ü ber ihn. Vielleicht w ü rde ich mich ihm ein wenig n ä her f ü hlen in dem Raum, in dem er so lange gelebt hat. Ich meine, jetzt, wo er nicht mehr da ist …«
    Molly sprang auf und sah wieder zu der Treppe hin ü ber. » Aber, sicher doch. Nach oben gehen … Nat ü rlich willst du nach oben gehen und Henrys Kammer sehen! «
    Warum sprach sie auf einmal so laut?
    » Es ist dein gutes Recht, das Zimmer deines Bruders zu sehen. «
    Frances stand auf und ging zur Treppe hin ü ber, die alte Frau war ihr dicht auf den Fersen.
    » Es ist vielleicht ein wenig unaufger ä umt. Henry war recht unordentlich. Wie junge Burschen halt sind. «
    » Das ist mir egal. « Frances setzte den Fu ß auf die erste Stufe.
    Ü ber

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